Räuberbier
österreichischen Unternehmens Swarovski besetzt und mit einem Naturkorken verschlossen. Damit hält sich das Aroma wesentlich länger.«
Aroma? Bei Wasser? KPD war ja noch viel dekadenter, als ich vermutet hatte.
Diefenbach steigerte sich weiter rein: »Das amerikanische Edel-Wässerchen kostet 98 Euro. Pro Flasche, wohlgemerkt. Ich habe immer einen kleinen Vorrat zuhause für besondere Anlässe.«
98 Euro, dafür würde ich acht bis zehn Kasten Pils bekommen. Und schon lief mir langsam ein imaginäres Bier den Rachen hinunter.
KPD nutzte die Zeit meiner gedanklichen Abschweifungen, um sich mit einer Flasche Wein zu bewaffnen. »Lassen Sie uns zu Beginn ein Gläschen Wein auf meinen letzten Erfolg genießen.« Er hielt mir die geöffnete Flasche hin.
Meine Speiseröhre zuckte wie Doktor Metzgers Mundwinkel, während ich mir das Etikett näher betrachtete.
›91er Deidesheimer Hofstück, Riesling Kabinett trocken, 67146 Deidesheim‹, stand in kunstvollen Buchstaben auf der Flasche.
»Na, alles in Ordnung damit?«, fragte mich lächelnd mein Chef, während er genussvoll die beiden Gläser befüllte.
Zum ersten Mal an diesem Abend konnte ich ebenfalls lächeln. »Es tut mir sehr leid, Herr Diefenbach. Aber mit der Auswahl des Weines haben Sie keine gute Wahl getroffen. Es handelt sich nämlich ganz offensichtlich um eine Fälschung!«
Frage: Woran erkannte Reiner Palzki, dass es sich bei dem Wein um eine Fälschung handeln musste?
Lösung: siehe unter www.palzki.de
Personen
a) Polizeibeamte, die namentlich erwähnt werden:
Reiner Palzki, Kriminalhauptkommissar
KPD (Klaus Pierre Diefenbach),
Palzkis Vorgesetzter
Gerhard Steinbeißer, Palzkis Kollege
Jutta Wagner, Palzkis Kollegin
b) Doktor Matthias Metzger, skurriler Notarzt
c) Mitarbeiter der Brauerei Eichbaum:
Ferdinand Jäger, Leiter Abteilung
Betriebsbesichtigung
Fürchtegott Glaubier, Braumeister
Karl-Max Monet, sein Gehilfe
Alfred E. Lobhudel, Pressesprecher
Wanda Costa, Leiterin Marketing
Die Entscheidung
Es hätte so ein schöner Tag werden können.
Ich liebte den Oktober und hasste ihn auch. Die Hundstage mit ihren erbarmungslosen Hitzegraden und das urlaubsbedingte provozierende Körperbraun, welches die lieben Kollegen vorführten, gehörten endlich der Vergangenheit an. Doch knapp hinter dem Horizont zeichnete sich bereits allmählich der matsch-feucht-eklige Winter ab, der in der Metropolregion Rhein-Neckar als Wetterstandard galt. Aber weder die Vergangenheit noch die Zukunft irritierten mich an diesem Tag. Ich lebte in der Gegenwart und war glücklich, keine Romanfigur zu sein, die den dubiosen und oftmals gefährlichen Einfällen eines Kriminalschriftstellers hilflos ausgeliefert war.
Es mochte manchmal in der Region Sauwetter herrschen, Bierwetter dagegen, das war immer. Ich hatte nämlich einen Sieg errungen. Einen Sieg für meine Polizeikollegen der Schifferstadter Kriminalinspektion und auch für mich. Und das kam so:
Bis vor Kurzem feierten wir regelmäßig ausgelassene Betriebsfeste in unserem Sozialraum, während wenige ausgeloste Pechvögel Streife fahren mussten, um ein wenig Präsenz zu zeigen. Dass wir in diesen Nächten personell stark unterbesetzt waren, durfte die Bevölkerung niemals erfahren. Die Partys waren legendär. Wir feierten auf Holzbänken tanzend wilde Hard-Rock-Partys. Doch damit war seit einem halben Jahr Schluss. Als kommissarischer Dienststellenleiter hatte ich ungefragt einen neuen Chef vor die Nase gesetzt bekommen: Kriminaloberrat Klaus Pierre Diefenbach, wegen seiner Initialen von allen nur KPD genannt, war wegen einiger Verfehlungen vom Ludwigshafener Polizeipräsidium aufs Land nach Schifferstadt strafversetzt worden.
KPD war ein absoluter Gourmet, Zigarrenliebhaber und, was am schlimmsten für uns war, ein Weinprofi. Statt der wilden Partys verfügte er fortan halbjährlich einen Betriebsausflug, der für die Öffentlichkeit als Fortbildungsveranstaltung getarnt wurde. Er meinte, was Lehrer tun, könnten wir schon lange.
Die kurz nach seinem Amtsantritt durchgeführte Weinprobe endete in einem Fiasko. Und das lag nicht nur an dem eingeschmuggelten Kasten Pils, um den wir uns im Weinkeller stritten, während ein Fachmann über Farbe und Abgang diverser Rebsorten referierte. Auch die herzerfrischenden Dialoge waren ausschlaggebend.
»Herr Palzki«, meinte KPD während des Rundgangs in Angebermanier zu mir.
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