Ragnarök
genug sein sollte, ihn einfach so zu Boden zu werfen. Torres war erheblich kleiner als er selbst, doch sie hatte ihn ohne sichtbare Anstrengung hochgehoben.
Offenbar waren Klingonen erheblich stärker, als sie aussahen.
Wenn man bedachte, wie kräftig viele von ihnen wirkten, war das schon ein erschreckender Gedanke.
Er strich sich die Uniform glatt und meinte leise zu einem der Techniker: »Ich dachte, alle Klingonen würden Schlachten und Kriegsmythen studieren.«
Der Techniker warf einen vorsichtigen Blick zu Torres hinüber und flüsterte: »Sie ist nur Halbklingonin. Sie wuchs auf der Erde auf und zieht es vor, ihre menschliche Seite zu betonen. Es gefällt ihr gar nicht, wenn jemand sie als Klingonin bezeichnet.«
»Nun, jedenfalls besitzt sie sowohl die Kraft als auch das Temperament eines Klingonen.«
»Sagen Sie so etwas bloß nie in ihrer Hörweite!«
Das Crewmitglied nickte. Er wollte nicht schon wieder auf dem Boden landen – oder noch Schlimmeres erleben.
Außerdem sollte er jetzt ohnehin schleunigst wieder auf die Brücke zurückkehren.
»Lageeinschätzung, Mr. Tuvok«, sagte Kathryn Janeway.
»Unsere eigene Situation ist prekär, Captain«, antwortete der Vulkanier, während er sich zur Seite drehte, um eines der Wanddisplays abzulesen. »Da die Schildtechnologie der P’nir den Offensivwaffen der Hachai überlegen ist, haben sich die Hachai angewöhnt, ihre Gegner einzukesseln. Diese Taktik haben sie auch uns gegenüber angewandt, so daß wir uns jetzt nicht einfach zurückziehen können. Statt dessen müssen wir so manövrieren, daß wir überleben, während wir nach Lücken in der Formation der Hachai suchen. Derartige Lücken sind unvermeidlich, was allerdings nicht heißt, wir könnten das Kampfgebiet einfach durch eine dieser Öffnungen verlassen. Sehr wahrscheinlich werden wir statt dessen gezwungen sein, uns einen Weg durch mehrere solcher Formationen zu suchen, bevor es uns gelingt, in den freien Raum durchzubrechen.«
»Ergibt sich dadurch ein ernstes Problem?« fragte Janeway.
»Vorhin haben Sie gesagt, unsere Schilde könnten mehrere Stunden standhalten.«
»Das hängt davon ab, nach welcher Taktik Sie vorgehen, und natürlich auch von der Haltung der P’nir«, erklärte Tuvok, während er sich wieder umwandte und über die hellgraue
Konsole, die seine Station von der Kommandoebene der Brücke trennte, zum Captain hinübersah. »Wenn wir das Feuer nicht erwidern, werden die Hachai uns enger einschließen können.
Wehren wir uns hingegen, zwingen wir sie damit, einen größeren Abstand zu halten, womit die Wahrscheinlichkeit einer Öffnung im Belagerungsring steigt. Allerdings müssen wir in dem Fall auch damit rechnen, verstärkt Feuer auf uns zu ziehen. Sobald die Hachai merken, daß wir uns nicht mehr nur verteidigen, sondern bereit sind, unsere Gegner nötigenfalls zu vernichten, werden sie entsprechend reagieren.«
»Wir werden tun, was wir tun müssen«, antwortete Janeway.
»Was meinten Sie eben über die Haltung der P’nir?«
»Während uns die Hachai offensichtlich feindlich
gegenüberstehen, wissen wir bisher nicht, ob uns die P’nir einfach ignorieren, uns helfen oder sich vielleicht sogar mit den Hachai gegen uns verbünden werden.«
»Man sollte annehmen, daß sie bereit sind, uns zu unterstützen«, meinte Janeway. »Sagt nicht ein altes Sprichwort: ›Der Feind meines Feindes ist mein Freund‹?«
»Wie bei den meisten menschlichen Sprichworten gibt es aber auch dazu ein Gegenstück, Captain – ›Besser der Teufel, den man kennt, als der, den man nicht kennt‹.«
»Na schön, dann machen wir den P’nir eben klar, mit wem sie es zu tun haben«, erwiderte Janeway scharf. Sie sah zu Paris hinüber, der aber völlig damit ausgelastet war, den Attacken der Hachai auszuweichen, und besser nicht gestört wurde. Daraufhin drehte sie sich nach Backbord um und stellte fest, daß Kims Station nicht besetzt war.
»Schaffen Sie jemand auf die Brücke, der die Funktionsstation übernimmt«, rief Janeway. Dann wandte sie sich nach
Steuerbord. »Mr. Tuvok, versuchen Sie einen Kanal zu den P’nir zu öffnen.«
»Aye, aye.«
Der Captain beobachtete den Hauptschirm, wo feindliches Feuer ihre Schilde aufleuchten ließ. Das Bild drehte sich und glitt zur Seite, als Paris versuchte, das Schiff aus der Gefahrenzone zu bringen.
»Die P’nir reagieren nicht auf unseren Ruf, Captain«, meldete Tuvok.
»Verdammt«, sagte Janeway.
Ein Volltreffer der Hachai
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