RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition)
befanden, wie Forcades es ausdrückt. Und der Grund dafür war die positive Wirkung seiner glücklichen Kindheit, seiner geordneten Jugend und seiner dauerhaften Beziehungen zu seiner gesamten Familie und seinem Team. Forcades nennt das den »sozio - affektiven« Faktor; übersetzt bedeutet das, dass Rafa sein Leben lang in der Geborgenheit eines bemerkenswert stabilen, erstaunlich konfliktfreien Umfelds gelebt hat – was unter Spitzensportlern ungewöhnlich ist. »Und in einer Umgebung, in der seine Eltern und sein Onkel Toni ihm von klein auf vermittelt haben, dass Talent ohne Bescheidenheit und harte Arbeit nie zur Blüte führt. Bescheidenheit bedeutet, seine Grenzen zu erkennen, und aus dieser Einsicht, nur aus dieser Einsicht erwächst der Antrieb, hart zu arbeiten, um sie zu überwinden. Deshalb arbeitet Rafael – ein Vorbild für Kinder überall auf der Welt – im Fitnessraum mit leidenschaftlicherem Engagement als jeder andere Tennisspieler, dem ich je begegnet bin. Denn trotz aller Erfolge ist er in jeder einzelnen Trainingsstunde mit größtem Ernst bestrebt, sein Spiel zu verbessern.«
Die »Kontinuität«, die Nadal in seinem Leben so schätzt, ist nach Forcades’ Ansicht ansonsten bei Spitzensportlern so gut wie nicht zu finden. Sein Trainer ist seit 20 Jahren bei ihm; sein Fitnesstrainer und sein Agent seit zehn Jahren; sein Physiotherapeut und sein Pressesprecher seit fünf Jahren; und seine Familie, die ohne Streitereien oder Eifersüchteleien geschlossen hinter ihm steht und nahezu ein Teil von ihm ist, umgibt ihn seit seiner Geburt. »Mit Erfolg, wie Rafael ihn hat, Erfolg, vom dem du weißt, dass er dich in die Geschichte eingehen lässt, ist schwer umzugehen. Er speist das Ego und kann dich in den Wahnsinn treiben. Da brauchst du die Stabilität einer Familie, die dich mit den Füßen fest auf dem Boden hält. In dieser Hinsicht hatte Rafael das besondere Glück, einen Onkel zu haben, der Erfolg, Geld und Ruhm in der Fußballwelt erlebt hatte. Manchmal fragen Menschen sich, ob Champions geboren oder gemacht werden. Miguel Ángels Beispiel hat ihn von klein auf gelehrt, dass beides nicht zu trennen ist; es stimmt beides. Denn wenn du mit gewissen Talenten geboren wirst, aber nicht trainierst und mit Leidenschaft an das herangehst, was du tust, wirst du es zu nichts bringen. Eine großartige Seite an Rafael ist, dass ihm der Wunsch, ständig zu lernen und sich weiter zu verbessern, im Blut steckt. Er weiß, dass niemand ein Gott ist und er schon gar nicht, aber seine Opferbereitschaft ist übermenschlich – das habe ich selbst Jahr für Jahr erlebt, so hoch er auch auf dem Olymp aufgestiegen sein mochte.«
Onkel Miguel Ángel, Onkel Toni, die bodenständigen Eltern, die Unterstützung der Großfamilie, die feste Freundin, das feste Team von Fachleuten, die zugleich Freunde sind, und auch der bescheidene, zurückhaltende mallorquinische Charakter ergeben, wie Forcades meint, zusammen mit Nadals Talent, Intelligenz und Antrieb eine Summe, die größer ist als ihre erkennbaren Einzelteile. »Rafaels engmaschiges emotionales Sicherungsnetz befreit seinen Geist und seinen Körper und ermöglicht es ihm, das Beste aus sich herauszuholen. Ohne dieses Netz besäße mein Fitnesstraining mit ihm nur einen Bruchteil seiner gegenwärtigen Effektivität. Ohne es wäre es unvorstellbar, dass er sich zu dem einzigartig fitten, starken Tennisspieler entwickelt hätte, der er ist und der die nötige mentale Klarheit besitzt, unter hohem Erwartungsdruck und extremer nervlicher Anspannung Augenblicksentscheidungen zu treffen, die über den Ausgang eines Grand-Slam-Finales entscheiden. Denn das Wesentliche ist, dass man nicht zwischen dem Menschen und dem Sportler trennen kann. Und zuerst kommt der Mensch. Rafa hatte Erfolg, weil er ein guter Mensch ist, hinter dem eine gute Familie steht.«
Auf dem Weg zu einem komfortablen Sieg im French-Open-Finale gegen Robin Soderling 2010, in meinem besten Jahr. © Miguel Angel Zubiarrain
Der Sieg beim Finale der French Open 2010 war mein erster von drei Grand-Slam-Titeln in diesem Jahr. © Miguel Angel Zubiarrain
Entspannt nach dem Sieg bei den French Open 2010. © Miguel Angel Zubiarrain
Ein weiterer Grand-Slam-Sieg im Finale gegen Tomas Berdych in Wimbledon 2010. © Miguel Angel Zubiarrain
Jubel über meinen Wimbledon-Sieg 2010. © Miguel Angel Zubiarrain
Mein zweiter Turniersieg in Wimbledon 2010. © Miguel Angel Zubiarrain
Auf Knien im Arthur Ashe Stadium,
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