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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ihnen zu lernen?«
    Althea rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Aus dem Augenwinkel sah Alise, dass Kapitän Trell bedauernd den Kopf schüttelte. »Ich glaube nicht«, sagte Althea. »Meinem Eindruck nach sind sie vollkommen auf die grundlegende Lebenserhaltung fixiert. Alles, was ich sie habe reden hören, waren Forderungen nach Futter. Und Beschwerden über ihre Lebensumstände. Nach dem wenigen, was ich von Tintaglia weiß, würde ich behaupten, dass Drachen die Menschen nicht für eine intelligente Unterhaltung würdig erachten. Und die Schlüpflinge in Cassarick verachten uns, als wären sie ausgewachsene und mächtige Drachen. Rechnet man hierzu die Bitterkeit, von der sie erfüllt sein müssen …« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht, dass sie ihre Ahnenerinnerungen mit Euch teilen werden, falls sie überhaupt welche haben.«
    Alise nickte stumpf. Sie fühlte sich leer und flau. Um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen, nahm sie einen Schluck Tee, doch ihr wollte nichts einfallen. »Ich komme mir so dumm vor«, sagte sie verzagt. Dann richtete sie den Blick mit einer Entschuldigung auf Sedric. »Wie es scheint, habe ich dich völlig umsonst mitgeschleppt. Ich hätte auf Hest hören sollen.« Sie verflocht die Finger vor der Brust und wandte sich mit einem Kloß im Hals an Althea. »Ich habe nur die Reise bis nach Trehaug auf Eurem Schiff gebucht. Von dort wollte ich mit einem der Frachtkähne weiterfahren, auf einem kleineren Boot. Für unsere Rückreise habe ich keine Karten gekauft, weil ich hoffte, Wochen, wenn nicht Monate von den Drachen zu lernen.« Sie faltete die Hände auseinander, um sich die Schläfen zu reiben. In ihrem Schädel brauten sich Kopfschmerzen zusammen, und mit unterdrückten Tränen fragte sie: »Wäre es möglich, gleich wieder nach Bingtown zurückzureisen?«
    »Ihr könnt mit uns zurückfahren«, sagte der Kapitän, ohne sich vom Fenster zu entfernen. In seiner Stimme schwang Mitleid mit.
    »Doch müsst ihr wissen, dass wir einige Zeit benötigen, um die Fracht zu löschen und neue Waren und Vorräte zu laden«, gab Althea zu bedenken. »Und ich wollte Malta einen Besuch abstatten, wenn wir schon einmal hier sind. Das heißt, dass wir nicht unverzüglich nach Bingtown zurückfahren werden und Ihr einige Tage in Trehaug bleiben müsst.«
    »Ich verstehe«, sagte Alise matt. »Bestimmt gibt es in Trehaug genug zu sehen, bis Ihr bereit seid, die Rückfahrt nach Bingtown anzutreten.«
    »Dann willst du Cassarick nicht einmal kurz besuchen? Ich kann es nicht fassen! Alise, du musst gehen. Wo wir schon so weit gereist seid, wäre es töricht, nicht wenigstens kurz dorthin zu gehen.«
    Die offensichtliche Enttäuschung Sedrics überraschte sie. Noch vor ein paar Minuten hatte er den Eindruck gemacht, als freue er sich, dass ihre Reise umsonst gewesen war.
    »Was hätte das für einen Sinn?«, fragte sie stumpf.
    »Nun.« Kurz schien er um eine Antwort zu ringen. »Na ja, damit du sagen kannst, dass du gesehen hast, weshalb du aufgebrochen bist. Damit du tust, was du tun wolltest. Du meintest, du wolltest die jungen Drachen mit eigenen Augen sehen. Dann tu das auch.« Auf einmal schien er sich sicherer zu sein. Er beugte sich über den Tisch und nahm ihre Hand. Voller Anteilnahme sah er ihr in die Augen. »Hast du Hest nicht jahrelang erzählt, dass du das willst? Sie einfach nur mit eigenen Augen sehen?« Er zeigte ihr ein schiefes Lächeln. »Du willst doch nicht wirklich nach Bingtown zurück und ihm gestehen, dass du so weit gereist bist, ohne einen Blick auf die Drachen geworfen zu haben?«
    Sie starrte ihn an. Plötzlich hatte sie das amüsierte Grinsen vor Augen, das ein solches Eingeständnis bei Hest auslösen würde. Da stieg in ihr die Galle hoch. Nein, nein. Ihre Enttäuschung war so schon groß genug, ohne Hest noch diesen Triumph zu gönnen. Sie blinzelte, um Tränen zurückzuhalten, und Dankbarkeit gegenüber Sedric schwappte über sie herein wie eine warme Woge. Er sorgte sich um sie und hatte Einspruch erhoben, um sie vor dieser Schande zu bewahren. »Du hast recht«, sagte sie mit zittriger Stimme. Sie dachte an all die Jahre, die sie mit mühsam zusammengestellten Notizen verbracht hatte, mit unzähligen Schriftrollen und fein säuberlich beschriebenen Blättern. Sie fasste einen Entschluss. »Du hast recht, Sedric. Ich muss dorthin gehen. Ich muss sie wenigstens einmal gesehen haben.« Sie holte tief Luft. »Ich habe einen schweren Fehler begangen, den viele

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