Rage Zorn
habe keine Sekunde lang geglaubt, dass Sie ihn in irgendeiner Hinsicht ermutigt hatten.«
Paris hatte einen Behandlungstermin bei Dr. Louis Baker gehabt
und in der Praxis erfahren, dass der Doktor wegen eines familiären Notfalls weggerufen worden sei. Ihr wurde angeboten, einen neuen Termin zu vereinbaren oder sich von einem seiner Partner behandeln zu lassen. Nachdem der Termin schon zweimal verschoben worden war und sie ohnehin in der Praxis stand, hatte sie sich entschlossen, zu einem seiner Kollegen zu gehen.
Brad Armstrong war ihr als nett aussehender Mann mit einnehmendem Wesen in Erinnerung. Da mehrere Zähne behandelt werden sollten und einige Behandlungen schmerzhaft würden, hatte er vorgeschlagen, ihr zur Entspannung Stickstoffoxydul zu verabreichen.
Sie hatte sich einverstanden erklärt, weil sie wusste, dass die Wirkung des so genannten »Lachgases« schlagartig aufhörte, wenn man es nicht weiter inhalierte, und dass es ungefährlich war, wenn es unter klinischen Bedingungen verabreicht wurde. AuÃerdem war es ihr lieber, wenn sie nicht mitbekam, wie ihr die Betäubungsspritze gegeben wurde.
Bald fühlte sie sich so entspannt und sorglos, als würde sie schweben. Erst glaubte sie, sich nur einzubilden, dass jemand ihre Brüste berührte. Es war nur eine federleichte Liebkosung gewesen. Bestimmt war diese sensorische Halluzination auf ihren euphorischen Zustand zurückzuführen.
Aber beim zweiten Mal war der Druck deutlich fester, und diesmal spürte sie ihn direkt an der Brustwarze. Das war bestimmt keine Einbildung. Sie schlug die Augen auf, schüttelte mit aller Kraft die Lethargie ab und zog die kleine Maske von ihrer Nase. Brad Armstrong lächelte auf sie herab, und sein schmieriges Grinsen überzeugte sie, dass sie nicht phantasiert hatte.
»Was zum Teufel erlauben Sie sich?«
»Tu doch nicht so, als hätte es dir nicht gefallen«, hatte er geflüstert. »Dein Nippel ist immer noch hart.«
Obwohl sie nach hinten gekippt im Behandlungsstuhl lag, schoss sie wie eine Rakete hoch und schleuderte dabei das
Metalltablett mit den Instrumenten beiseite, das laut scheppernd zu Boden fiel. Die Helferin, die er unter einem fadenscheinigen Vorwand hinausgeschickt hatte, kam postwendend ins Behandlungszimmer geeilt. »Was ist denn los, Ms Gibson?«
»Dr. Baker soll mich anrufen, sobald er zurück ist«, kommandierte sie und stürmte hinaus.
Der Zahnarzt hatte sie noch am selben Tag angerufen und sich besorgt nach ihr erkundigt. Sie schilderte ihm, was vorgefallen war. Als sie fertig erzählt hatte, meinte er zerknirscht: »Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich beim ersten Vorfall dieser Art angenommen hatte, die Lady hätte das erfunden.«
»Er hat das schon mal getan?«
»Ich versichere Ihnen, Ms Gibson, dass er es nicht wieder tun wird. Ich möchte Ihnen mein tiefstes Bedauern aussprechen. Wir werden die Angelegenheit sofort bereinigen.«
Dr. Armstrong war entlassen worden. Mehrere Tage lang hatte Paris immer wieder eine Gänsehaut bekommen, wenn sie an den Vorfall dachte, aber im Lauf der Zeit war die Erinnerung verblasst. Bis zu diesem Moment hatte sie nicht mehr daran gedacht.
»Ich nehme an, Ihr Mann gibt mir die Schuld daran, dass er gefeuert wurde.«
»Ja. Er hatte zwar seither immer wieder Schwierigkeiten wegen ähnlicher Vorfälle in einigen anderen Praxen, aber er hegt trotzdem einen ganz besonderen Groll gegen Sie. Solange Sie noch in Houston waren, schaltete er immer den Fernseher aus, sobald Sie auf dem Bildschirm waren. Er zog über Sie her. Und als Ihr Verlobter verletzt wurde, meinte er, das würde Ihnen ganz recht geschehen.«
»Er wusste von Jack und von dem Unfall?«
»Und von Dr. Malloy. Er hat sich zusammengesponnen, dass Sie eine Dreiecksbeziehung hätten.«
Paris entfuhr ein leises »Oh«.
»Als wir hierher zogen und Brad entdeckte, dass Sie eine Radiosendung moderieren, flammte sein alter Hass wieder auf.«
Mrs Armstrong senkte den Kopf und zwirbelte die Bügel ihrer Handtasche. »All das hätte ich Sergeant Curtis schon gestern erzählen sollen, aber ich hatte solche Angst, dass man glauben würde, Brad hätte etwas mit dem vermissten Mädchen zu tun.«
»Sie wird nicht mehr vermisst.« Als Paris ihr sagte, dass Janey Kemps Leichnam gefunden worden war, verlor Toni Armstrong endgültig ihren heldenhaften Kampf
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