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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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getreten und nicht in eine Schiffskabine. Sie setzte sich auf den angebotenen Stuhl und wartete, bis auch die anderen sich am Tisch niedergelassen hatten.
    Althea schob sich ein paar widerspenstige Locken aus dem Gesicht. Dann sah sie zu ihrem Mann, der sich nicht zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte, sondern neben einem kleinen Fenster an der Wand lehnte und auf das Ufer blickte, das an ihnen vorbeiglitt. » Paragon hat geholfen, die Seeschlangen flussaufwärts zu begleiten. Soweit es ihm möglich war, ist er mit ihnen geschwommen, und er hatte große Hoffnungen für sie. Wie sie dann aber als erbärmliche Schatten der Drachen, die sie hätten sein sollen, aus ihren Hüllen geschlüpft waren, war er verbittert und zutiefst enttäuscht. Kein Einziger hatte auch nur annähernd Tintaglias Größe. Inzwischen sind sie zwar gewachsen, aber noch immer verkrüppelt.«
    Althea nahm die Kanne vom Tisch und sah nach, ob sie noch Wasser enthielt. »Möchtet Ihr eine Tasse Tee?«, bot sie an, als sie die Kanne wieder hinstellte. Es ging hier tatsächlich zu wie in einem Empfangssalon in Bingtown. Althea fuhr mit dem Finger über eine Prägung am Bauch der Kanne. Das Bildnis sollte wohl am ehesten eine Art Huhn mit einer Krone darstellen. Fast im selben Moment ließ die Kanne ein leises Grummeln vernehmen, und dann stieg Dampf aus dem Ausguss.
    »Großartig!«, rief Sedric aus. »Ich habe gehört, dass man solche Elderlingskannen entdeckt hat, aber keine davon ist auf dem Markt in Bingtown aufgetaucht. Die müssen ein Vermögen kosten.«
    »Sie war ein Hochzeitsgeschenk«, sagte Kapitän Trell. »Ein sehr kostbares Stück. Man braucht kein Feuer, um das Wasser zu erhitzen. Auf einem Schiff ist Feuer natürlich immer etwas heikel.« Er war zu einer Anrichte gegangen und kam nun mit einem Tablett mit Tassen und einer Teekanne zum Tisch. Dort übernahm Althea die übrigen Gastgeberpflichten. Ihr dabei zuzuschauen, wie sie ihr an Deck zur Schau gestelltes, männliches Gebaren ablegte und stattdessen Tee zubereitete und Tassen auf dem Tisch verteilte, war seltsam. Alise spürte sofort, dass sie einen Blick auf ein Leben erhaschte, dessen Existenz sie bisher nicht für möglich gehalten hatte. Und sie fragte sich, warum sie niemals auch nur in Erwägung gezogen hatte, ihren eigenen Weg in der Welt zu finden. Warum hatte sie in der Ehe und in dem Dasein als alte Jungfer die beiden einzigen Wahlmöglichkeiten für sich gesehen? Erst als Althea sie etwas verwirrt ansah, fiel ihr auf, dass sie die Kapitänin unverwandt angestarrt hatte. Sogleich gab Alise dem Gespräch mit einer weiteren Frage eine neue Richtung.
    » Paragon selbst hat die neuen Drachen nie gesehen?«
    Althea sah sie merkwürdig an. »Natürlich nicht. Der Fluss ist viel zu flach, als dass er so weit hinauffahren könnte. Es kostete ja bereits viel Mühe, jenen Teil des Flusses für die Schlangen passierbar zu machen. Das Unternehmen verlief nicht so erfolgreich, wie es hätte verlaufen können, und Winterstürme und Fluten haben das Machwerk in den vergangenen Jahren größtenteils wieder zerstört. Wie Ihr gesehen habt, sind die Flussufer sumpfig und zu Fuß nur schlecht begehbar. Der Wald ist dicht und alles andere als gnädig zu Wesen dieser Größe. Deshalb haben sich die Drachen nie von ihren Reifegründen fortbewegt.«
    »Aber Ihr seid hingegangen, um sie zu sehen?«
    »Ja. Auf Paragons Bitte hin. Und weil ich meine Nichte Malta besuchen wollte.«
    »Malta Khuprus? Die Elderling-Königin?«
    Altheas Lächeln wurde breiter. »So wird sie manchmal genannt, aber sie ist keine Königin. Es war nur eine Laune des Satrapen von Jamaillia, dass er Reyn und ihr die Titel König und Königin verliehen hat. In Wahrheit stammen sie beide von Händlern ab, wie Ihr und ich. Königliches Blut fließt nicht in ihren Adern.«
    »Aber sie sind Elderlinge!«
    Althea schüttelte den Kopf, überlegte es sich aber anders und zuckte stattdessen mit den Schultern. »So wurden sie von der Drachin Tintaglia bezeichnet. Und über die Jahre hat sich ihr Aussehen verändert, sodass sie mehr und mehr wie die Elderlinge aussehen, die man auf Bildern der alten Regenwildstädte gefunden hat. Doch Malta kam genauso als Mensch zur Welt wie ich, und Reyn war zwar wie so viele Regenwildhändler gezeichnet, unterschied sich aber auch nicht großartig. Natürlich ist das inzwischen nicht mehr so. Unsere Familie hat die beiden genau beobachtet, und Selden Vestrit, mein Neffe, hat sich erheblich

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