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Rain Song

Rain Song

Titel: Rain Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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auf die Bremse und versuchte, zwischen dem Auf und Ab des Scheibenwischers etwas zu erkennen. Schließlich bog er auf die unbefestigte Straße, die geradeaus zur Bootsrampe in der Swan Bay führte.
    Nachdem er ein paar Meter gefahren war, konnte er erkennen, dass es die Blinklichter eines Wagens waren. Er bremste abrupt und riss seine Tür auf. Was er sah, verschlug ihm für einen Augenblick den Atem.
    Vor ihm stand der Jeep von Dan Hadlock. Quer über der Kühlerhaube des Wagens lag der Stamm einer toten Zeder, aus dem es qualmte. Offensichtlich war er vom Blitz getroffen worden und umgestürzt. Dan hatte nicht mehr rechtzeitig ausweichen können.
    Über Funk rief Bill die Washington State Patrol und gab den Standort der Unfallstelle durch. Dann zog er sich die Kapuze über den Kopf, kroch unter dem Stamm durch und versuchte, an Dan heranzukommen. Die Frontscheibe war bei dem Aufprall in tausend kleine Stücke zertrümmert worden, die ins Innere des Wagens gefallen waren. Bill spähte hinein und entdeckte Dans Blondschopf auf dem Lenkrad.
    »Dan«, schrie er durch das Prasseln des Regens, »Dan, bist du okay?«
    Ein leises Stöhnen war die Antwort. Hadlock lebte, er musste sich beeilen. Bill versuchte, die Fahrertür zu öffnen, aber sie klemmte fest. »Halte durch, Dan, ich bin gleich bei dir«, rief er dem Verletzten zu, in der Hoffnung, dass der Ranger ihn hören konnte.
    Bill lief um den Jeep herum. Die Beifahrertür ließ sich problemlos öffnen und er stieg in den Wagen. Mit der Taschenlampe beleuchtete er das Gesicht des Rangers, das mit unzähligen kleinen Schnittwunden übersät war. Aber mehr Sorgen machte dem Sheriff diese eine, glänzend dunkelrote Schlange, die Dan unter dem Haaransatz hervor übers Gesicht gekrochen war.
    Bill leuchte in die Augen des Verletzten und fühlte seinen Puls. Die Pupillen waren unnatürlich geweitet, aber wenigstens war der Puls deutlich zu spüren. Bill versuchte, mit Dan zu reden, bekam aber nur ein dumpfes Stöhnen zur Antwort. Der Sheriff entschied, den Verletzten nicht zu bewegen. Er blieb neben seinem Freund sitzen und redete beruhigend auf ihn ein, bis der Wagen der Washington State Patrol und wenig später der Rettungswagen am Unglücksort eintrafen.
    Glücklicherweise hatte der Regen in der Zwischenzeit deutlich nachgelassen, was den Männern ihre Arbeit erleichterte. Sie holten Dan Hadlock vorsichtig aus dem Wagen, betteten ihn auf eine Trage und schnallten ihn fest. Die junge Rettungssanitäterin mit dem blonden Zopf achtete besonders darauf, dass der Kopf des Verletzten stabil und ruhig lag, Bill war das nicht entgangen. Als Dan kurz die Augen öffnete und seine Lippen bewegte, war Bill sofort bei ihm.
    ». . . Geister …«, hörte er den Ranger flüstern. »Hilf mir, Bill! Ich … habe sie … gesehen. Sie …«
    Die Sanitäterin schob den Sheriff sanft zur Seite. »Wir bringen ihn nach Port Angeles. Sie können sich später nach ihm erkundigen.«
    Der Rettungswagen rollte davon und Bill sah ihm nach. Dan Hadlock hatte Frau und Kinder, jemand musste sie benachrichtigen, bevor sie einen Anruf aus dem Krankenhaus bekamen.
    Walter Reed, einer von Dans Rangerkollegen, der den Funkruf gehört hatte und unmittelbar nach dem Rettungswagen eingetroffen war, kam auf ihn zu und fragte: »Hat Dan noch irgendetwas gesagt?«
    »Nur, dass sich jemand um seine Frau kümmern soll«, log Bill. Schließlich konnte er dem Mann nichts von Geistern erzählen.
    »Das übernehme ich«, sagte Reed. »Ich kenne Susan gut.«
    Bill klopfte dem Ranger auf die Schulter. »Okay, dann kümmere ich mich um Dans Wagen und den Stamm.«
    Reed nickte und fragte: »Wissen Sie, warum Dan hier draußen unterwegs war?«
    »Der Strom war ausgefallen und er wollte nachsehen, ob irgendwo ein Baum auf die Leitungen gestürzt war.«
    »Aber der Stromausfall ist doch schon fast zwei Stunden her«, sagte Reed und schüttelte den Kopf. »Die Leitungen zu checken, kann ihn kaum mehr als eine halbe Stunde gekostet haben. Etwas anderes muss ihn aufgehalten haben.«
    »Ja, vielleicht«, antwortete Bill nachdenklich.
    Vielleicht Geister!
    Blödsinn, dachte er. Aber was, zum Teufel, hatte Dan Hadlock gesehen?
    Hanna und Greg saßen am Holztisch im Strandhaus und verzehrten auf dem Holzherd aufgebackene Brotfladen. Dazu gab es gebratene Hühnerbeine und danach frische Kirschen. Ein Wasserkessel tanzte und zischte auf dem Herd und Greg überbrühte Teeblätter in einem Krug.
    Hanna stand auf und ging zu dem alten

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