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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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helfen, und ich kann dir helfen. Aber wenn du mich belügst, fällst du mir damit in den Rücken, und dann kann ich nichts mehr für dich tun. Gibt es also noch etwas, das ich wissen sollte, ganz gleich, wie schlimm es ist?«
    Â»Wie zum Beispiel?«
    Â»Alles über Janey und dich. Habt ihr irgendwann wirklich miteinander geschlafen?« Er machte eine Kopfbewegung zum Computer hin. »Oder war das nur Gerede?«

    Gavin wandte den Blick ab. »Wir haben es einmal gemacht.«
    Â»Wann?«
    Â»Vor Monaten. Vor sechs Wochen.« Er zog die Schultern hoch. »Eigentlich gleich, nachdem ich sie kennen gelernt habe. Aber da hatten wir uns schon ein paar Mails geschickt. Ich war der Neue in der Stadt. Ich glaube, sie war bloß deshalb an mir interessiert.«
    Â»Wo war das?«
    Â»Wir waren damals ein ganzer Haufen und haben uns in irgendeinem Park getroffen. Wie er heißt, weiß ich nicht. Irgendwann haben wir zwei uns abgeseilt und in mein Auto gesetzt.« Gehässig setzte er nach: »Hast du es etwa nie im Auto gemacht?«
    Er versuchte, einen Streit anzuzetteln. Die Schuld zu übertragen war eine klassische Ablenkungstaktik, die Dean sofort durchschaute und auf die er sich gar nicht erst einließ. »Habt ihr ein Kondom benutzt?«
    Â»Natürlich.«
    Â»Bestimmt?«
    Â»Bestimmt. O Mann.«
    Â»Ist es bei diesem einen Mal geblieben?«
    Gavin zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen, schob sich eine Haarsträhne aus der Stirn und sah überall hin, nur nicht zu seinem Vater.
    Â»Gavin?«
    Er seufzte theatralisch. »Okay, einmal noch. Da hat sie mir einen geblasen.«
    Â»Die gleichen Fragen.«
    Â»Wo das war? Hinter irgendeinem Club auf der Sixth Street.«
    Â»In der Öffentlichkeit?«
    Â»Ja, irgendwie schon, schätze ich. Ich meine, es war im Freien, aber da war außer uns niemand.«
    Für einen winzigen Moment sah er bildlich vor sich, wie er Pat anrief und ihr erzählte, dass ihr kleiner Junge wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses im Gefängnis saß. Wo warst du, Dean?, würde sie fragen. Und wo war er gewesen, während sein Sohn
pornografische Briefe verfasst hatte und sich in düsteren Gassen befriedigen ließ?
    Auch die Selbstvorwürfe mussten bis später warten. »Diese beiden Male? Nicht öfter?«
    Â»Ja. Dann hat sie mich am ausgestreckten Arm verhungern lassen, und ich war abgeschrieben.«
    Â»Aber du warst nicht bereit, dich abschreiben zu lassen.«
    Gavin sah ihn an, als wäre er von allen guten Geistern verlassen. »Scheiße, nein. Sie ist echt heiß.«
    Â»Milde ausgedrückt«, bemerkte Dean vielsagend. »Sag es mir lieber, falls da noch irgendwas war. Ich will keine weiteren hässlichen Überraschungen erleben. Du hast mir nichts verschwiegen, was die Polizei herausgefunden haben könnte?«
    Gavin rang mindestens eine halbe Minute mit sich, bevor er sagte: »Sie, äh…« Er zog die Schreibtischschublade auf, holte eine Taschenbuchausgabe von Herr der Ringe heraus und entnahm ihr ein Foto, das zwischen den Seiten versteckt war. »Das hier hat sie mir neulich gegeben.«
    Dean griff nach dem Foto. Er wusste nicht, was ihn mehr verblüffte, die freizügige Pose oder das schamlose Lächeln des Mädchens. Er schob das Bild in seine Hemdtasche. »Dusch dich und zieh dich an.«
    Â»Dad –«
    Â»Mach schnell. Ich habe Anweisung, dich bis Mittag ins Präsidium zu bringen. Dort treffen wir uns mit einem Anwalt.«
    Erst jetzt schien die Erkenntnis, wie ernst die Lage tatsächlich war, dicke Schichten jugendlicher Überheblichkeit zu durchdringen. »Ich brauche keinen Anwalt.«
    Â»Ich fürchte doch, Gavin.«
    Â»Ich habe Janey nichts getan. Glaubst du mir nicht, Dad?«
    Die Verdrossenheit hatte sich in nichts aufgelöst. Er sah jung und verängstigt aus, Dean spürte den gleichen Stich in seiner Brust wie am Vorabend, als er ihn beim Schlafen betrachtet hatte.
    Er hätte ihn gern umarmt und ihm versichert, dass alles ein gutes
Ende nehmen würde. Aber das konnte er nicht mehr versprechen, weil er nicht wusste, ob es stimmte. Er hätte ihm gern erklärt, dass er ihm natürlich glaubte, aber das tat er leider nicht. Dafür hatte Gavin sein Vertrauen zu oft enttäuscht.
    Und er hätte ihm gern gesagt, dass er ihn liebte, aber nicht einmal das wagte er. Er hatte Angst, dass Gavin ihm

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