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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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besser. »Nun?«, drängte sie. »Welchen Namen würdest du mir geben?«
    Das Mädchen biss sich auf die Oberlippe, bevor es antwortete: »Du bist von so herrlich blauer Farbe. Hoch oben in den Baumkronen wächst eine Ranke, die in Baumspalten wurzelt. Ihre Blüten sind in der Mitte gelb und außen kräftig blau. Sie verströmen einen köstlichen Duft, der Insekten, kleine Vögel und Eidechsen bezaubert. Auch wenn sie nicht so schön ist wie du, so erinnerst du mich doch an die Pflanze. Wir nennen sie Himmelspranke.«
    »Du würdest mich nach einer Blume benennen? Himmelspranke?« Das gefiel Sintara gar nicht. Der Name kam ihr dumm und schwächlich vor, aber sie hatte das Mädchen gefragt. Vielleicht konnte sie dem Mädchen in diesem Punkt seinen Willen lassen. Trotzdem fragte sie: »Glaubst du nicht, mir stünde ein Name zu, der etwas mehr Biss hat?«
    Das Mädchen starrte auf seine Füße, als habe man es bei einer Lüge ertappt. Kleinlaut erwiderte es: »Himmelspranke zu berühren, ist gefährlich. So schön sie ist und so verlockend sie duftet, lösen sich Insekten in ihrem Nektar auf der Stelle auf, und Kolibris verdaut sie in weniger als einer Stunde.«
    Vor Vergnügen sperrte Sintara das Maul weit auf. »Dann ist es nicht nur die Farbe, weshalb er dich an mich erinnert? Auch, weil er eine Gefahr darstellt?«
    »Vermutlich schon, ja.«
    »Dann darfst du mich Himmelspranke nennen. Siehst du, was der Junge da drüben mit der mickrigen roten Drachin macht?«
    Das Mädchen folgte Sintaras Blick. Mit einem Büschel benadelter Zweige schrubbte Rapskal der Drachin kräftig den Rücken. Von Schlamm und Staub befreit, funkelte sogar die untersetzte kleine Rote im Sonnenlicht. »Ich glaube nicht, dass er ihr wehtun will. Wahrscheinlich versucht er, sie von den Parasiten zu befreien.«
    »Ganz genau. Und das Wachs der Nadeln ist gut für die Haut«, teilte Sintara dem Mädchen gnädig mit. »Ich erlaube dir, diesen Dienst auch an mir zu versehen.«
    Während Teermann sich langsam und vorsichtig dem Ufer näherte, beobachtete Alise die fantastische Szenerie und empfand bittersten Neid. Der offene Uferstreifen wurde von der brütenden Nachmittagssonne beschienen. Darauf verstreut fanden sich mindestens ein Dutzend Drachen jeder erdenklichen Farbe, die von Regenwildleuten umhegt wurden. Manche Drachen hatten sich ausgestreckt und schlummerten friedlich. Zwei standen ungeduldig am Wasser, während zwei Jungen mit Speeren in den Händen langsam auf und ab gingen und nach Fischen Ausschau hielten. Am Rand einer sonnenbeschienenen Lehmbank lag ein langer goldener Drache und streckte seinen blau-weißen Bauch den schwindenden Sonnenstrahlen entgegen. An ihn geschmiegt schlief ein kleines Mädchen, ihr Kopf überzogen mit rosafarbenen Schuppen, die genauso funkelten wie die der Drachen. An einem Ende des lang gestreckten Uferstreifens stand der mächtigste der Drachen, groß und schwarz. Die Sonne zauberte aus seinen ausgestreckten Schwingen dunkelblaue Funken hervor. Ein junger Mann mit nacktem Oberkörper, der beinahe so viele Schuppen wie der Drache hatte, putzte diesem die Flügel. Wie um die Symmetrie zu erhalten, schrubbte am anderen Ende des Strands ein Mädchen eine liegende blaue Drachin mit einem Besen aus Zedernruten ab. Dabei tanzten die schwarzen Zöpfe des Mädchens in seinem Nacken. Dann drehte sich die Drachin um und streckte dem Mädchen ihre Hinterpranke zum Putzen hin.
    »Mir war nicht klar, dass die Drachen menschliche Pfleger haben. Das heißt, ich wusste natürlich, dass sie Jäger hatten, um sie zu ernähren, aber dass sie …«
    »Haben sie auch nicht. Oder hatten sie nicht.« Leftrin vermochte es, sie auf eine Weise zu unterbrechen, die nicht unhöflich, sondern freundlich war. »Das sind alles Neuankömmlinge. Die Hüter, von denen man Euch erzählt hat und die die Drachen stromaufwärts führen werden. Sie können höchstens seit einem, allenfalls seit zwei Tagen hier sein.«
    »Aber das sind ja zum Teil noch Kinder!«, empörte sich Alise. Doch es war nicht die Sorge um die Kinder, die ihren Worten Schärfe verlieh, sondern, wie sie sich eingestehen musste, ihre Eifersucht. Da waren sie, noch nicht einmal erwachsen, und taten genau das, was sie zu tun sich ausgemalt hatte. Sie hatte sich vorgestellt, dass sie die Erste sein würde, die Freundschaft mit einem Drachen schloss, ihn mit ihrer Freundlichkeit rührte und sein Vertrauen gewann. Nach dem, wie Althea und Brashen die Drachen beschrieben hatten,

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