Rage Zorn
Himmel und traf sie völlig unvorbereitet. »Das habe ich dir doch erzählt. Er ist Polizeipsychologe.«
»Und nach Feierabend verdient er sich als Bodyguard was dazu?« Er warf ihr einen sardonischen Blick zu. »Als ich dir gestern Abend die Kassetten gebracht habe, hat der Bulle gesagt, dass Malloy bei dir wäre.«
»Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst.«
»Und zwar absichtlich, glaube ich. Wer ist Malloy für dich, Paris?«
Wenn sie es nicht von sich aus erzählte, würde er vielleicht auf eigene Faust nachbohren und dann mehr erfahren, als ihr lieb war. »Wir haben uns vor Jahren in Houston kennen gelernt.«
»Mm-hmm. So wie ich es sehe, habt ihr euch ziemlich gut kennen gelernt.«
»Nicht nur ziemlich gut, Stan, sondern sehr gut . Er war Jacks bester Freund.«
Damit war die Unterhaltung für sie abgeschlossen, und sie ging um ihn herum auf die Tür zu. An der Schwelle blieb sie jedoch stehen und drehte sich noch einmal um. »Was weiÃt du über Marvin?«
»Nur, dass er ein Arsch ist.«
»Versteht er was von Computern oder vom Internet?«
Er schniefte. »Woher soll ich das wissen? Ich habe von ihm
noch nie mehr als ein Grunzen gehört. Woher das plötzliche Interesse?«
Sie zögerte, weil sie nicht wusste, ob es Curtis recht war, wenn sie herumerzählte, dass Marvin offenbar geflohen war. »Einfach so. Bis heute Abend.«
Â
Paris und Sergeant Curtis zogen sich in einen kleinen Vernehmungsraum zurück und setzten sich einander gegenüber an einen vernarbten Tisch. Zwischen ihnen lagen der tragbare Kassettenrecorder, mit dem er schon am Vortag gearbeitet hatte, und die Bänder, die sie aus dem Sender mitgebracht hatte.
Sie begannen ihre Suche nach Valentinos Anrufen, indem sie die Bänder abhörten, die bis zu einer Woche vor Maddie Robinsons Verschwinden aufgenommen worden waren. Gestern hatten sie und Dean übereinstimmend festgestellt, dass Valentino seine Stimme verstellte. Sie unterschied sich durch den gekünstelten Tonfall von den anderen Stimmen und war leicht zu identifizieren, was es Paris ermöglichte, alle anderen Anrufe im Schnellvorlauf zu überspielen.
Curtis ging kurz aus dem Zimmer, um frischen Kaffee zu holen. Als er zurückkam, erklärte ihm Paris aufgeregt: »Ich glaube, ich habe sie gefunden. Wir haben zwar keinen Vermerk über Datum und Uhrzeit wie beim Vox Pro, aber der Anruf ist auf einer Kassette mit Aufnahmen, die ungefähr zu jener Zeit gemacht wurden. Damals war er besonders schlecht drauf, aber ich habe unser Gespräch trotzdem ausgestrahlt. Seine Behauptungen lösten so viele Anrufe aus, dass die Leitungen stundenlang belegt waren.«
Curtis setzte sich wieder auf seinen Platz. »Sie haben ihn für einen Abend berühmt gemacht.«
»Ohne es zu ahnen, Ehrenwort. Sind Sie so weit?« Sie startete das Band.
Alle Frauen sind treulos, Paris. Warum eigentlich? Du bist eine Frau. Wenn du einen Mann so weit hast, dass er dir aus der Hand frisst, wieso willst du dann einen anderen? Zählt Qualität nicht mehr als Quantität?
Es tut mir Leid, dass Sie heute Abend so unglücklich sind, Valentino.
Ich bin nicht unglücklich, ich bin sauer.
Nicht alle Frauen sind treulos.
Meiner Erfahrung nach schon.
Dann haben Sie noch nicht die richtige Frau gefunden. Möchten Sie heute Abend ein bestimmtes Lied hören?
Wie zum Beispiel?
Barbra Streisand singt eine wunderschöne Version von Cry Me a River . Es ist ein Klischee, aber irgendwann wendet sich bestimmt alles zum Guten.
Spiel das Lied, Paris. Aber selbst wenn sie eines Tages so sitzen gelassen wird, wie sie mich sitzen gelassen hat, hat sie damit nicht ihre gerechte Strafe bekommen.
Paris stoppte die Kassette und sah Curtis an, der wieder gedankenverloren mit dem Ring an seinem Finger spielte. Er sagte: »Vermutlich bestand die Strafe, die sie seiner Meinung nach verdient hatte, darin, sie zu erwürgen und ihren Leichnam auf einer gottverdammten Kuhweide zu verscharren. Wenn Sie die deutlichen Worte verzeihen.«
Paris lieà den Kopf in die Hände sinken und massierte ihre Schläfen. »Was er gesagt hat, hätte mich nie auf den Gedanken gebracht, dass er vorhatte, sie zu töten.«
»GeiÃeln Sie sich deshalb nicht selbst. Sie sind keine Gedankenleserin.«
»Ich habe in dem, was er gesagt hat, keine Bedrohung gesehen.«
»Das hätte niemand.
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