Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio
gewirkt, doch nicht so Rian. Sie war der Inbegriff von Stolz. Obwohl er ihren Geist unterworfen hatte und sie nicht einmal mehr wusste, dass sie eine Elfe war, wirkte sie noch immer wie eine Königin.
»Schön wie Bandorchu«, flüsterte Cagliostro. »So schön und so stolz.« Er trat nah an Rian heran, berührte sie aber noch nicht. Rian zuckte nicht einmal mit den Wimpern, als sein Atem ihren Hals streifte.
Cagliostro stellte sich ausgiebig vor, was er alles mit ihr tun würde. Er sah zu dem rot bespannten Thronstuhl. Sollte er Rian ein wenig demütigen, ehe er mit ihr tat, wonach sich sein Körper sehnte?
Seine Finger berührten ihre Lippen. »Du wirst mir nicht widersprechen und alles tun, was ich nun von dir verlange.«
Wieder legte er einen starken Zauber auf sie. Das würde ein wilder Ritt werden. Rian ließ sich nicht so einfach bändigen wie eine dieser kleinen dummen Puten aus dem Publikum. Sie war eine ganz andere Herausforderung.
In ihren Augen blitzte Zorn auf – dann wurde ihr Gesicht wieder ausdruckslos. »Mein Herr, ich werde alles tun, was Ihr mir befehlt«, sagte sie gehorsam.
»Wir werden viel Spaß ...«
Die Tür der Garderobe wurde aufgerissen, und ein hochgewachsener Mann in klobigen Stiefeln trat ein. Seine langen weißen Haare waren zu einem Zopf geflochten und auf der Oberseite des Kopfes straff nach hinten gespannt, was seinem kantigen Gesicht eine hohe Stirn verlieh. Er wandte sich Cagliostro zu.
»Herr, wir brauchen Eure ...« Als sein Blick auf die nackte Rian fiel, verstummte der Krieger.
»Ryo, wie kannst du es wagen, in meine Gemächer zu treten, ohne anzuklopfen?«, brauste Cagliostro wütend auf.
Der Elf zögerte. Üblicherweise hätte er sich entschuldigen müssen, denn es gab inzwischen niemanden im Theater der Weißen Masken, der Cagliostro nicht fürchtete. Nicht einmal Ryo. Doch der Elf war mutiger, als der Magier gedacht hatte. Sein Gesicht verzog sich vor Abscheu.
»Bei allen Wassergeistern und Sturmgöttern! Ihr mögt mächtig sein, aber wenn Ihr Euch an einer der Unseren vergreift, dann ...«
»Dann was?«, unterbrach Cagliostro amüsiert. Blitzschnell wob er einen Zauber, ließ die beiden Florette von der rot bespannten Wand schweben und senkte ihre Spitzen in die Richtung des Elfen mit den weißen Haaren und dem düsteren Gesicht. »Hast du vergessen, wer ich bin?«
Die beiden Florette schwebten nach oben, auf die Augenhöhe des Elfen. Dieser wich nicht zurück.
»Ihr seid kein Elf«, stieß er hervor. »Und es ist Euch nicht erlaubt, eine von uns zu schänden.«
»Interessant. Wie viele Menschenfrauen beglückst du denn so pro Nacht?«
»Rhiannon mag unsere Feindin sein, aber sie ist königlichen Geblüts!«
»Ich hörte, auch davor hast du nicht haltgemacht.«
Der Elf wich seinem bohrenden Blick aus.
Langsam ließ Cagliostro die Florette sinken. Ryo war gefährlich. Er musste ihn in die Schranken weisen, ohne sich den Anführer der zwölf gleichzeitig zum Feind zu machen.
»Was willst du hier?«
»Es gibt Eindringlinge, Herr. Mindestens einen. Wir vermuten einen Spion der Tenna. Tenji bat mich, Euch auszurichten, dass Ihr den Spion finden und vernichten sollt.«
Cagliostro brachte die beiden Florette mit mentaler Kraft wieder zurück in die Wandhalterungen. Dann sah er auf die nackte Rian, die unbeteiligt wie eine Statue im Raum stand. Er hätte ihr befehlen können, sich wieder anzuziehen, doch ihm gefiel die Vorstellung, dass sie in ebendieser Haltung noch hier stehen würde, nachdem er den Spion der Tenna getötet hatte.
»Gut. Kümmern wir uns um das Problem.« Mit einem letzten Blick auf die Elfenprinzessin verließ er den Raum.
Witternd hob Kush die Nase.
Elfen
. Der Shishi folgte ihrem Geruch, schlich durch das hohe Gras auf der Rückseite des Theaters und am davon abgehenden Gebäudetrakt entlang. Am Hauptgebäude hatte er einen Nebeneingang gefunden, durch den er eingedrungen war. Leider waren die anderen Türen magisch verschlossen, und so war ihm nur der Weg über den Garten geblieben.
Er drückte sich an die kühle Gebäudewand und sah sich aufmerksam um. Über ihm saßen ein paar Raben in den Bäumen und auf den Dächern des Theatergebäudes. Ob einige von ihnen Wächter des Theaters waren? Deutlich spürte der Shishi den magischen Schutz, der über dem Bauwerk lag. Er hatte es bereits umrundet und keinen weiteren Eingang gefunden, durch den er in das Innere hätte gelangen können. Ein offenes Fenster gab es nicht, und selbst wenn
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