Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio
verließ anschließend den Raum. Cagliostro spürte keine Befriedigung oder Genugtuung über ihr unterwürfiges Verhalten. Er hatte geglaubt, den Schmutz Bandorchus abwaschen zu können, indem er anderen Menschen das antat, was man mit ihm gemacht hatte. Doch seine Triumphe schmeckten schal.
Nachdenklich trat er an den Spiegel. Auf seinem Gesicht saß die Maske des Totengeistes, die er einem Schauspieler kurz nach seiner Ankunft in Tokio abgenommen hatte. Langsam legte er sie ab und griff nach seiner Lieblingsmaske – einer venezianischen, voller Anmut und Ausdruckskraft. Sie bedeckte die Augen und den oberen Teil des Gesichtes, ließ den Mund aber frei. Und sie war ein Kunstwerk, ein ganz besonderes Geschenk, das ihm der Herrscher über dieses Theater gemacht hatte.
Andächtig fuhr der Magier über die weiße Oberfläche, ehe er die Maske aufsetzte. Er konnte das Wesen spüren, das in ihr gefangen war. Eine niedere Blumenelfe, deren Geist sein Verbündeter in diese Maske gewoben hatte.
Es war ein Glücksfall, dass ich ihn gefunden habe. Tenji und ich können zusammen alles erreichen
.
Der Magier befestigte die Maske und sah sich in seiner geräumigen Garderobe um. Außer dem prunkvollen Thronstuhl, auf dem er sich schminken und frisieren ließ, befanden sich lange goldene Stangen voller Anzüge und herrlicher Gewänder in diesem Raum. Auf einem breiten, golden bemalten Holztisch waren sein Zauberstab und einige Utensilien ausgebreitet, bereit für die nächste Vorstellung. Bis dahin würde es aber noch Stunden dauern; Stille war im Theater eingekehrt.
Cagliostro genoss die ruhigen Stunden, wenn die Diener Tenjis das Theater verlassen hatten und außerhalb ihr Unwesen mit irgendwelchen Mädchen aus dem Publikum trieben. Während sie sich ihre Mädchen holten und sie bei sich zu Hause besuchten, rief Cagliostro diejenigen zu sich, die ihn reizten. Doch auch am Vortag war keine Frau im Raum gewesen, die ihm wirklich gefallen hatte.
»Das ist alles deine Schuld, Hündin.« Er sah zu den beiden Gestalten am Boden, die auf den Knien kauerten, lautlos wie Mobiliar. Erregung stieg in Cagliostro auf. Sein Plan war aufgegangen. David war unerfahren, was Angriffe auf seine junge Seele betraf, und nachdem er den Prinzen erst unterworfen hatte, war es ein Leichtes gewesen, auch seine Schwester zu bändigen.
Cagliostro wandte sich ganz den beiden Elfen zu.
»Sieh mich an, Rian!«, befahl er der Elfenprinzessin. Im Gegensatz zu ihrem Bruder war sie widerspenstiger. Sie besaß keine Seele, die er peinigen konnte. Ein Lächeln teilte seine Lippen.
Seelenlos wie ich
.
Langsam blickte Rian zu ihm auf, und Cagliostro wagte kaum zu atmen. Sie war so schön und ganz und gar ihm unterworfen. Seine Sklavin. Sein Besitz. Sein Blick fiel auf die gekreuzten Florette an der mit rotem Samt bespannten Wand.
Nein, sie ist nicht wie Nika. Obwohl sie unter meinem Bann steht, würde sie dem Befehl, sich selbst zu töten, nicht Folge leisten
.
Er betrachtete den anmutigen Körper der knienden Frau. David neben ihr regte sich nicht. Ein beständiger dunkler Albtraum hielt seinen Geist gefangen und gewährte ihm nur dann Erleichterung, wenn Cagliostro die Schatten in ihm löste.
»Steh auf!«, befahl der Magier mit der venezianischen Maske.
Die Elfe erhob sich. Sie trug noch immer die Kleidung, die sie bei ihrer Ankunft getragen hatte. Durch ihre kleinen Zauber waren die Stoffe frisch und duftend. Nichts an ihr erinnerte an Nika. Obwohl Cagliostro viel von ihrer Kraft verschlungen hatte, war Rian noch gleißend wie ein Sonnenstrahl, der durch buntes Herbstlaub fiel. Ihre Haare schimmerten golden im orangefarbenen Licht des Raumes.
Er winkte sie näher, umrundete sie Schritt für Schritt. Genüsslich sah er sich an ihrem Körper satt, bis endlich wieder Lust in ihm aufstieg.
»Vielleicht kannst du mir das verschaffen, was mir Nika nicht mehr in der Lage ist zu geben.«
Seine Zungenspitze benetzte seine trockenen Lippen. »Zieh dich aus!«
Einen Moment regte sich Widerstand in Rians violetten Augen. Sie öffnete leicht den Mund, als wolle sie widersprechen.
Cagliostro sah sie an, drang mit seinen Blicken in sie ein und wirkte einen starken Beherrschungszauber. »Du wirst tun, was ich befehle«, verlangte er heiser.
Es machte Spaß zuzusehen, wie Rian ihre Kleidung ablegte. Sie tat es nicht schüchtern wie Menschenfrauen. Nach und nach fielen ihre Gewänder zu Boden, bis sie nackt vor ihm stand. Jede andere Frau hätte verletzlich
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