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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und damit sie Cassarick leichter ausbuddeln können. Drachen, hört auf mich, bitte!«
    Doch der Handel wurde geschlossen. Kalo hatte seine schlammverschmierte, in Tinte getauchte Klaue auf ein Pergamentstück gedrückt, das man ihm hingehalten hatte, als ob ein derart lächerliches Prozedere einen Drachen binden könnte, ganz zu schweigen von der ganzen Gruppe. Malta hatte mit den Zähnen geknirscht und ihre Hände zu Fäusten geballt, als das Konzil verkündet hatte, dass dies in der Tat der beste Plan war. Sintara hatte eine Spur Mitleid mit der jungen Elderlingsfrau empfunden, die sich so sehr gegen das sträubte, was die Drachen durch Manipulation doch selbst herbeigeführt hatten. Sintara hatte gehofft, Mercor würde Malta beiseitenehmen, um sie einzuweihen. Doch entweder lag ihm nichts daran, oder er fürchtete, dies könne seine Pläne in Gefahr bringen. Und als das Konzil wieder abzog, ging sie ebenfalls, hatte noch immer ein hochrotes Gesicht und kochte vor Wut.
    »Das war nicht das letzte Wort!«, hatte sie gedroht. »Ihr braucht die Unterschrift jedes einzelnen Konzilsmitglieds, um den Vertrag rechtmäßig zu machen! Glaubt ja nicht, dass ich Euch tatenlos bei Eurem Treiben zusehe!«
    Maltas Anblick hatte Sintara mit Trauer erfüllt, und zweifellos kamen daher auch ihre Träume. Sie war eine junge Elderlingsfrau, ein Mensch, der diese Form erst kürzlich angenommen hatte. Noch hatte sie viele Jahre des Wachstums und der Verwandlung vor sich, wenn sie den Elderlingen der alten Zeiten gleichkommen wollte.
    Aber so weit würde sie es nicht bringen. Viele Menschen betrachteten sie mit Verwunderung, aber genauso viele mit Verachtung. Sintara fragte sich, was aus Malta, Selden und Reyn werden würde, nachdem Tintaglia die jungen Elderlinge genauso im Stich gelassen hatte wie die anderen Drachen. Sintara machte Tintaglia keine Vorwürfe, dass sie davongegangen war. Schließlich lag es in der Natur der Drachen, sich immer erst um sich selbst zu kümmern. Sie hatte einen Gefährten und bessere Jagdgründe gefunden, und dereinst würde sie Eier legen, aus denen Seeschlangen schlüpfen würden. Der Zyklus der Drachen, der wahre Zyklus der Drachen würde von Neuem beginnen, wenn diese Schlangen das Meer erreichten.
    Doch in den Jahren bis dahin würde es in der Regenwildnis nur Sintara und die anderen geben. Sie alle waren Geschöpfe einer anderen Zeit, wiedergeboren in eine Welt, die sich nicht mehr an sie erinnerte. Und unglücklicherweise waren sie in verkrüppelter Gestalt zurückgekehrt und in dieser Welt nicht überlebensfähig.
    Die Herren der Drei Reiche hatte man sie einst genannt. Meer, Land und Himmel hatten den Drachen und ihren Verwandten gehört. Niemand hatte ihnen etwas zu verwehren vermocht. Sie waren die unumschränkten Meister gewesen.
    Und nun waren sie vollkommen machtlos, zu einem Leben in Schlamm und Aas verdammt, und bestimmt erwartete sie ein langsamer Tod, während sie sich flussaufwärtskämpften. Wieder schloss sie die Augen. Wenn die Zeit gekommen war, würde sie gehen. Nicht, weil sie an Kalos Wort gebunden gewesen wäre, sondern weil es hier keine Zukunft für sie gab. Wenn sie schon als verkrüppeltes, gebrochenes Etwas sterben würde, dann konnte sie zuvor wenigstens ein kleines bisschen leben.
    Es dämmerte noch nicht, als Alise erwachte. Mit Sicherheit hatte sie nicht mehr als ein paar Stunden geschlafen. In dem Moment, als sie die Augen aufschlug, hörte sie das leise Quietschen der sich öffnenden Kabinentür. Sie hielt den Atem an, und da erst begriff sie, dass sie von einem sachten Klopfen an der Tür geweckt worden war. »Seid Ihr wach?«, fragte Kapitän Leftrin mit gedämpfter Stimme.
    »Jetzt schon«, gab sie zurück und zog die Decke hoch bis ans Kinn. Das Herz pochte ihr wild in der Brust. Was wollte der Mann von ihr, dass er in der Dunkelheit, noch vor dem Morgengrauen in ihre Kabine kam?
    Er beantwortete ihre unausgesprochene Frage. »Entschuldigt mein Eindringen, aber ich brauche ein frisches Hemd. Das Konzil will sofort mit mir reden. Offenbar haben sie schon gewartet und am Hafen Ausschau nach mir gehalten. Ein Bote kam noch spät in der Nacht mit einer Nachricht an Bord. Es heißt, sie müssten die Verträge zur Verlegung der Drachen so bald wie möglich abschließen.« Er schüttelte den Kopf, mehr für sich selbst, als zu ihr gewandt. »Irgendetwas geht hier vor. Das Ganze wirkt so, als wäre da ein Gerangel um ein gutes Geschäft ausgebrochen. Das sieht dem Konzil

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