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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Man sah ihm an, dass er nach Gegenargumenten suchte. Schließlich gab er auf. »Da scheint etwas dran zu sein«, meinte er vorsichtig. »Was kann man bei diesem Wettbewerb gewinnen?«
    »Ruhm und Ehre. Nach dem Gewinner wird eine eigene Biersorte benannt.« Damit hatte ich KPD an seiner empfindlichsten Stelle getroffen.
    »Wirklich?«, fragte er sofort erwartungsgemäß nach. Er überlegte kurz und meinte dann mit einem Lächeln auf den Lippen: »Dr. Diefenbachs Kripo-Bier, das hätte was.«
    Wir starrten ihn mit offenen Mündern an, bis Jutta meinte: »Ich wusste gar nicht, dass Sie promoviert haben.«
    »Hab ich auch nicht«, antwortete unser Vorgesetzter. »Das kann man aber schnell irgendwo im Ausland nachholen. Das regle ich dann mit den Eichbaum-Leuten, wenn es so weit ist.« Er strahlte, er sah sich im Geiste wohl schon als Gewinner.
    Ich war auf der Zielkurve und beendete die Diskussion mit einer sprachlichen Spitze. »Ist doch egal, ob Herr Dr. Diefenbach provoziert hat oder nicht. Zuerst müssen wir mal ins Trainingslager.«
    »Wie soll ich das verstehen, Herr Palzki?«
    »Naja, wir können doch da ohne Training nicht mitmachen. Ich schlage vor, dass wir zunächst eine Brauereibesichtigung mit anschließender Bierprobe organisieren.«
    KPD nickte. »Das könnten wir eigentlich im Rahmen eines Betriebsausfluges machen. Dann kann ich die Untergebenen gleich von meinem guten Geschmack überzeugen. Offiziell nennen wir es ›Lehrgang zur Steigerung der Sinneswahrnehmung von Polizeibeamten‹.«
     
     
     
     
     
    Vorfreude
     
     
    Es ging einigermaßen fair zu, das muss man schon sagen. Die Unglücksraben, die an dem Lehrgangstag Streife fahren und Präsenz zeigen mussten, wurden in der Mittagspause offiziell ausgelost. Von ein paar Unmutsäußerungen wie ›Ich schule um auf Lehrer‹ oder ›Jedes Mal muss ich den Knecht für die Bevölkerung machen, während ihr euch amüsiert‹ abgesehen, verlief alles friedlich. Jutta, Gerhard und ich waren als Teilnehmer zementiert. KPD hatte uns zu seinen persönlichen Adjutanten ernannt. Längst hatte ich über meinen Freund Ferdinand Jäger, der bei der Eichbaum-Brauerei der Leiter der Abteilung Betriebsbesichtigung war, einen Termin vereinbart. Ich warnte ihn am Telefon vor, dass mit meinem Vorgesetzten nicht zu spaßen wäre. Ferdi meinte, er werde ihm zum Abschluss eine nichtssagende Urkunde in die Hand drücken, das wirke bei solch einem Menschenschlag immer.
    Meine Bemühungen, unseren Getränkeautomaten im Keller der Dienststelle durch ein Fach Pilsener aufzuwerten, waren weniger erfolgreich.
    »Mensch, Palzki«, antwortete KPD auf meine diesbezügliche offizielle Eingabe. »Wie sollen wir das vor den Bürgern vertuschen, äh, verantworten? Alkoholisierte Beamte auf Streife, nein, das geht doch nicht.« Er schüttelte den Kopf.
    So schnell wollte ich nicht aufgeben. »Die Kollegen werden sich bestimmt nicht im Außendienst betrinken. Aber so ein Feierabendbierchen, das wär’s doch … Und außerdem: Wer kontrolliert schon einen Polizisten? Ich weiß gar nicht, ob alle Kollegen überhaupt noch einen Führerschein haben.«
    Diefenbach blieb stur, stattdessen warf er sich in die Brust. »Ich habe immerhin offiziell das Zigarrenrauchen in den Streifenwagen erlaubt, das ist Goodwill genug. Wir sind schließlich keine gewöhnlichen Beamten.«
    Endlich war der langersehnte Tag da. Vorsorglich ging ich heute ausnahmsweise den mindestens 500 Meter langen Weg zur Dienststelle zu Fuß. Man musste auch mal Opfer bringen können. Ohne größere Pausen einlegen zu müssen, kam ich nur leicht verschwitzt an. Meine stählerne Kondition musste wohl in der letzten Zeit etwas gelitten haben. Meine Frau Stefanie meinte dazu süffisant, dass es auch an meiner herausgewachsenen Taille liegen könne, was ich selbstredend stets sofort abstritt. Immerhin konnte ich meine Schuhe noch eigenständig schnüren. Im Sitzen zwar, aber immerhin.
    Der Bus, der zwecks Tarnung im Hof hinter dem Gebäude parken musste, war bereits mit vielen zufriedenen Gesichtern gefüllt. KPD stand an der Bustür und verteilte Zigarren an die Einsteigenden.
    »Ah, Herr Palzki, guten Morgen«, begrüßte er mich freudestrahlend mit einer Tabakrakete im Mund. »Ich habe mir nochmals Gedanken wegen Ihrer Eingabe neulich gemacht.«
    Verdutzt schaute ich ihn an.
    »Das mit unserem Getränkeautomaten, meine ich. Sagen wir es mal so, wenn ich den Wettbewerb gewinne, werde ich mich dafür einsetzen, dass unsere

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