Ragnarök
auf den Fersen.
Demnach würde er also ohne Licht auskommen müssen –
vorerst zumindest. Aufgrund des kurzen Rundblicks bei seiner Ankunft und der absoluten Stille, die hier herrschte, war Kim ziemlich sicher, daß sich außer ihm niemand in diesem Raum aufhielt.
Jetzt mußte er nur noch hier herauskommen, zum Hangar
zurückkehren und herausfinden, was aus den anderen geworden war…
Bei diesem Gedanken griff er nach seinem Kommunikator, hielt in der Bewegung jedoch inne, bevor er ihn berührt hatte. Seine Anwesenheit an Bord sollte schließlich geheim bleiben, was wohl kaum möglich wäre, wenn er Commander Chakotay anrief,
während der Erste Offizier von P’nir umgeben war.
Licht oder kein Licht, er mußte hier allein herausfinden.
Vorsichtig tastete er sich auf der Suche nach einer Tür an der Wand entlang.
Während Harry Kim sich langsam durch die Dunkelheit
vorarbeitete, trat Commander Chakotay durch die Tür des Shuttles und warf zum ersten Mal einen ungehinderten Blick auf die P’nir – soweit man angesichts der düsteren, seltsam gefärbten Beleuchtung des Hangars überhaupt von einem ungehinderten Blick sprechen konnte.
Zugleich machte er auch seine erste Bekanntschaft mit der Luft der P’nir. Sie stank. Es war ein öliger, metallischer Geruch, der an schmutzige, schlecht gewartete Maschinen erinnerte. Chakotay versuchte den Gestank zu ignorieren und betrachtete das halbe Dutzend Aliens, das ihm in ein paar Metern Entfernung
gegenüberstand.
Das waren also die gefürchteten P’nir.
Wenigstens nahm er an, daß es sich um P’nir handelte, auch wenn sie so reglos dastanden, daß man sie für Skulpturen hätte halten können. Natürlich konnten sie auch einer Sklavenrasse angehören oder Verbündete der P’nir sein, doch vorerst ging Chakotay von der Annahme aus, daß er die P’nir selbst vor sich hatte.
Es waren hochgewachsene Wesen. Ihre Größe mochte ungefähr drei Meter betragen, und sie besaßen eine schimmernde
blauschwarze Haut – oder handelte es sich um ein Exoskelett?
Die Hautoberfläche wirkte jedenfalls hart und spröde. In dem trüben grünlichen Licht war sich Chakotay seiner Beobachtung nicht ganz sicher. Wenn er die P’nir erst in Bewegung sah, würde er es genauer erkennen können, dachte er, doch im Moment verharrten die sechs Aliens in geradezu unmenschlicher
Reglosigkeit.
Mit den zwei Beinen, dem aufrechten Rumpf und dem Kopf
entsprachen sie mehr oder weniger dem humanoiden
Erscheinungsbild. Allerdings besaß jeder P’nir vier Arme – auf jeder Seite zwei, die hoch oben an den Schultern angesetzt waren
–, was bei Humanoiden eher selten der Fall war. Diese
Gliedmaßen verliehen ihnen zusammen mit der chitinartigen Haut ein insektenähnliches Aussehen.
Die Gesichter hingegen wirkten nicht insektenhaft, sondern glichen eher glatten ovalen Masken. Die jeweils zwei roten Augenpaare, die aus horizontalen Schlitzen leuchteten, sahen jedenfalls absolut nicht wie die Facettenaugen von Insekten aus.
Unterhalb der Augen wies jedes der Gesichter einen
scharfkantigen, gezackten Einschnitt auf, bei dem es sich um einen Mund oder eine Nasenöffnung handeln mochte; ob sie tatsächlich durch diese Öffnung atmeten, war nicht erkennbar.
Außer den Augen und dem darunterliegenden Einschnitt ließen sich keine weiteren Sinnesorgane feststellen. Wenn sie Ohren besaßen, konnte Chakotay sie zumindest im Moment nicht sehen.
Die Waffen, die sie in ihren differenziert ausgebildeten Klauen hielten, waren hingegen kaum zu übersehen, und so streckte der Erste Offizier seine leeren Hände in einer Geste aus, die man als Friedensangebot oder auch als Kapitulation auffassen konnte.
»Gehen Sie nach links«, sagte einer der P’nir. Da keines der Wesen seine Lippen bewegte, konnte Chakotay nicht eindeutig entscheiden, welches von ihnen den Befehl gegeben hatte.
»Wir möchten mit Ihrem Captain sprechen«, sagte der Erste Offizier laut und deutlich.
»Gehen Sie nach links«, wiederholte der P’nir. Diesmal war sich Chakotay sicher, daß der zweite von links gesprochen hatte, denn er unterstrich seinen Befehl mit einer nachdrücklichen Geste eines seiner rechten Arme.
Die Arme besaßen zwei Ellbogengelenke, und die Bereiche dazwischen blieben absolut steif. Demnach handelte es sich tatsächlich um Exoskelette, dachte der Commander. Exoskelette waren recht ungewöhnlich für Wesen dieser Größe. Demnach mußten die P’nir ursprünglich von einer Welt mit niedriger
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