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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Himmelspranke törichte Fragen zu stellen und sie in kriecherische, honigsüße Komplimente zu verpacken. Und die Drachin wich ihnen aus und gab keine richtigen Antworten. Würden andere Drachen das auch so machen? Oder wollte Himmelspranke nur ihre eigene Unwissenheit überspielen?
    Diese Vorstellung war beinahe noch beunruhigender als die Tatsache, dass Tats Jerd auf einmal interessanter fand als sie. Und nicht minder verstörend war, dass weder die Drachin noch die Frau aus Bingtown ihren Abschied zu bemerken schienen.
    Über den festgebackenen Lehm trottete sie zu den kleinen Booten. In einem von ihnen hatte sie ihre Habseligkeiten und das Ausrüstungsbündel gelassen. Im Vorbeigehen warf sie einen flüchtigen Blick auf den großen schwarzen Flusskahn. Der Teermann . Er war ein seltsames Schiff, eckiger und plumper als jedes andere, das sie je gesehen hatte. Auf seinen Rumpf waren Augen gemalt. Man sagte, dies wäre ein alter Brauch, älter noch als die Siedlungen der Regenwildnis. Sie sollten das Schiff dazu ermuntern, selbst Ausschau zu halten und den Gefahren des Flusses auszuweichen. Thymara gefielen die Bootsaugen. Sie wirkten alt und weise, wie die Augen eines freundlichen Greises, der mitleidvoll lächelte. Sie hoffte, dass die Augen helfen würden, einen sicheren Weg flussaufwärts zu finden. Um ihre Aufgabe auszuführen, brauchten die Hüter alle Hilfe, die sie bekommen konnten.
    Thymara fand ihren Fischspeer und beschloss, ihr Glück zu wagen, auch wenn die anderen Hüter schon am Ufer entlanggingen und nach Fischen Ausschau hielten. Rapskal war sogar schon erfolgreich gewesen und hatte einen Fisch von der Größe seiner Hand aufgespießt. Nachdem er mit dem zappelnden Tier auf der Speerspitze einen Freudentanz vollführt hatte, hatte er sich zu der kleinen Rotdrachin umgewandt. Diese war ihm wie eine Spielzeugfigur, die man an der Schnur hinter sich herzog, gefolgt. »Sperr das Maul auf, Heeby!«, hatte Rapskal gerufen, und die Drachin hatte gehorsam den Mund geöffnet. Rapskal nahm den Fisch vom Speer und warf ihn der Drachin in den Schlund. Doch das Tier rührte sich nicht. »Nun, iss schon! Du hast Fressen im Maul, also mach es zu und iss!«, riet ihr Rapskal. Nach kurzem Zögern tat die Drachin wie geheißen, während Thymara sich fragte, ob die Rote selbst noch zu dumm zum Fressen war, oder ob der Fisch so klein war, dass sie ihn gar nicht bemerkt hatte.
    Sie schüttelte den Kopf. Im trägen Wasser in der prallen Sonne würden sich kaum große Flussfische aufhalten. Thymara wandte den Drachen und ihren Freunden den Rücken zu und ging an den Rand der Lichtung, wo die Bäume ihre verschlungenen, zotteligen Wurzeln ins Wasser streckten. Raues Schwertgras, graues Schilf und Speerträgergras wuchsen hier. Durch das Steigen und Fallen des Wasserspiegels hatten sich abgebrochenes Gezweig und Laub angesammelt, das als dichtes Gewirr in den Baumwurzeln hängen geblieben war, die wie Krallen nach dem Fluss griffen. Wenn Thymara ein Fisch gewesen wäre, hätte sie dort vor der Sonne und vor den Jägern Schutz gesucht. Deshalb wollte sie hier ihr Glück probieren.
    Auf den gewundenen Wurzeln hinauszuklettern, war ihren Ausflügen ins Blätterdach einerseits ähnlich, andrerseits auch wieder nicht. In den Baumkronen konnte ein Sturz den Tod bedeuten, doch es gab auch immer die Möglichkeit sich zu retten, wenn man einen der unzähligen Zweige oder eine Liane zu fassen bekam. Hier taten sich Löcher in dem verfilzten Wurzelgewirr auf und gleich darunter war das graue, ätzende Flusswasser. Davon würde sie im besten Fall einen Ausschlag bekommen, im schlimmsten Fall aber würde es Haut und Fleisch bis auf die Knochen zersetzen. Es bestand die Gefahr, durchzubrechen und Kopf voraus ins Wasser zu stürzen. Und wenn man auftauchte, war man womöglich unter dem Wurzelteppich gefangen. Auch wenn Thymara noch immer Bäume unter den Füßen hatte, wie sie es seit jeher gewohnt war, dies war eine ungewohnte, gefährliche Situation. Und auf einmal fiel es ihr schwer, sich darauf zu besinnen, dass sie die geborene Kletterin der Regenwildnis war.
    Als sie zum dritten Mal von einer Wurzel abrutschte, hielt sie inne und überlegte. Dann setzte sie sich und knüpfte die Stiefel auf. Sie band die Schuhe mit den Schnürsenkeln zusammen und hängte sie sich um den Hals. Sie fand nun mit ihren Klauen Halt in der Baumrinde und setzte ihren Weg fort, bis sie einen geeigneten Ort fand. Das Blattwerk über ihr bot gesprenkelten

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