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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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körperlich unversehrt waren, aber Todesängste ausstanden.
    Paris’ Liveübertragung war die Topmeldung in den Fünf-Uhr-Nachrichten. Sie wiederholte sie um sechs, weil es bis dahin keine neuen Entwicklungen gegeben hatte, und fasste am Ende der Nachrichtensendung noch einmal alle Ereignisse des langen Tages zusammen. Dabei beantwortete sie auch die spontanen Nachfragen der Nachrichtensprecherin im Studio.
    Um sieben tauchte Jack mit Hamburgern und Pommes frites für sie und ihren Kameramann auf. »Wer hat hier gekifft?«, wollte er wissen.
    Â»Das war sie«, behauptete der Kameramann frech und stopfte sich ein Pommes frites in den Mund. »Sie kommt einfach nicht von dem Zeug los.«
    Aber als er aufgegessen hatte und aus dem Wagen stieg, zögerte er doch. »Jack, wegen dem … du weißt schon …«
    Jack lächelte ihn arglos an. »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    Der Kameramann war sichtlich erleichtert. »Danke, Mann.«
    Sobald sie allein waren, warf Paris Jack einen ärgerlichen Blick zu. »Du wirst einen schönen Vorgesetzten abgeben.«
    Â»Ein guter Vorgesetzter sorgt dafür, dass seine Untergebenen loyal sind.« Sein lockeres Grinsen wich einem besorgten Blick, und er streckte die Hand aus, um ihr über die Wange zu streichen. »Du siehst erschöpft aus.«
    Â»Mein Rouge ist schon vor Stunden verlaufen.« Sie musste daran denken, wie gleichgültig Dean alle Unannehmlichkeiten hingenommen hatte, und fügte hinzu: »Wenn ich bedenke, worüber ich hier berichte, erscheint es mir nicht besonders wichtig, wie ich vor der Kamera aussehe.«
    Â»Du hast phantastische Arbeit geleistet.«
    Â»Danke.«
    Â»Ganz im Ernst. Alle im Sender sind total hin und weg.«
    Als sie an jenem Morgen im Übertragungswagen losgefahren war, hatte sie die Story noch als Gelegenheit gesehen, sich zu
profilieren, Aufmerksamkeit zu erregen und ebenjenen Aufruhr zu erzeugen, den Jack erwähnt hatte.
    Im Lauf des Tages hatte sich ihre Einstellung geändert. Der Wendepunkt war Deans Gespräch mit der Schwester von Mrs Dorrie gewesen. Dadurch waren ihr die Augen für die grimmige Wirklichkeit hinter der Story geöffnet worden, die darin verwickelten Menschen hatten einen Namen bekommen, und aus einem Vehikel zur Beförderung ihrer Karriere war eine menschliche Tragödie geworden. Plötzlich kam es ihr geschmacklos vor, von dem Unglück anderer Menschen zu profitieren.
    Â»Hast du Dean noch mal gesehen?«, riss Jack sie aus ihren Gedanken.
    Â»Nur kurz. Er kam am Nachmittag noch mal heraus, um die Schwester nach den Lieblingsspeisen der Kinder, nach ihren Spielzeugen, Spielen und Haustieren zu fragen. Er möchte die Gespräche mit Mr Dorrie persönlicher gestalten.«
    Jack zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Wenn die Sache den Bach runtergeht, wird das Dean näher gehen, als ihm lieb sein kann.«
    Â»Er kann nicht mehr tun, als sein Bestes zu geben.«
    Â»Ich weiß das. Du weißt das auch. Jeder weiß das außer Dean. Du kannst mir glauben, Paris: Wenn nicht fünf Menschen aus diesem Haus spazieren, wird er sich deswegen zerfleischen.«
    Jack blieb noch eine Stunde lang bei ihr und ging dann wieder, nachdem er ihr das Versprechen abgenommen hatte, ihn anzurufen, sobald sich etwas änderte. Doch nichts geschah. Über Stunden hinweg. Sie saß gerade auf dem Beifahrersitz des Ü-Wagens, sortierte ihre Notizen und suchte nach einem neuen Aufhänger für die Story, als Dean an die Windschutzscheibe klopfte.
    Â»Ist irgendwas passiert?«, fragte sie.
    Â»Nein, nichts. Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.« Er stellte sich an das offene Seitenfenster. »Ich musste bloß mal aus diesem Wagen raus, ein bisschen frische Luft schnappen, mir die Beine vertreten.«
    Â»Jack lässt dir ausrichten, du sollst nicht locker lassen.«

    Â»Er war da?«
    Â»Um uns ein paar Hamburger zu bringen. Hattest du schon was zu essen?«
    Â»Ein Sandwich. Aber ich könnte etwas Wasser vertragen.«
    Sie reichte ihm eine Flasche. »Ich habe schon daraus getrunken.«
    Â»Als würde mich das stören.« Er nahm einen tiefen Schluck, schraubte sie wieder zu und reichte ihr die Flasche zurück. »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Könntest du Gavin anrufen? Er hat jedes Mal Angst um mich, wenn ich in einen solchen Fall verwickelt bin.«

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