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Rain Song

Rain Song

Titel: Rain Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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der wildes Wetter sonst liebte, zuckte zusammen. Gleich darauf krachte der Donner so laut, dass beide reflexartig den Kopf einzogen.
    »Teufel«, entfuhr es Hadlock.
    »Du solltest lieber einen Augenblick warten.« Bill schüttelte den Kopf. »Mit trockenen Gewittern ist nicht zu spaßen. Und im Moment sind wir im Auge des Sturms.«
    Losgerissene Blätter, kleine Zweige und Nadeln schlugen gegen die Fensterscheiben der Rangerstation. Es blitzte und donnerte erneut.
    Dan seufzte: »Vielleicht hast du recht, Billy. Zehn Minuten, dann ist der Spuk vorbei, wetten?«
    Sie setzten sich beide und warteten schweigend darauf, dass der Sturm nachließ. Er tobte weiter, aber nach einer Viertelstunde begann es endlich zu regnen und die Abstände zwischen den Blitzen und dem Grollen des Donners wurden größer.
    Dan gab per Funk ans Hauptquartier durch, dass die Rangerstation für eine Weile nicht besetzt sein würde. Dann zog er die Regenjacke an, stülpte seinen Hut auf den Kopf und sagte: »Ich fahre runter zur Swan Bay. Die Leitungen führen an der Straße entlang. Vielleicht kann ich den Schaden schnell finden.«
    Der Sheriff nickte. »Ich schaue noch kurz beim alten Cutler vorbei, vielleicht braucht er Hilfe wegen des Stromausfalls. Dann fahre ich zurück nach Neah Bay. Sollte ich auf dem Weg etwas entdecken, dann gebe ich dir die Stelle per Funk durch.«
    Die beiden Männer verabschiedeten sich voneinander. Sie verließen das Gebäude, eilten mit über den Kopf gezogenen Regenjacken zu ihren Wagen und fuhren in verschiedene Richtungen davon.
    Während der Fahrt zum Strandhaus hatte Hanna beharrlich geschwiegen. Greg parkte hinter dem Haus, und noch ehe er den Motor abgestellt hatte, war Hanna mit ihrer Tasche auf der Veranda verschwunden. Eine Weile saß er ratlos in seinem Truck und überlegte, ob er ihr nachlaufen sollte.
    Der Wind zerrte an den Bäumen hinter dem Strand – nicht mehr lange und es würde heftig stürmen.
    Schließlich stieg Greg aus dem Wagen, um gleich darauf die Tür des Strandhauses verschlossen vorzufinden. Seine Verwirrung schlug in Ärger um. Er hämmerte gegen die Tür und rief: »Was soll das Hanna? Ich habe dir nichts getan!«
    Greg lauschte und glaubte, Hanna weinen zu hören, aber vielleicht war es auch nur der Wind. Er lief zum Fenster, doch die Vorhänge waren zugezogen, und sosehr er sich auch mühte, er konnte im Inneren nichts erkennen.
    »Hanna, was ist los mit dir?« Er klopfte gegen die Scheibe. »Können wir nicht vernünftig darüber reden?«
    Keine Reaktion. Der Sturm wurde heftiger und Gregs Zorn auch.
    »Also gut«, rief er. »Ich verschwinde jetzt. Solltest du mich brauchen, dann weißt du ja, wo du mich findest.« Mit langen Schritten verließ er die Veranda und machte sich auf den Weg nach Hause.
    Hanna glitt mit dem Rücken zur Wand in die Hocke. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie durch das Pfeifen des Windes den aufheulenden Motor des Trucks hörte. Greg war fort und plötzlich hatte sie das Gefühl, alles falsch gemacht zu haben. Sie fühlte sich beschämt, weil sie ihn vor verschlossener Tür hatte stehen lassen.
    Ich habe dir nichts getan, hatte er gesagt.
    Das stimmte so nicht ganz. Er hatte sich um sie gekümmert, hatte Gespräche mit ihr geführt und für ihr leibliches Wohl gesorgt. Auf diese Weise hatte er sie immer wieder von ihrer Suche nach Jim abgelenkt. Es war so angenehm gewesen, mit ihm zusammen zu sein, dass sie seinen Versprechungen, ihr zu helfen, Glauben geschenkt hatte.
    Jim hatte keine Verwandten in Neah Bay und Greg wusste nur zu gut, dass niemand ihr etwas erzählen würde. Was sie heute herausgefunden hatte, war nur ihrer unbeirrbaren Hartnäckigkeit zu verdanken.
    Sie seufzte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Manchmal schien alles verloren, so wie in diesem Augenblick. Sie überlegte, ob es nicht klüger war, aufzugeben und zu ihrer Tochter zurückzukehren. Immerhin wusste sie jetzt, dass Jims Absichten, mit ihr in Neah Bay ein Leben aufzubauen, ehrlich gewesen waren. Vielleicht sollte ihr das genügen. Vielleicht war es besser, die Wahrheit nicht zu wissen.
    Doch etwas tief in ihrem Inneren hinderte sie daran. Sie war hergekommen, weil sie das Rätsel um Jims Verschwinden lösen wollte, und Greg war ihre einzige Hoffnung, Antworten zu finden. Dass sie nicht immun war gegen die unerwarteten Gefühle, die er in ihr wachrief, stand auf einem anderen Blatt.
    Hanna atmete tief durch und spürte, wie ihr Zorn sie verließ. Ein

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