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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wieder kam es vor. Darum hatte Cassarick Kammern – um die Drachen zu beherbergen, die sich um die Hüllen kümmerten. Zum Beispiel die Sternenkammer, die mit Glasplatten überdacht war. Von dort pflegten die Elderlinge den Nachthimmel zu beobachten. Die Wände der langen Eingangshalle zur Sternenkammer waren mit Mosaiken aus Edelsteinen verziert, die aus eigener Kraft leuchteten. Diese Halle besaß keine Fenster, damit der Besucher das Kunstwerk aus winzigen Lichtpunkten besser bestaunen konnte. Ich erinnere mich auch an etwas, was die Menschen zu ihrem eigenen Vergnügen gebaut haben, einen Irrgarten aus weißen Kristallwänden. Labyrinth der Zeit haben sie es genannt. Natürlich handelte es sich nur um Blendwerk und Spielerei, aber offenbar schätzten sie es sehr.«
    »Falls eine solche Kammer gefunden worden wäre, habe ich jedenfalls nichts davon mitbekommen«, bedauerte Thymara.
    »Das spielt kaum eine Rolle«, gab die Drachin zurück. »Sie wäre nicht das einzige Wunderwerk, das verschwunden ist. Ihr Menschen wühlt euch durch die Trümmer dieser Zeit wie Mistkäfer. Ihr versteht nicht, was ihr findet, und ihr wisst es nicht zu schätzen.«
    »Ich glaube, ich sollte gehen«, sagte Thymara kleinlaut. Immer mehr wurde sie von einer nagenden Enttäuschung erfasst. Noch einmal fasste sie die beiden freien Drachen ins Auge und versuchte, etwas wie Mitleid für sie zu empfinden. Doch die Blicke der Kreaturen waren leer, als wären sie blind. Sie sahen den anderen Drachen nicht einmal zu, als diese sich nun mit ihren Hütern abgaben. Der schlammverkrustete Braune nagte geistesabwesend am blutverschmierten Rand des Karrens, aus dem er gefressen hatte. Trotz allem. Sie hatte schließlich keinen Vertrag unterzeichnet, der ihr die Begleitung eines staunenswerten und intelligenten Geschöpfes zusicherte. Vielmehr hatte sie einen Vertrag unterschrieben, der besagte, dass sie ihr Bestes geben würde, einen Drachen auf dieser aussichtslosen Reise zu begleiten und ihn zu pflegen. Vielleicht wäre es klüger, mit einem anzufangen, der keine großen Erwartungen hatte. Vielleicht wäre es aber noch viel klüger gewesen, wenn sie selbst keine Erwartungen gehabt hätte.
    All die anderen Hüter hatten sich wohl einigermaßen erfolgreich ihren erwählten Schützlingen vorgestellt. Rapskal und die Rotdrachin schienen das zufriedenste Pärchen zu sein. Er hatte das plumpe Geschöpf zum Waldrand geführt und putzte ihm die Schuppen mit immergrünen Nadeln. Während er schrubbte, wand sich die kleine rote Drachin vor Vergnügen. Jerd schien das Vertrauen der gepunkteten grünen Drachin gewonnen zu haben. Das Tier hatte die Pranke gehoben, damit Jerd sie untersuchen konnte. Obwohl Greft einen ehrerbietigen Abstand zu dem großen Schwarzen hielt, war er doch in ein angeregtes Gespräch mit ihm verwickelt. Sylve und das goldene Männchen hatten einen Sonnenplatz gefunden und saßen auf dem gesprungenen Lehm friedlich beieinander.
    Thymara sah sich nach Tats und dem schlanken Gründrachen um. Erst sah sie die beiden nirgends, doch dann entdeckte sie sie am Wasser. Mit dem Fischspeer in der Hand ging Tats am Ufer entlang, wobei ihn der Drache interessiert beobachtete. Zwar bezweifelte Thymara, dass er einen Fisch ausmachen würde, der groß genug war, um mit dem Speer gefangen zu werden, doch so gewann Tats wenigstens die Aufmerksamkeit des Drachens. Ganz anders als sie. Die blaue Drachin hatte auf ihre letzte Bemerkung noch nicht einmal geantwortet.
    »Danke, dass du mit mir gesprochen hast«, sagte Thymara verzweifelt, wandte sich um und ging leise davon. Der Silberdrache, entschied sie. Denn die Wunde an seinem Schwanz musste gereinigt und verbunden werden. Thymara nahm an, dass sie nahe am oder sogar im Fluss reisen würden, und das ätzende Wasser würde die Entzündung nur noch verschlimmern und Geschwüre verursachen. Und wenn sie Ruskinblätter finden und einen Fisch fangen würde, konnte sie versuchen, den Kupferroten zu entwurmen. Allerdings wusste sie nicht, ob man mit Ruskinblättern auch den Darm eines Drachen reinigen konnte. Während sie näher kam und ihn musterte, entschied sie, dass es auf jeden Fall nicht schaden konnte. Es gab auch niemanden, den sie hätte um Rat bitten können, wie man einen Drachen verarztet. Wenn er noch magerer wurde, würde er sowieso bald sterben.
    Plötzlich fiel ihr ein, dass sie doch jemanden fragen konnte. Sie drehte sich zu der blauen Drachin um, die Thymara mit unverhohlener Feindseligkeit

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