Rage
immer magst. Ich wollte dir nur sagen, dass ich denke, dass Rage dich auch mag.“
Jetzt konnte ich nicht anders. Ich hob den Kopf und begegnete Troubles Blick.
„Wie kommst du darauf?“, fragte ich.
„Ich kenne Rage gut, Doc. Wenn er dich nicht mögen würde, wärst du jetzt schon tot.“
„Ich glaube nicht, dass ... dass er wirklich eine Frau töten würde“, sagte ich.
Trouble schüttelte den Kopf.
„Nicht unter normalen Umständen. Nein. Er hat bereits Frauen getötet, Doc. Bei DMI. Die Huren, die man in seine Zelle gesteckt hatte. Damals waren wir alle mehr Tier als Mensch. Wir standen permanent unter Drogen und wir wurden kontinuierlich gequält. Rage hat, wie wir alle, Jahre gebraucht, um sich an die neuen Verhältnisse zu gewöhnen und umzudenken. Er würde keine Frau quälen, doch wenn er eine Frau für wirklich böse halten würde, dann hätte er auch keine Skrupel, sie zu töten.“
„Ich denke trotzdem, dass ...“
Ich brach ab, als die Tür aufging und Speed mit meinem Kaffee herein kam. Ich nahm dankbar den Becher entgegen.
„Danke.“
„Keine Ursache“, wehrte Speed ab. „Was Neues?“
Ich schüttelte den Kopf.
Während ich den Kaffee trank lief Speed im Raum auf und ab. Er und Trouble waren jetzt länger als vier Stunden im Dienst und mit jeder Stunde war Speed unruhiger geworden.
„Wer löst euch ab?“, fragte ich nach einer Weile.
„Pain und Night“, antwortete Trouble.
„Wie ist Night?“, fragte ich. „Ich hab noch nicht viel mit ihm zu tun gehabt.“
„Night ist ein ruhiger Typ“, erklärte Speed. „Nicht so still wie Pain, aber die beiden passen schon ganz gut zusammen.“
Ich seufzte und rollte mit den Augen.
„Na, dass kann ja ein depressiver Abend werden.“
Trouble lachte.
„Ja, ich beneide dich nicht“, sagte er.
„Ich auch nicht!“, stimmte Speed zu.
Er legte sich auf den Boden und fing an, Liegestütz zu machen. Ich schüttelte den Kopf.
„Was machst du eigentlich nachts, Speed?“, fragte ich lachend.
„Wieso?“, fragte Speed, ohne dabei aus dem Rhythmus zu kommen. „Willst du mir Gesellschaft leisten, Doc?“
Ich schnaubte.
„Nein, es interessiert mich nur, ob du nachts überhaupt schlafen kannst oder ob du nur in deinem Schlafzimmer auf und ab joggst.“
Trouble lachte leise.
„Ja, Speed. Sag an, was tust du nachts, wenn du nicht gerade eine Frau im Bett hast?“
„Herrjeh! Müsst ihr Kerle immer bei allem auf Sex zu sprechen kommen?“, fragte ich kopfschüttelnd.
„Sorry, Doc“, sagte Trouble. „Die Hormone.“
Ein Stöhnen neben mir ließ mich zusammenfahren. Ich wandte den Kopf und sah auf Rage hinab, der offenbar den Kopf zur Seite bewegt hatte, während ich mit Speed und Trouble rumgeblödelt hatte.
„Er wacht auf!“, sagte Speed und sprang auf, um ans Bett zu eilen. Trouble beugte sich über Rage und auch ich starrte wie gebannt auf Rages Gesicht. Als seine Lippen sich leicht bewegten, fing mein Herz an zu rasen.
„Ich weiß nicht, was passieren wird, wenn er erwacht“, sagte ich zu den beiden Alien Breed. „Macht euch darauf gefasst, dass ihr ihn vielleicht halten müsst.“
„Wie sind bereit“, sagte Speed. „Keine Angst, Doc. Wir sind da.“
Rage stöhnte erneut und sein Gesicht verzog sich leicht, dann wandte er den Kopf und seine Lider flatterten.
„Rage?“, sprach ich ihn an, bemüht, meine Stimme nicht zittern zu lassen. „Kannst du mich hören?“
Erneut stöhnte er und ich legte ihm eine Hand auf die Stirn. Zum Glück schien das Fieber gesunken zu sein.
„Seine Hände zucken“, berichtete Speed.
„Rage? Wir sind hier“, sagte Trouble, und fasste vorsichtig nach Rages Schulter.
Dann schlug Rage blinzelnd die Augen auf, und sein unsteter Blick brauchte eine Weile, eher er auf mich fokussierte. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Wie würde er darauf reagieren, wenn er mich sah? Ich wusste genau den Moment, an dem er mich erkannte. Seine Augen wurden dunkler, doch ich sah nichts von der Wut darin, mit der er mich im Clubhouse oder später in meinem Schlafzimmer bedacht hatte.
„Kannst du mich verstehen, Rage?“, fragte ich erneut.
Er nickte kaum merklich.
„Du warst schwer verletzt. Wir mussten dich operieren und ruhig stellen. Du warst drei Tage ohne Bewusstsein. Hast du Schmerzen?“
Wieder nickte er.
„Ich kann dir etwas dagegen verabreichen.“
Er schüttelte den Kopf.
„Es würde dir besser gehen“, wandte ich ein.
„Nneein“, brachte er leise hervor und ich
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