Rage
Ich wirbelte herum, und stieß mein Messer tief in die Kehle des Tiers. Als es tot war, brach ich erschöpft zusammen. Mit dem Nachlassen des Adrenalins, wurden die Schmerzen immer schlimmer. Es fühlte sich an, als wenn das Biest mir das Fleisch komplett vom Rücken gerissen hätte. Ich konnte den Schaden nicht sehen, doch es musste schlimm sein, denn ich fühlte, wie mich die Kraft verließ. Ich konnte nicht einmal mehr aufstehen. Auf allen Vieren kroch ich in Richtung unserer Siedlung. Meine Gedanken wanderten zu Jessie. Würde ich ihr süßes Gesicht noch einmal sehen? Ich bezweifelte es. Ich würde es in diesem Zustand niemals bis ins Dorf schaffen. Dennoch gab ich nicht auf. Mit zusammengebissenen Zähnen kroch ich weiter.
„Oh, Doc“, flüsterte ich kraftlos. „Wo bist du, wenn ich dich brauche?“
Dann wurde es schwarz um mich herum.
Jessie
Es hämmerte gegen meine Tür. Ich sah von meinem Buch auf und überlegte, wer es so eilig haben konnte, mich zu sehen. War es Rage? Mein Herz klopfte aufgeregt. Es klopfte erneut und ich sprang auf. Vielleicht ein Notfall? Ich eilte zur Tür und öffnete. Happy und Sturdy standen auf der Schwelle. Sie sahen aufgeregt aus.
„Doc, schnell! Es geht um Leben und Tod!“, rief Happy in einem so verzweifelten Tonfall, dass es mir die Kehle zuschnürte. Es musste wirklich schlimm sein. Ich fragte mich, wen es getroffen haben mochte.
„Ich komme“, sagte ich und schlüpfte hastig in meine Schuhe.
Als ich die Haustür hinter mir zugezogen hatte, waren Sturdy und Happy schon in Richtung Krankenstation losgelaufen. Ich beeilte mich, hinterher zu kommen.
„Um wen geht es denn?“, fragte ich atemlos, als ich die beiden eingeholt hatte.
„Es ist Rage“, sagte Sturdy und ich hatte das Gefühl, mein Herz würde aussetzen.
„Was?“, rief ich entsetzt. „Was ist passiert?“
„Er war jagen und kam nicht zurück, da machten Sturdy und ich uns auf den Weg, ihn zu suchen“, berichtete Happy während des Laufens. „Wir fanden ihn etwa zwei Meilen von hier. Er muss von einem Raubtier angefallen worden sein, und hat sich dann schwer verletzt Richtung Heimat geschleppt. Es sieht übel aus.“
Ich war erleichtert, als das Gebäude, in dem sich die Krankenstation befand, in Sicht kam. Ich hatte es eilig, zu Rage zu kommen. Ich betete, dass ich in der Lage sein würde, ihn zu retten. Ich durfte nicht zu spät kommen. Ich wollte gar nicht daran denken. Es war zu schrecklich, sich auszumalen, er könnte es nicht schaffen.
Sturdy hielt mir die Tür auf, und ich eilte in die Notaufnahme, wo Dr. Forster und zwei Schwestern sich über eine blutbesudelte Gestalt beugten, die auf einer OP-Liege lag. Dr. Forster wandte sich zu mir um, als ich eintrat, und Erleichterung flutete sein Gesicht.
„Gut dass du da bist, Jessie. Ich kann hier deine Hilfe gebrauchen. Ich habe ihn schon in Narkose versetzt. Mach dich fertig, um mir bei der OP zur Hand zu gehen.“
Hastig streifte ich mir OP-Kittel, Handschuhe und Maske über, dann eilte ich an Andreas Seite. Ich musste mich sehr zusammenreißen, professionell zu bleiben, als ich Rage vor mir liegen sah. Er war wirklich übel zugerichtet. Er lag auf dem Bauch. Sein Rücken, Schultern, Arme und die Seiten waren in Fetzen. Andreas war bereits dabei, die Wunden zu versorgen und die Fetzen wieder zusammenzufügen.
„Geh auf die andere Seite, und nimm dir den Riss an seinem Arm vor. Ich bin mit der Schulter gleich fertig.“
Ich tat, was Andreas mir sagte und nahm von Lilly, einer der Schwestern, die Utensilien entgegen, die ich benötigte. Zuerst säuberte ich die blutende Wunde, ehe ich mich an die mühselige Arbeit des Nähens machte.
„War er bei Bewusstsein, als er hier ankam?“, fragte ich.
„Nein!“, erwiderte Andreas seufzend. „Er war komplett weggetreten. Seine Werte waren so schlecht, dass ich mich kaum getraut habe, ihn in Narkose zu versetzen. Zum Glück haben wir N73. Das neue Narkosemittel ist viel verträglicher als alles, was ich bisher angewandt habe. Die Alien Breed vertragen es sehr gut. Wie du weißt, sind viele Medikamente bei ihnen wirkungslos oder haben unerwünschte Nebeneffekte. Die Herstellung von N73 war eines der wenigen guten Dinge, die DMI vollbracht hat.“
Ein Piepsen erklang und Andreas warf einen besorgten Blick auf die Maschine am Kopfende, die Rages Werte aufzeichnete.
„Sein Kreislauf wird schlechter“, sagte er grimmig. „Mel, geb ihm zehn Milliliter Dextovil. Schnell.“
Die Schwester
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