Rage Zorn
Ewigkeit in dieser wehrlosen Position ausharren.
SchlieÃlich wurde die Tür von innen geöffnet, und ein kleiner Junge schlüpfte durch den Spalt, gefolgt von einem gröÃeren Mädchen, das seine kleine Schwester auf dem Arm trug. Alle weinten und schirmten die Augen gegen das grelle Scheinwerferlicht ab, das auf das Haus gerichtet war.
Dean legte seinen Arm um die Kinder, presste sie fest an seinen Körper und lieferte sie bei den Sozialarbeitern ab, die schon bereitstanden.
Wie Paris später erfuhr, hatte eine von Dorries Bedingungen darin bestanden, dass die Kinder keinesfalls seiner Schwägerin übergeben werden sollten, die ihn angeblich von Anfang an gehasst und seine Frau gegen ihn aufgehetzt hatte.
Als Paris einen kurzen Beitrag über die Freilassung der Kinder einsprach, war ihre Stimme heiser vor Müdigkeit, und sie sah erkennbar mitgenommen aus, aber gleichzeitig wirkten alle um sie herum beschwingt und durch einen neuen Optimismus beflügelt.
Sie schloss ihren Kommentar mit einer Bemerkung über diesen Stimmungswechsel. »Stundenlang hat es so ausgesehen, als könnte diese Geiselnahme tragisch enden. Aber inzwischen hat die Polizei neue Hoffnung geschöpft, dass die Freilassung der Kinder einen Durchbruch bedeuten könnte.«
Ihre letzten Worte wurden von zwei lauten Schüssen unterbrochen. Der Knall brachte Paris und die übrigen Reporter zum Schweigen, die gerade ähnliche Kommentare abgegeben hatten. Tatsächlich hatte sie nie zuvor erlebt, dass sich so schlagartig eine so tiefe Stille breit gemacht hätte.
Sie wurde von einem letzten, endgültigen Schuss zerfetzt.
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Paris betrachtete ein letztes Mal den Ausschnitt, faltete ihn dann genauso zusammen, wie Jack es getan hatte, und steckte ihn wieder hinter das Foto in seiner Brieftasche, ehe sie die Brieftasche in den Karton zurücklegte. Ihr war übel, denn sie wusste, dass Jack den Ausschnitt bestimmt nicht aufgehoben, sondern in Fetzen gerissen hätte, wenn er die Nacht der Geiselnahme jemals mit dem in Verbindung gebracht hätte, was später geschehen war.
20
Sie war eine kleine Frau. Die Hände, die das feuchte Tuch wrangen, hätten einem Kind gehören können. Die Beine hatte sie an den Knöcheln überkreuzt und unter dem Stuhl versteckt. Sie war zittrig wie eine Klavierschülerin, die am Vorspielabend auf ihren Auftritt wartet.
Curtis stellte sie einander vor. »Mrs Toni Armstrong, das ist Dr. Dean Malloy.«
»Sehr erfreut, Mrs Armstrong.«
Curtis verhielt sich ihr gegenüber genauso galant wie gegenüber Paris. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«
»Nein danke. Wie lange wird das voraussichtlich dauern? Um vier Uhr muss ich meine Kinder abholen.«
»Bis dahin sind wir längst fertig.«
Vor diesem Treffen war Dean während der dreiÃig Sekunden, die er von Gavins und Lizâ Verabschiedung bis zu Curtisâ Arbeitsplatz gebraucht hatte, in aller Kürze auf den neuesten Stand gebracht worden. Er hatte nicht den leisesten Schimmer, warum er zu diesem Gespräch gebeten worden war. Darum blieb er als stiller Beobachter gegen eine Stellwand gelehnt stehen.
Mrs Armstrong war beileibe nicht das verwelkte Veilchen, das sie ihrer äuÃeren Erscheinung nach zu sein schien. Offenbar hatte sie den Eindruck bekommen, dass man sie einzuschüchtern versuchte, denn sie machte den Höflichkeiten ein Ende und sprach Klartext.
»Ich bin hergekommen, weil Mr Hathaway sagte, dass Sie mich sprechen wollten, Sergeant Curtis. Aber bisher hat mir niemand erklärt, worüber Sie mit mir sprechen wollen. Sollte ich meinen Anwalt anrufen? Steckt mein Mann in Schwierigkeiten, von denen ich nichts wei�«
»Falls ja, dann weià auch ich nichts davon, Mrs Armstrong«, erwiderte Curtis wie aus der Pistole geschossen. »Aber er hat gegen seine Bewährungsauflagen verstoÃen, richtig?«
»Das stimmt.«
»Hathaway hat uns mitgeteilt, Sie hätten in letzter Zeit noch mehr beunruhigende Verhaltensmuster festgestellt.«
Sie senkte den Kopf. »Ja.«
Curtis nickte mitfühlend. »Hathaway hat einen Kollegen bei der Arbeitsgruppe für Sexualstraftäter angerufen, der mich wiederum auf Ihren Mann aufmerksam gemacht hat.«
Dean begann zu begreifen, wohin das führen würde. Die Arbeitsgruppe für Sexualstraftäter stand unter den Fittichen des CIB. Nachdem sich die Kollegen der
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