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Räuber von den Sternen

Räuber von den Sternen

Titel: Räuber von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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verzweifelten Versuch handelte, dem Tode zu entgehen.
     
    *
     
    Sambara stockte der Atem, und seine Knie drohten ihren Dienst zu verweigern, aber was sich in seinem Gesicht zeigte, war nur ein momentanes Zusammenziehen der Muskeln. In seiner Ausbildung zum Hohenpriester hatte er gelernt, nahezu alles mit Fassung aufzunehmen. Einer seiner Vorgänger hatte den Sinn dieser Selbstbeherrschung in den verbotenen Büchern im Rahmen einer erdachten Diskussion sehr gut ausgedrückt: »Der gewöhnliche Mensch fürchtet sich vor jedem, was er nicht versteht – aber nicht, weil er es nicht versteht, sondern weil er sich das Schlimmste vorstellt.« Sambara weigerte sich standhaft, sich das Schlimmste vorzustellen, obgleich die Insassen dieses Himmelsbootes sehr wenig Ähnlichkeit mit Menschen hatten.
    Es gab fünf von ihnen, und nicht zwei waren einander gleich. Einer hatte den glänzenden Leib und die riesigen starren Augen eines gewaltigen Insekts; ein anderer schien knochenlos zu sein, mit stummeligen, muskulösen Anhängseln, die in Bündeln schlangenartiger dünner Finger endeten; der dritte, bläulichrot in der Farbe und mit schuppiger Haut, bestand beinahe zur Hälfte aus Kopf und hatte drei große ovale Augen; der vierte war der menschenähnlichste von allen, mit zwei stämmigen Beinen, einem vernünftig proportionierten Kopf und einem nahezu normalen Körper – das heißt, menschenähnlich war auch er nur, wenn man das zusätzliche Armpaar und die leichenähnlich blaßgrüne Hautfarbe außer acht ließ; der letzte mit seinen Krallenfüßen und dem bunten Federkleid hätte einem riesigen Vogel geglichen, wäre sein Kopf nicht der eines Reptils gewesen und hätte er statt gefiederter Schwingen nicht zwei affenartige Arme an den Seiten gehabt.
    Sambara blickte von einem zum anderen, unterdrückte mit eisernem Willen seine Angst und wartete, daß eine dieser unmöglichen Kreaturen etwas sagte. Der bläulichrot Schuppige klappte seine drei Augen zu und wieder auf und sagte schließlich mit »Indras« Stimme: »Einfältiger Sambara, kein Mensch hat jemals unsere Gesichter erblickt und gelebt, um darüber zu berichten. Komm, setze dich zu uns als Freund, daß du Divodasas Armee siehst und Zeuge der schrecklichen Macht Indras wirst.«
    Die Ungeheuer rückten zusammen und machten dem Hohenpriester Platz. »Wenn es dem mächtigen Indra gefällt«, murmelte Sambara und nahm den freigewordenen Platz ein. Auf einer niedrigen Tischplatte vor ihm war der smaragdene Elefant.
    Sambara tat, als ob er ihn nicht sähe.
    Das gesamte Dach des Himmelsbootes schien eine Blase aus einem transparenten Material zu sein und gewährte ungehinderten Ausblick in alle Richtungen. Nach einer Weile sah er, daß die Blase nur das Mittelstück überdachte und daß die metallische Kante um eine Körperlänge darüber hinausreichte; plötzlich kippte das Himmelsboot und brachte den dunkelgrünen Dschungelhorizont ins Blickfeld. Sambara konnte den breiten Flußlauf mit seinen Krümmungen und Altwässern unter sich sehen. Unwillkürlich hielt er sich an seinem Sitz fest. Der Menschenähnliche lachte und sagte etwas in einer fremden Sprache, und der Schuppige erklärte im Dialekt von Harappa: »Keine Angst, Sambara, Indras Himmelsschiff ist vollkommen sicher. Du kannst nicht hinausfallen.«
    Sambara hatte keine klare Vorstellung, wie lange die nervenzermürbende Reise tatsächlich dauerte, denn jeder Augenblick wartete mit einer solchen Vielzahl von neuen Erfahrungen und Eindrücken auf, daß er vollauf beschäftigt war, den Anschein unerschütterlichen Gleichmuts zu wahren.
    Nach unbestimmter Zeit ging das Himmelsboot bis zu den Baumkronen herunter und näherte sich einer Lichtung, wo eine große Horde von Divodasas Barbaren lagerte. Im Schutz der letzten Baumreihe blieb das Himmelsboot still in der Luft hängen, so daß Sambara Zeit hatte, die Zahl und die Bewaffnung der Eindringlinge zu studieren.
    Er war beeindruckt. Die Geschichten, die von den verstörten Flüchtlingen aus dem Norden verbreitet wurden, waren offenbar nicht übertrieben. Die Barbaren waren widerwärtig blaßhäutig, und nicht wenige von ihnen hatten struppige rote oder gelbliche Bärte. Wenn noch ein weiterer Beweis für ihre bestialische Natur nötig gewesen wäre, ein Blick auf ihre Köpfe hätte jeden halbwegs kultivierten Menschen überzeugt, daß Divodasas Soldaten nicht viel mehr als Tiere waren: Ihre Köpfe waren wie die von Frauen, völlig mit wirrem Haar bedeckt, statt nach

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