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Rätselhafte Umarmung

Rätselhafte Umarmung

Titel: Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Augen schaute und sah, wie unsicher und fragend ihr Blick war, wuchs das Bedürfnis, sie ja sagen zu hören, ins Unermessliche . Und das unsichtbare Band zwischen ihnen, das beide zu verleugnen versuchten, wurde stärker und fester.
    »Wie ist es, Rachel?« fragte er. Er flüsterte nur noch. »Geben Sie mir eine Chance?«
    Rachel schluckte schwer. Ihr Herz hämmerte, und die Knie wurden ihr weich. Seine Frage klang, als würde er sie um mehr bitten als nur um die Erlaubnis, in Drake House zu arbeiten. Als sie in seine ernsten blauen Augen aufschaute, wusste sie instinktiv, was er wollte. Sie spürte es in ihrem Herzen, und Angst durchschnitt den Nebel, in dem sie versunken war. Wie sollte sie mit einem Mann fertig werden, der an Magie glaubte?
    Irgendwo im Haus schlug eine Tür, dann waren entfernte Stimmen zu hören.
    Es durfte nicht sein, flüsterte sich Rachel ein. Das letzte, was sie brauchte, war ein Mann, der an Magie glaubte.
    Bryan zuckte insgeheim zusammen. Er hatte die Worte gehört, obwohl Rachel sie nur in ihrer Seele ausgesprochen hatte, und sie hatten ihn genau ins Herz getroffen.
    Bevor er Gelegenheit hatte, sich Gedanken über ihre Reaktion zu machen, waren die Stimmen, die vorhin so fern geklungen hatten, wieder zu hören - direkt vor dem Salon. Dann tauchte Deputy Skreawupps massige Gestalt in der Tür auf. Der Deputy hakte die Daumen hinter die Gürtelschnalle, so daß seine Arme den faßrunden Bauch umspannten. Er zog die Stirn in Falten, bis seine Augenbrauen fast auf das Doppelkinn stießen. Er hatte verblüffende Ähnlichkeit mit Oliver Hardy, aber leider nicht dessen Sinn für Humor.
    Bryan zog die Brauen hoch, trat einen Schritt zurück und brach damit den Bann, der ihn und Rachel gefangengenommen hatte. Plötzlich fuhr eine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger hinter Deputy hervor.
    »Da ist sie!« Addies Stimme war hinter Skreawupps massigem Leib nur undeutlich zu vernehmen. »Sie ist es!«
    Der Deputy schlenderte langsam los, den finsteren Blick fest auf Rachel geheftet, die ihn anschaute, als würde sie für eine Statue mit dem Titel »Fassungslos« Modell stehen. »Also gut, Engelchen, das Spiel ist aus«, erklärte er. Seine Stimme klang tonlos und übertrieben monoton wie die eines Detektivs aus einem Film der vierziger fahre.
    »Wie bitte?« quiekte Rachel. Ihr Blick schoss zwischen dem Deputy und ihrer Mutter hin und her.
    Addie sah sie kalt und vollkommen mitleidslos an. »Das ist sie, Officer. Die Einbrecherin.«
    »Mutter!« rief Rachel entsetzt aus. Vor Verlegenheit wurde sie knallrot.
    »Sie sieht wie meine Tochter aus, aber sie ist es nicht«, erläuterte Addie. »Sie verstellt sich. Sie ist letzte Nacht hier eingebrochen und hat mein Gebiss gestohlen.«
    »Das ist wirklich unerhört«, meinte der Deputy und schüttelte traurig den Kopf. »Aber nichts Neues für mich. Schlechte Zeiten, schlechte Menschen. Macht mich krank.«
    »Das stimmt nicht!« widersprach Rachel eindringlich. »Ich bin ihre Tochter.« Sie wandte sich mit großen, flehenden Augen an Addie. »Mutter, wie kannst du so etwas behaupten?«
    »Du bist nicht meine Tochter. Meine Tochter hat mich verlassen«, erklärte Addie eisern. Sie hob hoheitsvoll die schmale Nase und wedelte wegwerfend mit der Hand. »Bringen Sie sie fort, Deputy. Ich werde jetzt meinen Toast nehmen. Hennessy, ab in die Küche.«
    Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz ihrer grünen Gummistiefel kehrt und marschierte aus dem Zimmer, offenbar fest damit rechnend, daß Bryan ihr folgte. Bryan räusperte sich und lächelte den Deputy strahlend an. »Ich glaube, das ist ein Missverständnis .«
    Der Deputy zog ein kleines Notizbuch und einen Bleistift aus der Hemdtasche, um Bryans Aussage aufzunehmen. »Sie waren letzte Nacht hier?«
    »Ja, ich habe auf dem Billardtisch geschlafen. Ich kann nur davon abraten.«
    Skreawupp hielt im Schreiben inne und zielte mit dem Radiergummi am Stiftende auf Bryan. »Werden Sie bloß nicht frech, Freundchen, sonst kastrier' ich Sie wie einen nassen Pudel.«
    Bryan sah ihn schockiert an. »Ich muss doch bitten, Sir. Es ist eine Dame im Raum.«
    »Hören Sie«, knurrte der Deputy, und seine schlaffen Schultern sackten noch tiefer. Er ließ von Bryan ab und wandte sich wieder Rachel zu. »Ich bin es verdammt leid, dauernd wegen irgendwelchem Blödsinn hier raus gerufen zu werden. Sind Sie nun Addies Tochter oder nicht?«
    »Ich bin Rachel Lindquist«, antwortete Rachel gepresst und mit trotzig vorgerecktem Kinn.

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