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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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er ihr mit leiser, aber eindringlicher Stimme ein, sodass er trotz des Gebrülls der Drachin noch zu hören war. »Du weiß nichts über diesen Drachen. Und das Mädchen sieht sehr unfreundlich aus. Eine von beiden könnte gefährlich sein, oder sogar beide.«
    »Sedric, lass mich los! Hörst du mich? Sie sagt, dass sie mit mir sprechen möchte. Wenn ich ihrem Wunsch nicht folge, ist das bestimmt der sicherste Weg, sie zu provozieren oder zu verärgern. Und nur deshalb bin ich doch hier – um mit den Drachen zu reden. Du übrigens auch! Also folge mir bitte, halte deinen Stift bereit und zeichne unser Gespräch auf.«
    Sie versuchte, sich von ihm loszureißen. Doch er ließ nicht locker und beugte sich herab, um ihr in die Augen zu schauen. »Alise, ist das dein Ernst?«
    »Natürlich ist es mein Ernst! Wieso glaubst du, bin ich den ganzen weiten Weg hierhergereist?«
    »Aber … die Drachin spricht doch gar nicht. Es sei denn, du kannst dem Muhen einer Kuh oder dem Bellen eines Hundes einen Sinn entnehmen. Was soll ich denn aufschreiben?«
    Sie sah ihn erst verständnislos, dann betrübt und schließlich mitleidig an. »Oh, Sedric, du verstehst sie nicht? Kein einziges Wort?«
    »Wenn sie ein Wort gesprochen hat, dann habe ich es nicht verstanden. Ich habe nur, nun ja, Drachengeräusche gehört.«
    Fast wie eine Erwiderung auf seine Bemerkung stieß die Drachin ein Grollen aus. Alise wandte sich ihr zu. »Bitte, lass mich einen Moment mit meinem Freund reden! Offenbar kann er dich nicht verstehen.«
    Als Alises Blick wieder auf Sedric fiel, schüttelte sie traurig den Kopf. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass manche Leute nicht deutlich hören konnten, was Tintaglia gesagt hat, und manche haben noch nicht einmal gemerkt, dass sie überhaupt sprach. Aber ich hätte nie geglaubt, dass es auch dich getroffen hat. Was sollen wir jetzt nur machen, Sedric? Wie kannst du unsere Gespräche denn jetzt notieren?«
    »Gespräche?« Vorhin hatte es ihn noch geärgert, dass sie so kindisch gewesen war und getan hatte, als könne sie mit dem Drachen reden. Wie es ihn auch störte, wenn Leute ihre Hunde mit »Alter Kamerad« begrüßten und fragten, »wie ist es meinem guten alten Freund ergangen?«. Wenn Frauen sich mit ihren Katzen unterhielten, schauderte es ihn. Normalerweise tat Alise so etwas nicht, und als sie der Drachin Komplimente zugerufen hatte, hatte er befürchtet, sie wäre einer neuen und unliebsamen Regenwildschwärmerei anheimgefallen. Doch dass sie jetzt auch noch darauf beharrte, dass die Drachin mit ihr sprach, und ihn bedauerte – das war zu viel. »Ich werde sie genauso notieren, wie wenn du mit einer Kuh sprechen würdest. Oder mit einem Baum. Alise, das ist lächerlich. Ich muss zugeben, dass die Drachin Tintaglia sich irgendwie verständlich machen konnte. Aber diese Missgeburt? Schau sie dir doch an!«
    Die Drachin schürzte die Lippen und machte ein flaches, zischendes Geräusch. Das Regenwildmädchen neben der Kreatur wandte sich an Sedric: »Sie meint, ich soll Euch etwas sagen: Auch wenn Ihr sie nicht versteht, so versteht sie doch jedes Eurer Worte. Dabei liegt das Problem nicht in ihrer Aussprache oder an Euren Ohren, sondern an Eurem Geist. Es gab schon immer Menschen, die Drachen nicht hören konnten. Für gewöhnlich sind sie besonders arrogant und unverschämt.«
    Das war zu viel. »Pass auf, was du sagst, wenn du mit Erwachsenen redest, Mädchen. Oder bringt man den Kindern in der Regenwildnis keine Manieren mehr bei?«
    Die Drachin schnaubte heftig. Ihr Odem traf ihn warm und war vom Gestank ihrer halb verrotteten Fleischmahlzeit geschwängert. Angeekelt stieß er einen Schrei aus und wandte sich ab.
    Alise japste entsetzt und flehte: »Er versteht es nicht! Er wollte niemanden beleidigen! Bitte, er hat es nicht böse gemeint!« Einen Sekundenbruchteil später fasste sie ihn am Arm. »Sedric, ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie.
    »Das Biest hat mir ins Gesicht gerülpst!«
    Alise musste ein Lachen unterdrücken. Offenbar bebte sie vor Erleichterung. »Rülpsen? Du meinst, sie hat gerülpst? Wenn sie das getan hat, können wir von Glück reden. Denn wenn ihre Giftdrüsen ausgebildet wären, würdest du dich jetzt auflösen. Weißt du denn gar nichts über Drachen? Erinnerst du dich nicht mehr, was aus den chalcedanischen Plünderern wurde, die Bingtown überfallen haben? Tintaglia hat nichts weiter getan, als sie anzupusten. Womit immer sie sie angespien hat, es fraß sich durch ihre

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