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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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von Wolken verdeckt sein können. Malefiz. Dann wäre die Situation vielleicht nicht ganz so verheerend gewesen.
    Die Riesenwut der Heigelmoserin kam daher, dass sie pferdenarrisch war. Und der Rosstag war sozusagen der Tag des Pferdes an dem bayerischen Millionärssee. Insofern hatte die Heigelmoserin auch alles andere als begeistert reagiert, als ihr Chef, der Herr Robert Ochsenknecht, ausgerechnet sie für den Putzdienst am letzten Sonntag im August eingeteilt hatte.
    Aber sie hatte sich gegen die Einteilung nicht gewehrt. Denn erstens vermutete sie tief verborgen in der Seele des Robert Ochsenknecht einen kleinen sadistischen Teufel, und zweitens war das derzeit nicht so gefragt im Land: dass man als Untergebener die Stimme erhob, wenn einem etwas nicht passte. »Aufmucken is’ grad’ need so en Woge«, so hätte es die lässige Boutiquenbesitzerin Kelly Reibeisen von der Hauptstraße oder eine andere Dame von Welt vermutlich formuliert (die Reibeisen Kelly ist die mit den schweren Goldklunkern und den aufgepumpten Lippen; jeder kennt sie, manche mögen sie).
    Die Heigelmoserin hatte es in einer Nachrichtensendung gesehen und gehört: Wer sich dieser Tage gegenüber seinem Chef aufmandelte, konnte schon bald eine Änderungskündigung mit gestrichenem Weihnachtsgeld und ähnliche unerfreuliche Mitteilungen im Briefkasten vorfinden. Wer etwa eine übrig gebliebene nackte Semmel, die sowieso weggeschmissen worden wäre, weil sie den feinen Herren zu trocken war, mit heim nahm, um Semmelknödel als Schweinsbratenbeilage daraus zu formen – jetzt nur als Beispiel –, dem wurde gekündigt, wegen Diebstahl und so. Unerfreulich, das. Man könnte auch sagen: eine Sauerei.
    Deshalb hatte die Heigelmoserin auch in Sachen Dienstplan nicht aufgemuckt und für den Rosstag eine andere Strategie ins Auge gefasst: Besonders schnell wollte sie putzen und auch gar nicht überall, sondern nur da, wo man es besonders gut sehen konnte – und dann ab zum Rosstag und mitfeiern. Man lebt nur einmal – »Karpfen Dielen«, das war das Lebensmotto der Irene Heigelmoser, oder wie das auf Lateinisch hieß.
    Im Grunde war der Heigelmosersche Plan zweifellos gut. Aber er hatte einen Haken: Es kam ein Verbrechen dazwischen.
    Als Irene Heigelmoser um Punkt zehn Uhr die Hintertür zur Bankfiliale in der nördlichen Gemeinde des Bergsees, direkt gegenüber des kleinen Bahnhofsgebäudes, aufsperrte, geschah es: Genau in dem Augenblick, in dem die Musikkapellen in der Kuranlage der südlichen Seegemeinde mit dem rosstäglichen Musizieren begannen (neben den heimischen Musikanten waren auch welche aus Südtirol und dem Schwarzwald angereist), war für Irene Heigelmoser auf einen Schlag schon alles vorbei. Und das mit dem Schlag ist wörtlich zu verstehen. Knock-out.
    Als Irene Heigelmoser, achtundvierzig, verwitwet, drei erwachsene Kinder, aus ihrer Ohnmacht erwachte, verspürte sie einen ebenso dumpfen wie gewaltigen Schmerz am Hinterkopf. Es war ihr unmöglich, mit der Hand die Größe der zu vermutenden Beule zu ertasten, denn man hatte ihre Hände bandagiert, vermutlich mit demselben Gewebeklebeband, das ihr jegliche mündliche Äußerung, die über ein »mmh, mmh« hinausging, verwehrte. Immerhin waren ihr die Augen nicht verbunden oder verklebt worden, weshalb Irene Heigelmoser wusste, wo sie sich befand: Sie lag in der Bank, die sie eigentlich reinigen sollte. Und zwar im Zimmer ihres Chefs Robert Ochsenknecht, genauer: unter dessen Schreibtisch. Der Moment, in dem Irene Heigelmoser sich daran erinnerte, dass der Chef mit seinen Schweißfüßen hier oft ohne Schuhe saß, währte nur kurz. Sollte sie tatsächlich auf Schweißfußterrain liegen, so war dies derzeit angesichts der sonstigen Umstände das geringste Problem.
    Denn alles sprach dafür, dass sie heute nicht mehr zum Rosstag kam; dass sie den Frühschoppen mit der Danzlmusi der Musikschule ebenso verpassen würde wie den großen Festumzug von der Ganghoferstraße zum Festplatz, und natürlich die Pferdesegnung. Mit Abstand betrachtet war die Situation sogar noch übler, da sie ja keine Ahnung hatte, geschweige denn eine Vorstellung, wie lange sie ohnmächtig gewesen war. Womöglich hatte Irene Heigelmoser all diese Höhepunkte bereits verpasst, nicht zuletzt auch die königliche Schleppjagd und die Vorführungen der Reitergruppen des berühmten Oswald-von-Wolkenstein-Ritts aus der Partnergemeinde Kastelruth. Es war ein Jammer! Am Ende war der Rosstag längst vorbei! Mit allem

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