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RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition)

RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition)

Titel: RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Carlin , Rafael Nadal
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In New York, London oder Madrid hätte ein angehender Profitennisspieler nicht einmal davon träumen können, einen Mentor, Vertrauten und Trainingspartner von solchem Format und solcher Großzügigkeit zu finden, aber in der abgeschiedenen Tenniswelt einer kleinen Insel wie Mallorca, deren Einwohner von Natur aus zusammenhalten, war so etwas durchaus möglich.
    Moyá, der Wohnungen in Miami und Madrid besitzt und wesentlich kosmopolitischer eingestellt ist als Nadal, machte den Jungen aus Manacor zu seinem Lieblingsprojekt. Nadals Eltern sprechen überschwänglich über Moyá und erklären, dass ein weniger gefestigter Charakter vor dem aufstrebenden jungen Spieler davongelaufen wäre, und zwar umso schneller, je bedrohlicher er für dessen Position wurde. Aber mit dem zunehmendem Erfolg Nadals – der Moyá nach und nach als Tenniskönig von Mallorca, Spanien und der gesamten Tenniswelt ablöste – wurde die Beziehung zwischen den beiden immer herzlicher. Bis heute schätzt Nadal ihn als den klugen, wohlwollenden großen Bruder, den er nie hatte. Nach wie vor ist Moyá für ihn in einem Maße enger Vertrauter und Berater wie kein anderer außerhalb seiner Familie, vielleicht mit Ausnahme seines Physiotherapeuten und de facto Psychologen, den er Titín nennt.
    »Anfangs gefiel mir der Gedanke, einem Jungen bei der Verwirklichung seines Traums zu helfen, und die Vorstellung, ein Spiegel zu sein, in dem er sich selbst sehen könnte, motivierte mich«, erklärt Moyá. Allerdings, so räumt er ein, dauerte es nicht allzu lange, bis Nadal ihn motivierte. »Ich sah allein an der Intensität, mit der er trainierte, dass er ungemein ehrgeizig war und sich unbedingt verbessern wollte. Er schlug jeden Ball, als hinge sein Leben davon ab. So etwas hatte ich noch nie erlebt, nicht mal annähernd. Wenn man ihn mit anderen Jungen seines Alters verglich, war er schon genauso wie heute, wo er einer der Größten des Tenniszirkus ist. Sicher, in dem Alter kann man sich nie sicher sein, was passiert. Die Welt ist voller Sportler und Sportlerinnen, die mit 14 Jahren den Eindruck machen, sie könnten die ganze Welt besiegen, und dann wegen irgendwelcher Lebensumstände oder einer verborgenen Charakterschwäche spurlos von der Bildfläche verschwinden. Bei Rafa stand fest, dass er etwas Besonderes hatte.«
    Zudem besaß er eine erstaunliche Kühnheit, die sein zurückhaltendes Benehmen abseits des Tennisplatzes Lügen strafte. »Mit 15 fing er an, die Futures-Turniere, die ATP-Nachwuchsturniere, zu spielen«, erzählt Moyá, »und trat teils gegen Spieler an, die zehn Jahre älter waren als er. Anfangs hatte ich Sorge, dass die unvermeidlichen – und häufigen – Niederlagen einen Jungen, der es gewohnt war zu gewinnen, um sein Selbstvertrauen bringen könnten. Das war eine Gefahr. Aber wieder einmal hatte ich ihn unterschätzt. Innerhalb von fünf Monaten fing er an, Matchs zu gewinnen, nach acht oder neun Turnieren.«
    Moyá wundert sich über das Tempo, mit der Nadal die normalen Stadien der Entwicklung eines Tennisspielers durchlief. »Als ich 15 war, spielte ich im Sommer Turniere auf Mallorca und ging im Winter zur Schule. Das war mein Limit. Hätte ich damals Futures-Turniere gespielt, hätte ich jedes Mal 0:6, 0:6 verloren. So fing ich mit 17 an und erlebte es dann.«
    »Nach einem Jahr stieg er mit 16 von den Futures zu den Challenger-Turnieren auf, eine Stufe unter der ATP World Tour«, erzählt Moyá. »Anfangs war es nicht einfach für ihn. Er spielte auf Hartplätzen in der Halle, dem schnellsten Belag, den es gibt – im Tennis unendlich weit von den Sandplätzen im feuchtwarmen Klima entfernt, in dem er aufgewachsen ist. Wir Spanier tun uns normalerweise auf solchen Plätzen schwer, und anfangs hatte auch er darunter zu leiden. Häufig treten spanische Spieler dort gar nicht erst an, weil sie aus Erfahrung wissen, dass sie mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bereits in der ersten Runde ausscheiden werden.
    Als wir erstmals in einem Turnier gegeneinander spielten, war er 16 und ich 26. Es war in Hamburg bei einem großen ATP-Turnier Anfang 2003. Die zahlreichen Trainingsspiele, die wir in den vorangegangenen zwei Jahren gegeneinander gespielt hatten, hatte ich fast ausnahmslos gewonnen. Ich würde sogar sagen, wenn ich wirklich gewinnen wollte, gewann ich auch. Was nicht überrascht. Aber hier war ich sehr nervös. Ich fühlte mich unglaublich unter Druck. Ich war in den Top Ten, er war ein Kind, sicher ein kommender

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