Ragnarök
durch die belasteten Schilde eine gleichmäßige
Energieversorgung des Schiffes zu gewährleisten. Dieses Feedback war hier unten nur als tiefes Dröhnen wahrnehmbar, das immer dann erklang, wenn die Hachai angriffen, gefolgt von unregelmäßigen Vibrationen, die die Decksplatten unter ihren Füßen erzittern ließen. Das stetige blauweiße Glühen des Warpkerns schien sich verstärkt zu haben, doch dieser Eindruck entstand nur, weil die Beleuchtung schwächer wurde, als Energie an die Verteidigungssysteme abgegeben wurde.
Inmitten dieses Chaos beugte sich die Chefingenieurin vor, um den Kommunikator zu erreichen.
»Tut mir leid, Captain«, rief B’Elanna Torres, während sie versuchte, ein Dutzend Anzeigen gleichzeitig im Auge zu behalten, »Sie bekommen schon alle Energie, die wir aufbringen können.« Ihr Blick fiel auf ein bestimmtes Display. »Aber ich werde sehen, was ich tun kann«, setzte sie hinzu.
Sie tippte ein paar Kontrollen an und lächelte dann.
»Energie kommt«, meldete sie.
Manchmal, dachte Torres, stellte das hochmoderne bioneurale Computernetz der Voyager ein echtes Ärgernis dar. Wie die meisten neuen und noch weitgehend unerprobten Technologien neigte es dazu, unvorhersehbare Probleme zu schaffen.
Mitunter funktionierte es aber auch wie geplant, und bei diesen Gelegenheiten erwies sich die bioneurale Ausstattung als höchst erfreuliche Hilfe.
So wie jetzt; der Computer hatte sich durch die infolge der Schlacht bedrohlich angestiegenen Temperaturen gefährdet gesehen und deshalb völlig selbständig begonnen, die
Recyclingsysteme des Schiffes einzusetzen, um die überschüssige Hitze in nutzbare Energie umzuwandeln. Diese Energie hatte der Computer den Reserven zugeführt, doch mit einem Knopfdruck leitete Torres sie zu den Schilden um.
Torres genoß es, mit vernünftiger Ausrüstung arbeiten zu können; während ihrer Zeit beim Maquis hatte ihr meist nur veralteter Schrott zur Verfügung gestanden. Jetzt fehlte ihr nur noch eine Quelle für Ersatzteile, dann wäre ihr Leben perfekt gewesen – oder zumindest der Teil ihres Lebens, der mit ihrer Arbeit zu tun hatte.
Immer vorausgesetzt natürlich, daß ihr Leben nicht hier und jetzt abrupt endete.
Das Schiff erzitterte plötzlich, und die Energiewerte der Schilde gingen leicht zurück. Irgendwo erklang ein scharfes Zischen, als ein Schaltkreis durchbrannte.
»Was zum Teufel ist dort draußen eigentlich los?« fragte Torres ein Besatzungsmitglied, das sich gerade in ihrer Nähe aufhielt.
Sein Name fiel ihr im Moment nicht ein; für ihren Geschmack sahen diese Starfleet-Angehörigen in ihren hübschen akkuraten Uniformen mehr oder weniger gleich aus, und dieser Mann gehörte nicht zur regulären Besatzung des Maschinenraums, sondern befand sich auf einem Botengang. »Was sind das für Leute, und weshalb kämpfen sie gegeneinander?«
»Ich weiß es nicht, Lieutenant«, erwiderte der Mann, »aber dort draußen findet eine gewaltige Schlacht statt. Mr. Tuvok hat sie mit Ragnarök verglichen.«
Torres starrte ihn an. »Was ist Ragnarök?«
Der Mann blinzelte verdutzt. »Die letzte Schlacht der
nordischen Götter«, sagte er. »Sie wissen schon.«
»Ach ja?« fragte Torres.
»Äh… etwa nicht?« Der Matrose blinzelte abermals und fügte ein verspätetes »Sir?« hinzu.
»Nein«, sagte Torres. »Ich kenne zwar die Namen der
nordischen Götter – Thor und Odin, richtig? Oder waren das griechische Götter? Aber von diesem Ragnarök habe ich noch nie gehört. Warum sollte ich auch?«
»Nun, ich dachte… ich meine, es ist eine legendäre Schlacht…«
Angesichts ihrer ausdruckslosen Miene geriet er ins Stottern. »Ich dachte, Sie wüßten über alle berühmten Schlachten Bescheid, weil… das heißt…« Die aufkeimende Wut in ihren Augen
veranlaßte ihn, den Satz besser nicht zu beenden, doch sein Blick wanderte unwillkürlich zu der gezackten Stirnplatte, dem deutlichsten Hinweis auf ihre klingonischen Vorfahren.
»Was sollte ich über Schlachten wissen?« brüllte Torres, packte den Mann vorn an seiner Uniform und hob ihn hoch. »Ich bin Ingenieur, verdammt noch mal, kein Soldat!«
In diesem Moment wurde das Schiff von einem weiteren Treffer erschüttert. Torres schleuderte den Mann beiseite und stürzte los, um sich um ihre Maschinen zu kümmern.
Der Mann rappelte sich wieder auf und starrte hinter Torres her.
Er konnte es kaum fassen, daß jemand von dieser Statur, selbst wenn es sich um eine Klingonin handelte, stark
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