Rage
nicht deine Schuld, Doc.“
„Ich habe für DMI gearbeitet.“
Happy schnaubte missbilligend.
„Rage hat unrecht, dir das anzuhängen“, sagte Happy wütend. „Du bist diejenige gewesen, die unsere Lage an die Öffentlichkeit gebracht hat. Du hast viel riskiert. Wir verdanken dir unsere Freiheit. Hör auch, dich für das verantwortlich zu fühlen, was DMI getan hat. Es. War. Nicht. Deine. Schuld!“
Ich sah Happy erstaunt an. So viel Wut hatte ich Happy gar nicht zugetraut. Ich kannte ihn als stets gut gelaunten Sonnyboy.
„Rage ist mein Freund“, erklärte er. „Er wird immer mein Freund bleiben. Doch das heißt nicht, dass ich sein Fehlverhalten entschuldigen werde. Ich mag dich, Doc.“
Er sah mich an und die Zärtlichkeit in seinem Blick war mir unangenehm. Ich hoffte, dass ich mich täuschte und dass Happy nicht in mich verliebt war. Denn ich würde seine Gefühle nie erwidern können. Mein Herz gehörte Rage. Auch wenn das vollkommen verrückt war.
Kapitel Drei
Jessie
Block C, West Colony, Eden
31 Dezember 2032 / 06:23 p.m. Ortszeit
Die Vorbereitungen für die große Sylvester Party liefen auf Hochtouren, doch mir war nicht nach feiern. Rages Zustand war noch immer kritisch. Zwei Mal war sein Kreislauf in den letzten drei Tagen zusammengebrochen und er hatte trotz der Medikamente Fieber bekommen. Zum Glück wirkte zumindest das Hexomal und er war weiterhin ohne Bewusstsein. Es beruhigte mich ein wenig, dass er keine Schmerzen erleiden musste. Ich saß bei ihm so oft ich konnte, ohne zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Für heute hatte ich zum Glück Dienst und ich konnte viel Zeit mit ihm verbringen, da alle anderen bei der Feier sein würden. Nur Speed und Trouble würden ebenfalls bei Rage wachen. Ich war froh, dass es die beiden waren und nicht Happy. In den letzten Tagen hatte er ziemlich deutlich gemacht, dass er an mir interessiert war und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich mochte ihn gern. Er war ein netter Kerl. Doch es war Rage, der mich in meinen Träumen heimsuchte und dessen Nähe ich ersehnte. Ich wünschte, er würde endlich einsehen, dass ich keine Schuld an dem trug, was ihm widerfahren war. Ich hatte mir vorgenommen, ihn um eine Unterredung zu bitten, sobald er wieder fit war. Ich wusste, dass er mir seit seinem Einbruch in mein Haus, aus dem Weg gegangen war und Diamond hatte mir gesagt, dass alle Frauen auf meiner Seite standen. So dankbar wie ich für die Solidarität der Frauen war, so wollte ich doch nicht, dass man Rage meinetwegen mied. Natürlich war mein selbstsüchtiges Ego froh, dass keine der Frauen mit ihm schlafen wollte, doch ich wollte auch nicht, dass man ihn isolierte.
„Du siehst müde aus, Doc“, sagte Trouble. „Willst du dich nicht ein wenig hinlegen? Wir wecken dich, falls Rage dich brauchen sollte.“
Ich lächelte den rothaarigen Alien Breed an. Seine grünen Katzenaugen blickten mich sorgenvoll an.
„Danke Trouble, doch ich kann im Moment nicht schlafen. Ich werde mir einen Kaffee besorgen.“
„Ich hol dir einen Kaffee, Doc“, bot Speed an. „Schwarz? Ein Zucker?“
„Heute zwei Zucker“, sagte ich. „Ich kann etwas Energie brauchen. Danke, Speed.“
„Keine Ursache“, winkte Speed ab. „Ich bin froh, wenn ich meine Beine ein wenig bewegen kann. Das Rumsitzen macht mich wahnsinnig. Ich meine, ich tu gern was ich kann, um Rage zu helfen, nur ...“
„Ich weiß, Speed“, unterbrach ich ihn und lächelte ihm verstehend zu. Speed hatte seinen Namen nicht umsonst gewählt. Er war ein Energiebündel, der nicht mehr liebte, als zu laufen oder sich sonst wie körperlich zu betätigen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sechs Stunden sitzen für den hyperaktiven Alien Breed eine Tortur sein mussten.
Ich setzte mich an Rages Seite als Speed verschwunden war. Trouble saß auf der anderen Seite des Bettes. Rage lag jetzt auf dem Rücken. Die Wunden waren genug verheilt, dass er zumindest für einige Stunden pro Tag in Rückenlage liegen konnte. Ich starrte auf seinen Oberkörper, beobachtete das rhythmische Heben und Senken seiner Brust.
„Du magst ihn“, sagte Trouble ruhig.
Ich wagte nicht, ihn anzusehen, da ich spürte, wie meine Wangen sich mit Hitze füllten. Ich hatte mir solche Mühe gegeben, mir nichts anmerken zu lassen. War es nur Trouble, der mich durchschaut hatte? Oder waren meine Gefühle für Rage für alle sichtbar?
„Es spricht für dein gutes Herz, dass du ihn trotz allem, was er getan hat, noch
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