Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
allein. »Wenn ich ihm sage, dass ich Fleisch habe, kommt er bestimmt mit, um mir zu helfen.«
    Greft grinste und entspannte sich, doch dadurch verkrampfte Thymara nur umso mehr. »Was soll die Mühe? Ich kann dir doch helfen. Mir macht es nichts aus.«
    »Ich muss mit Thymaras Drachin reden.«
    Alise riss den Kopf herum, erschrocken und verärgert über die Unterbrechung. Es war so schwer, Himmelspranke überhaupt zum Reden zu bringen. Gerade war es so gut gelaufen, und Himmelspranke hatte ihr von jemandem erzählt, der in Kelsingra einen Brunnen mit einer lebensgroßen Skulptur von drei Drachen geschaffen hatte. Damit sie weitersprach, hatte Alise sich neben den Kopf der Drachin gestellt, der auf ihren Vorderpranken ruhte, und hatte ihr die Schuppen in den Augenwinkeln geputzt. Beim Fischen im schlammigen Fluss war Himmelspranke Wasser in Ohren und Augen gespritzt, und beim Trocknen waren Staubklümpchen zurückgeblieben. Diese zu entfernen, war eine heikle Arbeit, die Fingerspitzengefühl erforderte und besser von Menschenhänden als von Drachenklauen ausgeführt wurde. »Wie bitte?«
    Der Drachenhüter starrte sie einen Moment lang an. Rapskal, fiel Alise ein. So war sein Name. Sie hatte sich zuvor schon zweimal mit ihm unterhalten, und es als äußerst seltsam empfunden. Seine Augen waren hellblau, und manchmal, wenn er so wie jetzt blinzelte, schien die Farbe gleichsam zu leuchten. Für Regenwildnisverhältnisse war er sehr hübsch und würde bestimmt einmal zu einem außergewöhnlichen Mann heranwachsen. Im Moment hatte er noch den jugendlichen, unfertigen Anstrich eines Menschen, der erst noch zum Mann werden muss. Das Kinn wurde allmählich markant. Und sein widerspenstiges Haar ließ ihn knabenhafter wirken, als er eigentlich war, wie ihr jetzt auffiel.
    Da der Junge nichts sagte, ergriff Sedric das Wort. »Warum musst du mit Himmelspranke reden? Sie war gerade dabei, Alise einige sehr wichtige Informationen über Kelsingra zu geben.«
    »Ihr müsst Thymara holen. Sonst verpasst sie das Abendessen.«
    »Sie ist nicht hier«, sagte Sedric beinahe langmütig, den Blick auf die Feder gerichtet, die er in der Hand hielt. Er saß auf einer Kiste, die er von Teermann hierhergeschleppt hatte, und das Schreibbrett ruhte auf seinen Knien. Das Blatt schweren Papiers vor ihm war fast vollständig in seiner schönen Handschrift beschrieben. Auch wenn Alise ständig unterbrechen und ihm jedes Wort der Drachin diktieren musste, war die Sitzung gut gelaufen. Es war sogar die beste Sitzung, die sie bisher gehabt hatten. Sedric tauchte die Feder ein weiteres Mal ein und schrieb den angefangenen Satz zu Ende. Dann sah er erwartungsvoll zu Alise auf.
    Mit hörbarer Ungeduld erklärte sie dem jungen Mann: »Ich weiß nicht, wo Thymara ist. Hast du überall im Lager nach ihr gesucht?«
    Er hielt den Kopf schief, als wäre er ein bisschen schwer von Begriff. »Das habe ich gemacht, bevor ich hierherkam. Himmelspranke, bitte sage mir, wo Thymara ist.«
    Die Drachin antwortete kurz angebunden. »Beim Jagen. Wir sind beschäftigt.« Sie neigte den Kopf etwas zur Seite, um Alise daran zu erinnern, dass sie eigentlich gerade beim Putzen war. Sogleich machte sich die Frau weiter ans Werk.
    »Wo jagt sie denn?«, fragte Rapskal beharrlich.
    »Im Wald. Geh.«
    »Der Wald ist groß.« Rapskal schien es an der nötigen Vernunft zu mangeln, die Drachin nicht zu verärgern. Alise spürte, wie sich die Muskeln der Kreatur anspannten, und sie wusste, dass sich ihre Krallen in den weichen Morast graben würden. Sie lenkte die Drachin ab. »Im Augenwinkel löst sich eine Schuppe. Nicht blinzeln, solange ich sie wegnehme.« Zu ihrem Erstaunen gehorchte Himmelspranke. Alise ließ die Schuppe auf ihrer Fingerspitze ruhen und betrachtete sie voller Bewunderung. Sie war wie eine Gräte und zugleich auch wie eine Feder. Auf ihrer Oberfläche waren feine Rillen zu sehen, die vielleicht Wachstumslinien waren, und an den Rändern franste die Schuppe in winzige Ranken aus. Sie glänzte tiefblau, blauer als jeder Saphir, den sie je gesehen hatte. Alise beugte sich vor, um die Stelle zu betrachten, wo sie sich gelöst hatte. Da erkannte sie plötzlich, dass die Schuppen durch die feinen Härchen an den Rändern miteinander verflochten waren, sodass sich eine glatte geschlossene Fläche ergab. »Das ist unglaublich«, keuchte sie ehrfürchtig. »Sedric, kannst du mir das abzeichnen?«
    »Mit dem größten Vergnügen!«, gab er begeistert zurück. Sie war

Weitere Kostenlose Bücher