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Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio

Titel: Rafflenbeul, S: Elfenzeit 14: Der Magier von Tokio Kostenlos Bücher Online Lesen
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Durchgänge. Türen waren nicht zu sehen.
    Weiter hinten sah Nadja ein dunkelgrünes Leuchten, das aus einer Öffnung herauswaberte. Von dort kam Davids Stimme.
    Sie zögerte erneut.
Das muss eine Falle sein! Aber warum macht sich Tenji eine solche Mühe? Was hat dieses Monster vor?
    Schritt für Schritt näherte sie sich dem gespenstischen grünen Licht. Es legte sich auf ihre Kleidung, den schlichten schwarzen Anzug, den sie sich für das Vorsprechen als Schauspielerin zugelegt hatte.
    Nadja fühlte eine große Kälte, die ihr entgegenströmte.
Ist der Getreue da unten?
Ihr Herz schlug schneller. Vorsichtig trat sie an den Wanddurchbruch. Sie sah in ein etwa vierzig Quadratmeter großes Zimmer, das ebenso roh und unbearbeitet war wie der Rest des Kellers. Es wirkte unfertig und erinnerte sie auf erschreckende Weise an den Kerkerraum in Venedig, auf der Insel Tramonto. An der Wand sah sie einen Schemen, der ganz in graue Schatten gehüllt war.
    »Nadja. Warum kommst du erst jetzt?«
    Entsetzt trat sie näher. »David!« Er war es. Bleich und krank aussehend hing er in den eisernen Ketten. Sein Oberkörper war nackt, und die Eisenketten hatten das Fleisch verbrannt. »Mein Gott, David!«
    Nadja versuchte, rational zu denken, aber alles in ihr schrie nach ihm. Sie näherte sich dem Gefangenen, sah in seine unendlich traurigen dunkelvioletten Augen.
    »Nadja, es ist zu spät. Ich konnte dich nicht warnen.«
    Die Ketten waren um David geschlungen und ließen ihm keinerlei Handlungsspielraum.
    Nadja suchte fieberhaft nach einem Schloss. »Ich hole dich hier heraus!«
    »Das kannst du nicht. Die Ketten sind magisch geschützt. Aber das Portal ist noch offen. Vielleicht kannst du seinen Tod verhindern.«
    »Wessen Tod?« Ihr Hals war trocken und eng, ihre Finger zitterten. Sie wollte David befreien! Alles in ihr schrie nach ihm, wollte ihn nicht in dieser Lage sehen – die Haut verbrannt, die Augen leer und tot, als habe jemand seine junge Seele gestohlen.
    »Talamhs.« David stöhnte auf. »Schnell. Kümmere dich später um mich! Geh durch das Portal! Bevor Bandorchu seine Seele nimmt und ihn dadurch umbringt!«
    Nadja starrte ihn an. Langsam drehte sie sich um, und tatsächlich war neben ihnen der durchsichtige Schimmer eines Portals zu sehen.
    »Geh!«, herrschte David sie an.
    Wie von einer fremden Kraft getrieben, ging sie auf das Portal zu. Es zog sie an, zwang sie, in das unsichtbare Gespinst zu treten, und plötzlich fühlte sie, dass ihre Füße den Boden nicht mehr berührten.
    Was bedeutet das alles? Warum ist hier ein Portal?
Nadja wollte sich alles logisch erklären, doch es gelang ihr nicht. Sie blickte in eine andere Welt. Um sie herum war Irland. Sie stand an der Küste. Sanfte grüne Hügel wellten sich, so weit das Auge reichte. Hinter ihr rauschte das Meer. Ein Geruch nach Salz lag in der Luft, Möwen kreischten. Und da war noch ein anderer Laut. Nadja hielt den Atem an. Das Weinen eines Babys.
    Keine hundert Meter von ihr entfernt stand Bandorchu auf einem grünen Hügel vor dem Meer. Ihr langes rotes Spitzenkleid wehte im Wind, umspielte ihren Körper. Obwohl die Dunkle Königin so weit entfernt war, konnte Nadja die Einzelheiten ihres Kleides erkennen – und das Kind, das sie in einer rot bestickten Decke in ihren Armen wiegte.
    »Talamh!« Nadja rannte los.
    Bandorchu beugte sich vor. Ihr Gesicht legte sich über das kleine Gesichtchen ihres Sohnes.
    »Nein!«, schrie Nadja. »Weg! Geh weg von ihm!«
    Sie hörte Talamh schreien, spürte einen Schmerz, als würden tausend Nadeln in ihre Haut getrieben. Tränen schossen ihr in die Augen. »Nein! Lass meinen Sohn in Frieden!«
    Sie rannte wie eine Wahnsinnige, stolperte über Steine und Stöcke und schlug sich das Knie an einem kleineren Felsbrocken blutig. Aber sie raffte sich wieder auf, rannte weiter über den silbergrünen Hügel, hin zu Bandorchu. Je näher sie ihr kam, desto weiter schien die Dunkle Frau entfernt. Schon trennten sie zweihundert Meter, dann dreihundert. Talamhs Schreie endeten. Tödliche Schwärze senkte sich über den Himmel. Sturmwolken zogen auf. Lichtblitze umstoben Bandorchu.
    »Nein!« Obwohl es aussichtslos war, rannte Nadja weiter, stolperte und war plötzlich übergangslos in einem See gefangen. Ehe sie noch verstand, was vor sich ging, packten glitschige vierfingrige Hände ihre Beine und Knöchel und rissen sie unter Wasser.
    Kappa!
, erkannte Nadja erschrocken und verwundert.
Wo ist Talamh?
    Wieder wollte sie das

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