Rage
Helfer entführt. Einen der Männer, dessen Name noch nicht bestätigt wurde, soll von den Rebellen hingerichtet worden sein. Präsident Jackson bittet ganz Amerika, für die sichere Heimkehr seiner Tochter zu beten. Wir berichten, sobald es Neuigkeiten zum Fall der Entführung gibt.“
„Oh. Mein. Gott!“, sagte ich, und schaltete den Decoder ab. Ich hatte Pearl auf einer Veranstaltung drei Jahre nach der Befreiung der Alien Breed flüchtig kennengelernt. Wir hatten nur wenige Worte miteinander gewechselt und sie war mir ein wenig zu verwöhnt vorgekommen, dennoch erschütterte mich die Nachricht über ihre Entführung. Die Rebellengruppen waren unberechenbar. Manchmal kamen ihre Geiseln unversehrt wieder frei, doch oft kamen die Entführten nie zurück. Zumindest nicht lebend.
Es klopfte an meiner Tür, und ich erhob mich, um zu öffnen. Es war Julia.
„Hi, ich hoffe, ich störe nicht. Ich weiß, du hattest Nachtschicht und ...“
„Komm rein, Julia. Du störst nie. Eigentlich habe ich mich allein ohnehin nur gelangweilt. Möchtest du einen Kaffee?“
„Gern“, sagte Julia und trat ein. Ich schloss die Tür hinter ihr und ich ging hinter ihr her zur Küche. Die Häuser für das menschliche Personal waren alle gleich geschnitten, bis auf die Unterkünfte vom Militär.
„Hast du mitbekommen, was mit der Tochter des Präsidenten passiert ist?“, fragte ich sie.
„Nein! Was ist denn geschehen?“
„Sie wurde entführt“, verkündete ich. „Von Rebellen.“
„Oh. Mein. Gott!“
„Ja, das habe ich auch gesagt. Ist das nicht furchtbar?“
„Gibt es irgendwelche Forderungen?“, wollte Julia wissen.
„Davon haben sie nichts gesagt. Die Meldung lief eben ganz frisch in den Nachrichten. Ich habe Pearl einmal auf einer Veranstaltung gesehen. Wir haben nur ein paar Worte gewechselt, doch dass ich sie quasi kenne, macht die ganze Sache irgendwie noch schlimmer zu verarbeiten.“
„Kann ich mir denken. Oh Mann, das ist echt ein Knaller.“
Ich goss uns zwei Kaffee ein, und wir setzten uns an den Küchentisch.
„Was macht Rage?“
„Er ist auf dem Weg der Besserung“, sagte ich. „Er ist ein paar Mal kurz aufgewacht. Seine Werte sind gut. Er wird noch ein paar Tage brauchen, um zu Kräften zu kommen, doch es dürfte jetzt keine Komplikationen mehr geben.“
„Das ist gut“, sagte Julia erleichtert.
„Ja, es sah wirklich böse aus für ihn. Ich bin froh, dass er über den Berg ist.“
„Du magst ihn“, stellte Julia fest.
Ich errötete und Julia lachte.
„Kein Grund, rot zu werden, Jessie“, sagte sie. „Die Alien Breed sind schon ziemlich attraktive Teufel. Ich ... ich mag auch jemanden.“
Ich sah sie erstaunt an.
„Ja? Wen?“
„Pain“, antwortete sie.
„Hat er mit dir gesprochen?“, fragte ich erstaunt und Julia kicherte.
„Ja, ich weiß, er ist nicht besonders groß im Reden. Aber er hat ein Händchen mit Tieren. Er hat mir die Bajakas gezeigt, die in der Nähe der Siedlung leben. Putzige Tierchen.“
„Bajakas?“
„Sie sind unseren Affen ähnlich. Du kennst Mr Nilsson von Pippi Langstrumpf?“
Ich nickte lächelnd.
„Stell dir den etwa doppelt so groß und flauschig behaart vor, dann hast du in etwa einen Bajaka.“
„Weiß Pain, dass du ihn magst?“
„Ich denke schon. Es hat schon irgendwie geknistert zwischen uns, würde ich sagen. Doch er ist sehr zurückhaltend. Das ist es, was das ganze so spannend macht. Ich bin seit meiner Ankunft hier so oft von einem der Soldaten angebaggert worden, dass es mir schon auf die Nerven geht. Pain ist so ganz anders.“
„Kennst du seine Geschichte?“, fragte ich.
Julia schüttelte den Kopf.
Ich erzählte ihr, was ich von Sturdy erfahren hatte, und Julia wurde blass. Tränen traten in ihre Augen.
„Oh. Mein. Gott!“, flüsterte sie entsetzt. „Ich hatte mich schon gefragt, warum jemand den Namen Pain für sich aussucht. Jetzt ergibt alles einen Sinn. Wenn die Verantwortlichen von DMI nicht schon alle hinter Gitter sitzen würden, dann würde ich sie am liebsten in einen Käfig stecken und all die schlimmen Dinge mit ihnen anstellen, die sie den Alien Breed angetan haben. Perverse herzlose Arschlöcher!“
„Aber sag Pain bloß nichts davon, dass ich es dir erzählt habe. Ich glaube nicht, dass es ihm recht ist. Ich denke nur, dass es gut ist, wenn du es weißt.“
Julia nickte.
Ich hatte das Gefühl, dass jemand den Weg zur Krankenstation heimlich länger gemacht hatte. Er schien heute kein Ende
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