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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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»Nanu, das ist ja gar nicht mehr vakuumverpackt.« Sie drückte seitlich auf die Packung, die deutlich nachgab, und entnahm weitere Kaffeepakete aus dem Schrank mit dem gleichen Resultat.
    »Seltsam«, dachte sie laut. »Das ergibt wirklich keinen Sinn.«
    »Gib mal her«, mischte ich mich ein. Ich nahm ihr ein Päckchen ab und öffnete es, was sehr leicht ging. »Das ist nicht einmal mehr original verschlossen. Und Kaffee ist auch keiner drin.«
    Ich zog eine Metalldose aus dem Kaffeekarton. Sie sah seltsam aus und war mit chinesischen oder japanischen oder sonst welchen asiatischen Schriftzeichen übersät. Aus einem deutschen Supermarkt stammte die Dose mit Sicherheit nicht.
    »Schau mal«, meinte Jutta. »Da ist eine Frucht abgebildet. Ich habe das zwar schon irgendwo einmal gesehen, doch im Moment komme ich nicht drauf.«
    »Hopfen«, antwortete ich. »Das weiß doch nun wirklich jedes Kind.«
    Meine Kollegin stutzte, doch dann lachte sie laut heraus. »Ausgerechnet du, der nicht einmal Kopfsalat von Eisbergsalat unterscheiden kann.«
    »Willst du mich auf die Probe stellen? Kopfsalat und Eisbergsalat ist doch dasselbe.«
    »Wenn du meinst. Wie kommst du gerade auf Hopfen?«
    »Ich interessiere mich halt für die Zutaten, die ich tagtäglich zu mir nehme. Was wäre ein gepflegtes Pils ohne den Hopfen?«
    Jutta entnahm der Besteckschublade einen Öffner. »Da ist ja nur Pulver drin«, meinte sie kurz darauf.
    Sie steckte ihren Zeigefinger hinein und schleckte ihn vorsichtig ab. »Schmeckt streng, aber nicht nach Rauschgift.«
    »Hopfenextrakt«, sagte ich, der den Ausdruck selbst erst seit gestern kannte.
    »Und was macht man damit?«
    »Bierbrauen zum Beispiel?«
    Jutta starrte mich an. »Denkst du, dass dieser Assistenzarzt sich mit einer Brauerei selbstständig machen wollte?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Eher nicht. Oder hast du in seiner Wohnung irgendetwas Alkoholisches gefunden? Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder brauchte er den Hopfenextrakt für etwas anders als zum Bierbrauen oder das Zeug dient nur zur Tarnung, so wie die Kaffeeumverpackung.«
    Jutta verstand. »Du meinst, der Hopfen liegt nur oben drauf und weiter unten sind andere Substanzen.«
    Ohne auf mein zustimmendes Nicken zu warten, schüttete sie den Inhalt der ganzen Dose in die Spüle. Mit einem Esslöffel rührte sie in dem Pulver herum. »Alles einheitlich, Reiner. Vielleicht ist nur in ein paar bestimmten Dosen etwas anderes drin.«
    »Oder die Substanz wurde mit dem Hopfenextrakt ganz fein vermischt und lässt sich nur mit einem chemischen Verfahren wieder trennen«, gab ich zu bedenken.
    »Da werden die Kollegen im Labor ganz schön fluchen«, meinte Jutta mit einem ironischen Unterton.
    Ich schüttelte den Kopf. »Die werden nichts finden, es muss um etwas anderes gehen. Drüben im Schlafzimmer habe ich einen Karton mit verschreibungspflichtigen Medikamenten gefunden. Wenn Schönhausen wegen den Arzneimitteln oder wegen dieser Dosen umgebracht wurde, hätten die Täter dies alles sehr leicht finden können. Mein Verdacht geht eher in die Richtung, dass unser Arzt wohl einige nicht ganz so legale Sachen am Laufen hatte, diese aber nicht direkt mit seinem Tod zu tun haben.«
    Es klingelte an der Haustür. Im Fernsehen sah man bisweilen, wie der Beamte aus sicherheitsrelevanten Gründen seine Dienstwaffe ziehen würde. Da wir aber in der Realität lebten, und ich zudem ein Waffenhasser war, ging ich, völlig Fernsehkrimi-unkonform, zur Tür und öffnete diese. Ich wirkte dabei völlig cool, auch wenn mir nicht danach war. Aber Jutta stand hinter mir und beobachtete mich genau.
    Glücklicherweise waren es keine Verbrecher, die zurückkamen, um den vergessenen Schuh abzuholen, sondern die beiden Spurensicherer aus dem Ebertpark.
    »Na, sind inzwischen alle Spuren beseitigt?«, blökte mich einer der beiden an. »Oder gibt es noch etwas für uns zu tun?«
    Ich streckte ihnen meine behandschuhten Hände entgegen und meinte: »Bei der Kälte gehe ich ohne Handschuhe nicht ins Haus. Die Eingangstür könnt ihr aussparen, da gibt’s nichts zu finden.«
    Um eine Eskalation zu vermeiden, wie sie unter Männern üblicherweise gang und gäbe ist, ging Jutta mit den zwei in die Wohnung, um ihnen unsere Beobachtungen im Wohnzimmer und der Küche zu zeigen. Um Streitereien wegen der verstopften Spüle aus dem Weg zu gehen, wollte ich im Vorgarten auf meine Kollegin warten. An der Gartentür lungerte neugierig eine Schildkröte in

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