Räuber von den Sternen
neuen Auftrieb. Zwar hatte er sämtliche Pfeile aus dem Köcher verloren, aber der Köcher selbst und mit ihm die Phasen-Fernsteuerung war auf seinem Rücken geblieben. Außerdem hatte er immer noch das großartige Schwert, das seine erste Bewährungsprobe trotz allen Mißgeschicks bestanden hatte.
»Die anderen haben nur zweieinhalb kampftüchtige Leute, und wir sind fünf«, erklärte er nach Webleys Rückkehr. »Außerdem verfügen wir über die Elefanten. Wir können von allen Seiten angreifen – und von innen.«
»Natürlich!« rief Luise. »Sie können den Transporter nehmen und unbemerkt in ihrer Nähe landen.«
»Das ist meine Absicht«, gab Fortune zu.
»Aber was machen wir mit Sambara? In diesem Zustand ist er keine Hilfe für uns.«
»Web?«
»Meinetwegen«, grollte der Symbiont unwillig. Er zielte eine Gedankenmatrize auf Ronel. Ronel empfand den Vorschlag als Zumutung und stimmte erst nach einigem Hin und Her unter dem Vorbehalt zu, daß die notgedrungene Verschmelzung augenblicklich gelöst werde, sobald sie ihre Aufgabe erfüllt hätten.
Schweigend machten die beiden Symbionten sich von ihrem jeweiligen Partner frei, flossen zusammen und ließen sich sanft auf den in dumpfe Teilnahmslosigkeit versunkenen Sambara herab. In der alles durchdringenden Dunkelheit beruhigten sie ihn mit dosierten Gedankensonden. Wie Webley vermutet hatte, war des Hohenpriesters Schockreaktion so stark, daß der Abschirmmechanismus zusammengebrochen war, den menschliche Erwachsene unbewußt gegen äußere Einmischungen unterhalten. Das machte den Zugang zu den Steuerungszentren seines Gehirns relativ einfach. Gemeinsam restrukturierten sie seine Überzeugungen, fügten Informationen hinzu, von denen kein anderer Mensch für Jahrtausende auch nur ahnen würde, und fügten alles das so sauber zusammen, daß nur ein anderer Symbiont die Nähte erkennen konnte. Nach getaner Arbeit zogen sie sich zurück und lösten sich hastig voneinander.
Der Hohenpriester hob seinen Kopf und richtete sich auf. »Das scheint mir ein guter Plan zu sein«, sagte er sachlich. »Solange keiner von uns den Kopf verliert, wird das Imperium kaum eine Chance haben. Nun, worauf warten wir noch, Fortune? Fangen wir an!«
Nach Art der Mahouts ritten sie zurück in die Stadt, genauso, wie Generationen von Mahouts es in den letzten tausend Jahren gemacht hatten und in den kommenden dreitausend Jahren machen würden, nicht als Gefangene in den eingerollten Rüsseln der Elefanten, sondern rittlings auf den Nacken der Dickhäuter sitzend, die Beine von den Knien abwärts hinter den Ohren der Tiere. Es wäre eine triumphale Prozession daraus geworden, wenn das Reiten von Elefanten so einfach gewesen wäre, wie die Mahouts den Eindruck zu erwecken verstanden.
Obwohl sein Elefant ein massiges und hohes Exemplar mit der ganzen Stabilität seines Körpergewichts war, entdeckte Fortune bald, daß er eigentlich nicht zum Reiten geschaffen war. Hätte Fortune mehr als einen Lendenschurz getragen, hätte er vielleicht die spitzen, drahtigen Haare ignorieren können, die das Fell des Dickhäuters zierten, aber keine Schutzkleidung hätte ihn vor der Erkenntnis geschützt, daß des Elefanten Schultern nicht breiter als seine eigenen Hüften waren, denn beide nahmen praktisch die gleiche Stelle ein. Daraus folgte, daß er einen wackligen Sitz unter sich hatte, der dem Reiter bei schnellem Tempo ein ausgeprägtes Gefühl für Rhythmus abverlangte. Sich vor dem Sturz zu bewahren, nahm Fortunes ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, und schon nach den ersten hundert Metern hatte er keine Zeit mehr, sich um etwaige Haltungsfehler zu kümmern.
Nach einem Kilometer war ihm klar, daß er, Sambara und Luise längst heruntergefallen wären, hätten Webley und Ronel die Elefanten nicht unter telepathischer Kontrolle gehalten.
Als sie den Rand des Dschungels hinter sich ließen, sahen sie den Vollmond fett über dem östlichen Horizont hängen. In seinem Licht erschienen die Elefanten als gewaltige graue Gespenster, die fast geräuschlos über die Baumwollfelder zogen. Anfangs hatte er nur ein knappes Dutzend der Tiere gesehen; nun waren es wenigstens fünfzig, und mit jeder Minute schienen es mehr zu werden.
Die Wächter am großen Tor von Mohenjo-daro glaubten, Divodasas Armee sei angekommen, und hätten Alarm geschlagen, wäre Sambara nicht geistesgegenwärtig an die Spitze galoppiert. Er gab sich zu erkennen, bevor die erschrockenen Soldaten ihre schlafenden Mitbürger
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