Ragnarök
Janeway: »Ich habe alles mitgehört, Tuvok.« Sie runzelte die Stirn und beobachtete unglücklich den Hauptschirm. Jedesmal, wenn Paris Kurs auf den freien Weltraum nahm, tauchte wie aus dem Nichts ein Großkampfschiff der Hachai auf und schnitt ihnen mit aufblitzenden Waffen den Weg ab.
Wenn sie weiterhin versuchten, auszuweichen und zu flüchten, würden die Hachai langsam aber sicher die Oberhand gewinnen.
Trotz Paris’ hervorragender Qualitäten als Pilot und Tuvoks Berechnung ihrer Chancen schien es Janeway unausweichlich, daß die Voyager letzten Endes in die Enge getrieben und zerstört werden würde.
Doch wenn die Vernichtung unvermeidlich war, würden sie jedenfalls nicht kampflos untergehen. Und wenn sie schon jetzt einer Seite zum Sieg verhelfen hatten, konnten sie immerhin dafür sorgen, daß diese Entscheidung eindeutig war und dem Sieger die Möglichkeit bot, sich irgendwann von den
Kriegsfolgen zu erholen. Das mochte zwar bedeuten, daß eines Tages eine Flotte der P’nir den Kuriyar-Sternhaufen verließ und für Unruhe sorgte, aber es bedeutete zugleich, daß die P’nir überleben würden.
»Wie es aussieht, wollen die Hachai um jeden Preis kämpfen, und der Krieg gegen die P’nir reicht ihnen noch nicht«, sagte Janeway schließlich. Sie beugte sich vor und wischte den Staubfleck weg, den die Hachai-Puppe hinterlassen hatte. Dann richtete sie sich wieder auf.
»Wenn es das ist, was sie haben wollen, dann geben wir es ihnen eben«, sagte sie. »Mr. Tuvok, soweit es die Hachai betrifft, haben Sie freie Hand. Feuern Sie nach Gutdünken.«
Kapitel 18
Harry Kim lächelte nervös, während er allein in der Dunkelheit stand. Wenigstens hatte er mittlerweile die Tür gefunden. Er konnte ihre Umrisse deutlich spüren.
So etwas wie ein Schloß hatte er allerdings nicht entdeckt, nicht einmal, als er beide Seiten von Knie- bis Kopfhöhe abgetastet hatte. Doch damit konnte er fertig werden. Er zielte sorgfältig mit dem Phaser und drückte den Auslöser.
Nach der langen Zeit in völliger Dunkelheit blendeten ihn der rot leuchtende Strahl und die sprühenden Funken. Kim blinzelte heftig, kniff dann die Augen zusammen und schützte sie mit der freien Hand. Der Geruch schmelzenden Metalls verband sich mit dem öligen Gestank der Luft zu einer wahrhaft
übelkeiterregenden Mischung.
Anders als bei den meisten Kulturen waren die Türen der P’nir nicht so konstruiert, daß sie sich im Fall einer Beschädigung automatisch öffneten; jedenfalls glitt diese Tür nicht zur Seite, als der Strahl sie traf. Kim nahm den Finger vom Abzug, senkte die Waffe und wartete einen Moment ab, bis sich seine Augen umgestellt hatten.
Auch nachdem der Phaserstrahl erloschen war, wurde es nicht wieder vollständig dunkel. Der Strahl hatte ein kleines Loch durch die Tür gebohrt, und der Raum oder Flur, der sich auf der anderen Seite befand, war erleuchtet. Das häßliche grüne Licht der P’nir sickerte durch die winzige Öffnung und erlaubte es Kim, seine Umgebung, wenn auch nur schwach, wahrzunehmen.
Kim ließ sich eine Minute Zeit, seine Umgebung in
Augenschein zu nehmen und hoffte, daß unterdessen niemand das Loch bemerken würde.
Er konnte noch immer nicht genau erkennen, worum es sich bei den runden Gegenständen auf der gegenüberliegenden Seite des Raums handelte; es schienen irgendwelche Säcke zu sein. Davon abgesehen war der Raum leer.
Jetzt endlich entdeckte er auch etwas, das er für die
Türkontrollen hielt. Vermutlich befand sich dort auch der Lichtschalter. Die Kontrollen waren in den Türrahmen
eingelassen, und zwar etwa ein Dutzend Zentimeter über der Kopfhöhe eines Menschen. So weit oben hatte er nicht gesucht, als er die Tür abtastete.
Die P’nir mußten wirklich sehr groß sein, dachte Kim.
Er sah zu der Schaltfläche hinauf, aber es war zu dunkel, um Details zu erkennen, und auf gut Glück wollte er nicht damit herumexperimentieren.
Somit hatte er also noch immer keine Möglichkeit gefunden, den Raum auf elegante Weise zu verlassen. Seufzend machte er sich daran, eine Öffnung in die Tür zu schneiden, die groß genug war, um hindurchzukriechen.
Kurz bevor das herausgeschnittene Stück klappernd zu Boden fallen konnte, fing er es auf und legte es vorsichtig – und lautlos –
zur Seite. Dann warf er einen Blick durch die Öffnung, wobei er hoffte, nicht auf einen Sicherheitstrupp der P’nir zu stoßen, der bereits dort draußen auf ihn wartete.
Doch er sah keine Füße, keine
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