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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Königs betrat?«
    Lügen, alles Lügen. Sollten derartige Schätze jemals existiert haben, wusste Sintara nichts von ihnen. Doch jedes Mal, wenn Mercor solche Dinge erzählte, blieben die Menschen stehen und lauschten, auch wenn er sie dabei keines Blickes würdigte. Und noch bevor der Monat vergangen war, schlichen nachts Menschen mit Fackeln zu ihnen und fragten sie im Flüsterton über Kelsingra aus. Wie weit entfernt war es gelegen? Hatte man es auf einer Anhöhe oder in der Tiefebene erbaut? Wie groß war die Stadt? Aus welchem Material waren die Häuser? Und Mercor hatte nach Herzenslust geflunkert und hatte den Menschen erzählt, es befinde sich in nicht allzu großer Entfernung, es wäre auf einer Anhöhe errichtet und die Häuser bestünden aus Marmor und Jade. Darüber hinaus verriet er ihnen nichts, weder teilte er ihnen Orientierungspunkte mit, noch wie viele Tagesreisen es von Cassarick entfernt war. Er erklärte sich auch nicht bereit, einem Menschen zu helfen, Kelsingras einstige Lage auf einer Karte einzuzeichnen.
    »Das lässt sich unmöglich sagen«, sagte er freundlich. »Damals hatte der Strom Hunderte Nebenflüsse. Bevor man nach Kelsingra gelangte, kam man an einen großen See. Daran erinnere ich mich. Aber darüber hinaus weiß ich nichts mehr. Wenn ich dorthin gehen würde, würde ich den Weg bestimmt wiederfinden, davon bin ich überzeugt. Aber nein, in Worte fassen kann ich es nicht.«
    Am Abend darauf kamen weitere Menschen mit denselben Fragen, und am dritten Abend waren es noch mehr. Alle bekamen dieselben lockenden Antworten. Schließlich erschienen am Tage ein halbes Dutzend Mitglieder des Händlerkonzils von Cassarick, um den Drachen ein Angebot zu unterbreiten. Begleitet wurden sie von Malta, der Elderlings frau. Sie war ganz in Gold gekleidet und trug einen weiß-roten Turban auf dem Kopf. Sie war erzürnt und besorgt.
    Auf Maltas Wunsch hin hatten sie alle Drachen zusammengerufen, um dem Angebot des Konzils zu lauschen. Anscheinend hatte das Konzil geglaubt, dass sie eine bindende Übereinkunft treffen konnten, wenn sie mit dem größten Drachen verhandelten. Darüber hatte Malta gelacht, und sie hatte darauf bestanden, dass alle zusammengetrommelt wurden. Dann hatte sich der Konzilsvorsitzende, ein dürrer Mann, der so wenig Fleisch auf den Knochen hatte, dass er kaum die Mühe einer Mahlzeit wert gewesen wäre, an sie gewandt und eine lange Rede gehalten. Er verlor viele salbungsvolle Worte, und machte Versprechen und betonte, dass das Konzil bekümmert wäre über den bedauernswerten Zustand, in dem die Drachen sich befänden, und dass man hoffte, ihnen bei der Rückkehr in ihre alte Heimat helfen zu können.
    Mercor versicherte den Menschen, dass er wusste, dass sie ihr Bestes taten, und dass die Drachen keine »Heimat« hatten, sondern einst die Herren der drei Reiche von Erde, Meer und Himmel gewesen waren. Er tat dabei so, als hätte er die überdeutlichen Hinweise des Konzilsvorsitzenden nicht verstanden, bis Malta sein närrisches Geschwätz schließlich schroff unterbrach. »Sie glauben, dass du sie nach Kelsingra führen kannst und dass sie dort reiche Schätze finden werden. Sie wollen dich überreden, dass ihr von hier fortgeht und diese sagenhafte Stadt sucht. Ich aber, die ich euch alle liebe, fürchte, dass sie euch lediglich in euren Tod schicken. Ihr müsst es ablehnen.«
    Doch Mercor hatte ihren Rat in den Wind geschlagen, indem er antwortete: »Eine solche Reise wäre unmöglich für uns. Wir würden verhungern, noch ehe wir euch nach Kelsingra führen könnten. Ein jeder von uns ist bereit, diese Reise anzutreten, aber unter uns sind etliche schwach und gebrechlich. Um sie zu füttern, bräuchten wir Jäger. Und Knechte, die uns pflegen und helfen, wie es die Elderlinge einst getan haben. Nein, ich fürchte, es wird nicht möglich sein. Ich brauche nicht ›Nein‹ zu sagen, denn ein ›Ja‹ wäre ohnehin bedeutungslos.«
    Trotz Maltas Zwischenrufen, ihrem Flehen und wütenden Zetern, wurden sie sich handelseinig. Das Konzil würde Jäger und Pfleger anheuern, die die Drachen begleiteten, sie fütterten und unterstützten. Als Gegenleistung brauchten die Drachen sie nur nach Kelsingra zu führen oder dorthin, wo sich die Stadt einst befunden hatte.
    »Darauf können wir uns einigen«, hatte Mercor den Menschen feierlich mitgeteilt.
    »Sie legen euch herein!«, hatte Malta protestiert. »Sie wollen euch nur loswerden, damit sie euch nicht mehr füttern müssen

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