Rage
bin gleich wieder da“, sagte der Hüne und wandte sich ab.
„Komm, Happy“, wandte ich mich an den sonst immer lächelnden Alien Breed. Es war seltsam, ihn jetzt so ernst zu erleben. Ich gab mir Mühe, nicht an Rages schlimmen Zustand zu denken, sonst würden mir die Tränen kommen. Er hatte die OP überstanden. Das war jetzt das Wichtigste. Ein Schritt nach dem Anderen.
Wir betraten den OP. Die beiden Schwestern waren dabei, vorsichtig den Rest Blut von Rages Körper zu waschen. Ich verspürte einen Anfall von Eifersucht bei dem Anblick. Ich wollte das tun, doch es würde unprofessionell aussehen, wenn ich ihnen die Arbeit abnahm. Ich war Ärztin. Patienten zu waschen war Aufgabe der Schwestern. Trotzdem kochte mein Blut und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Happy eilte an die Seite seines Freundes. Der erstickte Laut seines Schmerzes riss mich aus meinen inadäquaten Gefühlen und brachte mir den Ernst der Lage erneut zu Bewusstsein.
„Sturdy wird die Schichten für die Wache zusammenstellen“, informierte ich Andreas.
„Gut!“, erwiderte der Chefarzt und nickte mir zu. „Du kannst dann wieder in deinen verdienten Feierabend gehen.“
Der Gedanke, Rage hier zurückzulassen, und nach Hause zu gehen, gefiel mir ganz und gar nicht. Ich wollte nicht, dass jemand mitbekam, wie viel ich für den Patienten empfand, doch ich konnte auch nicht so tun, als wäre da nichts.
„Ich ... ich bleibe noch, bis er sich stabilisiert hat“, sagte ich, zufrieden, dass es einigermaßen einleuchtend klang. Niemand würde es seltsam finden, wenn ich noch blieb, bis das Risiko von Komplikationen etwas gesunken war. Immerhin konnte es sein, dass Andreas mich brauchen würde, falls die Medikamente sich doch nicht vertragen sollten oder Rages Kreislauf zusammenbrach.
Andreas nickte.
„Ja, sicher. Danke für deine Hilfe. Ich hätte dich nicht aus deinem Feierabend rufen lassen, wenn es nicht wichtig gewesen wäre.“ Er lachte bitter. „Ich hab mich ein klein wenig überfordert gefühlt mit dem Jungen. Ist lange her, dass ich jemanden in so schlimmer Verfassung auf meinem Tisch hatte. Es war gut, mit dir zusammenzuarbeiten.“
„Jederzeit wieder, Andreas“, sagte ich. „Sie können mich immer rufen lassen, wenn ich gebraucht werde. Ist ja nicht so, dass ich Familie hätte. Wenn ich nicht im Dienst bin, langweile ich mich ohnehin zu Tode.“
„Ich finde, dass du sehr professionell gehandelt hast“, sagte Andreas leise und warf dabei einen Seitenblick auf Happy, doch der war ganz auf seinen Freund fixiert. „Immerhin war es Rage, der dir nur Tage zuvor an die Kehle gegangen ist.“
Ich hatte niemandem erzählt, dass Rage danach noch einmal in mein Haus eingedrungen war. Ich wollte die Lage für Rage nicht noch schlimmer machen. Ich wusste, dass Rage bei vielen die Sympathie verloren hatte wegen seinem Verhalten.
„Ich betrachte das Ganze als Vergangenheit“, sagte ich. „Rage hat mich seitdem in Ruhe gelassen und ich denke, dass man Gras über die Sache wachsen lassen sollte.“
„Wenn du jetzt ohnehin noch ein wenig bleibst, kann ich dann kurz mein Dinner einnehmen, ehe du gehst? Ich fühle mich schon ein wenig flau im Magen.“
„Klar. Gehen Sie ruhig. Ich halte die Stellung.“
„Danke.“
Ich trat neben Happy, als Andreas gegangen war. Rages Rücken war kein schöner Anblick. Selbst jetzt, gesäubert und zusammengeflickt, sah es furchtbar aus. Aber erschreckender war die fahle Blässe in Rages Gesicht. Ein Anzeichen auf den hohen Blutverlust, den er erlitten hatte. Zwar hatte er Volumenexpander bekommen, doch es würde dauern, bis sein Körper genug neues Blut produziert hatte. Alien Breed vertrugen keine Bluttransfusionen. Das ging aus den sichergestellten Unterlagen von DMI hervor. Mehrere Alien Breed hatten nach der Gabe von Blut einen tödlichen Schock erlitten.
„Wird er es schaffen, Doc?“, drang Happys leise Stimme durch meine Gedanken.
„Ich hoffe es, Happy. Wir haben alles getan, was wir konnten. Sein Kreislauf war während der OP zusammengebrochen, doch wir konnten ihn wieder stabilisieren. Er hat es überstanden. Das ist alles, was ich im Moment sagen kann. Wenn jetzt keine Komplikationen auftreten, dann sollte er in einer Woche wieder fit genug sein, um entlassen zu werden. Das Lunol wird ihm dabei helfen, schnell zu heilen.“
„Ich weiß“, sagte Happy bitter. „Ich hab es oft genug von DMI verabreicht bekommen.“
„Es tut mir leid“, sagte ich leise.
„Warum? Es ist
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