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Rätselhafte Umarmung

Rätselhafte Umarmung

Titel: Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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und trotzdem hätte er sie liebend gern geküsst . Bei dem Gedanken kam er sich vor wie ein Lüstling.
    »Bryan«, wiederholte sie zaghaft und faltete die kleinen weißen Hände fest vor ihrem Bauch. »Vielen Dank, daß Sie mir Ihr Zimmer überlassen haben und ... für alles.«
    Sie brachte es nicht über sich zu sagen, »daß Sie mich getröstet haben.« Der Gedanke, daß sie sich einem Fremden an die Brust geworfen und ihn mit ihrem Schmerz überhäuft hatte, war ihr unangenehm. Sie wusste nicht mehr, wann sie das letzte Mal vor jemandem geweint hatte. Nicht einmal, als ihre Mutter ihr erklärt hatte, daß sie nie wieder heimzukommen brauchte, hatte sie ihren Tränen freien Lauf gelassen. Sie hatte nicht vor ihrer Mutter geweint, und sie hatte auch nicht geweint, als sie aus dem Haus und zu Terence in den Wagen gestiegen war. Ihr Stolz hatte das nicht erlaubt.
    Aber heute nacht hatte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten können. In Strömen waren sie auf Bryan Hennessys breite Brust geflossen. Und er hatte sie in seinen Armen gehalten, als wäre es das Natürlichste auf der Welt.
    Bryan lehnte immer noch am Türrahmen und starrte sie gedankenversunken an. Sie stand neben dem Bett, klein und verletzlich in ihrem unförmigen lila Sweater, das Gesicht eingerahmt von dünnen Strähnen babyfeinen Haares. Ihre Augen erinnerten ihn an Teiche in der Dämmerung. Wieder spürte er ein begehrliches Ziehen im Unterleib. Ohne ein weiteres Wort trat er in den Flur und zog die Tür hinter sich zu.
    Augenblicklich begann Rachel, sich nach ihm zu sehnen. Sie sehnte sich nach einem Wahnsinnigen. Lächerlich, schalt sie sich. Sie sehnte sich nach der Gesellschaft eines Betrügers, nur weil er so nett lächeln konnte und einen so seltsamen Sinn für Humor hatte. Das passt e kaum zu einer realistischen Person wie ihr.
    Um sich von ihren Gefühlen abzulenken, konzentrierte sie sich darauf, sich für das Bett fertigzumachen. Sie war so müde. Sie musste all ihre Kraft aufbieten, um dieses Problem zu bewältigen. Sie zog ihr Nachthemd aus einem angeschlagenen Koffer und streifte es sich schnell über. Es war im Grunde kein richtiges Nachthemd, sondern ein riesiges T-Shirt mit einer aufgedruckten Bach-Büste, unter der zu lesen war: »Ich steh auf Barock.« Vor dem abendlichen Ritual des Waschens und Zähneputzens zog sie die Nadeln aus ihrem Haar, so daß es ihr weich über die Schultern fiel. Schließlich zog sie die Bettdecke zurück und schlüpfte mit wohligem Stöhnen ins Bett. Erleichtert ließ sie ihren müden Leib auf die Matratze sinken.
    So erschöpft sie auch war, sie konnte einfach nicht einschlafen. Sie lag im Bett, starrte lange die Decke an und versuchte, an überhaupt nichts zu denken. Aber sie schaffte es nicht, ihren Kopf frei zu bekommen. Immer neue Gedanken tauchten aus der Tiefe ihres Unterbewusstseins auf - Gedanken an Addie, an Terence, an die Vergangenheit, an die Zukunft, an Bryan Hennessy.
    Das Kissen, auf dem ihr Kopf lag, roch nach ihm. Die Decke, die ihren Leib umhüllte, hatte auch seinen umhüllt. Die Matratze unter ihr hatte unter dem Gewicht seines kräftigen, athletischen Körpers nachgegeben. Diese Gedanken schienen ihr fast unerträglich erotisch. Rastlos wälzte sie sich herum. Alle Nervenenden standen plötzlich unter sexueller Hochspannung, bis ihr selbst die Berührung der Decke auf ihrer Haut wie eine Liebkosung vorkam. Ihre plötzlich ausgesprochen blühende Phantasie beschwor sein Bild vor ihr herauf; sie spürte, wie seine großen Hände sie besänftigend streichelten und seine Lippen Küsse auf ihre Wangen hauchten. Ihre Brustwarzen wurden fest, und ein unruhiges Verlangen breitete sich in ihrem Unterleib aus.
    Zu diesem Wirrwarr von Empfindungen gesellten sich unbestimmte Scham-und Schuldgefühle. Es gehörte sich nicht, daß sie sich so etwas mit einem Mann ausmalte, den sie kaum kannte. Außerdem war es nicht ihre Art, in sexuellen Phantasien zu schwelgen. Sex war ihr nie besonders wichtig gewesen. Deshalb tat sie diese Gefühle als Streßreaktion ab. Sie fühlte sich einfach wie erschlagen. Es war ganz natürlich, daß sie mit jemandem schmusen wollte, gehalten werden wollte, vergessen wollte.
    Und es gab so viel, was sie gern vergessen hätte - all die Träume, die sie aufgegeben hatte oder die im Winde verweht waren, all die ver passt en Gelegenheiten.
    Schließlich gab Rachel die Hoffnung auf Schlaf auf und schaltete die alte Nachttischlampe neben dem Bett ein. Sie stopfte das Kissen

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