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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schwer für dich. Vielleicht lasse ich dir einfach etwas Papier, Tinte und Feder hier?«
    Über seine plötzliche Zuvorkommenheit schien sie erstaunt zu sein, und da wurde ihm klar, dass sie verstanden hatte, dass er ihr den schweren Kasten nur aufgebürdet hatte, um gemein zu ihr zu sein. Dankbar sah sie ihn an, als er ihr den Kasten abnahm und öffnete. Der geöffnete Deckel versperrte ihr die Sicht, sodass sie nicht hineinschauen konnte, allerdings schien sie auch nicht neugierig zu sein. Während er nach den nötigen Utensilien suchte, sagte sie leise: »Danke für dein Verständnis, Sedric. Ich kann mir vorstellen, wie bitter es für dich sein muss, nach der langen Reise festzustellen, dass dir der beste Teil des Abenteuers vom Schicksal verwehrt wird. Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich deshalb nicht gering schätze. Ein solches Unvermögen könnte jeden treffen.«
    »Ist schon gut, Alise«, sagte er und versuchte, nicht schroff zu klingen. Sie glaubte, er wäre enttäuscht, weil er nicht mit diesem Tier reden konnte. Und er tat ihr leid. Dieser Gedanke entlockte ihm fast ein Lächeln, und sein Groll gegen sie schwand. Wie viele Jahre hatte sie ihm leidgetan? Es war seltsam, nun derjenige zu sein, der bemitleidet wurde. Seltsam und auf eine eigentümliche Weise rührend, dass seine Gefühle ihr nicht egal waren.
    »Ich habe auf dem Schiff noch genug zu tun. Ich nehme an, du bist zum Abendessen zurück?«
    »Oh, wahrscheinlich schon etwas eher. Ich will hier nicht im Dunkeln stehen und sie ausfragen, das kann ich dir versichern. Heute bin ich erst einmal zufrieden, wenn wir uns gut genug kennenlernen, um miteinander auszukommen. Danke. Ich versuche, sparsam mit deiner Tinte zu sein.«
    »Gern geschehen, wirklich. Wir sehen uns später.«
    Mit einiger Verwunderung verfolgte Thymara das Gespräch zwischen dem vornehm gekleideten Mann und der Frau aus Bingtown. Sie schienen sich gut zu kennen, und Thymara fragte sich, ob sie verheiratet waren. Sie fühlte sich an ihre Eltern erinnert, die eine Bindung hatten und doch irgendwie distanziert voneinander waren. Diese beiden schienen ähnlich miteinander umzugehen.
    Auf Anhieb empfand sie eine Abneigung gegen die beiden. Gegen den Mann, weil er Himmelspranke keine Achtung entgegenbrachte und zu dumm war, um sie zu verstehen. Und gegen die Frau, weil sie die Drachin so zielstrebig umwarb. Wahrscheinlich würde sie auch wirklich deren Wohlwollen erlangen, denn anscheinend wusste sie, wie man der Drachin Honig ums Maul schmierte. Sah Himmelspranke denn nicht, dass die Frau aus Bingtown ihr mit den blumigen Reden und übertriebenen Artigkeiten nur schmeicheln wollte? Eigentlich hätte Thymara erwartet, dass die Drachin über derart plumpe Versuche, ihre Gunst zu gewinnen, verärgert wäre. Stattdessen aber schien Himmelspranke sich über die verschwenderischen Komplimente zu freuen, mit der die Frau sie bombardierte. Sie scharwenzelte um die Frau herum und bettelte nach mehr.
    Im Gegenzug schien auch die Frau vollkommen vernarrt in die Drachin zu sein. Beinahe vom ersten Moment an, als sich ihre Blicke getroffen hatten, hatte Thymara den Eindruck gehabt, als würden die beiden voneinander angezogen werden. Das wurmte sie.
    Nein. Es war sogar noch schlimmer. Sie kochte vor Eifersucht, wie sie sich eingestehen musste. Weil sie ausgeschlossen wurde. Eigentlich war sie doch Himmelsprankes Hüterin, nicht diese lächerliche Städterin. Diese Alise wäre überhaupt nicht in der Lage, die Drachin zu füttern oder zu pflegen. Würde diese zierliche Frau mit der blassen Haut etwa an der Seite der Drachin marschieren, wenn es zwischen Untiefen und dem dräuenden Wald flussaufwärts ging? Würde sie Beute erlegen, um die Drachin zu füttern, oder sich der schweißtreibenden, aber notwendigen Aufgabe annehmen, Himmelspranke zu putzen? Ganz bestimmt nicht! Thymara hatte den Großteil des Tages damit zugebracht, Himmelsprankes Schuppen zu schrubben, bis sie glänzten. Sie hatte ihr Lehmklumpen zwischen den Klauen hervorgepult, hatte ihr Legionen widerlicher blutsaugender Käfer aus den Augenwinkeln und den Nüstern geklaubt und sogar frischen Drachenmist zur Seite geräumt, damit sich die Drachin zum Putzen bequem niederlassen konnte, ohne gleich wieder schmutzig zu werden.
    Aber es brauchte nur ein oder zwei Komplimente, und schon hatte die Drachin nur noch Augen für die Frau aus Bingtown und tat so, als wäre Thymara niemals da gewesen. Ob die Frau Himmelspranke auch schon vor

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