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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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erstaunt, dass er sein Schreibbrett abgestellt hatte und neben sie getreten war. »Aber um dies angemessen zeichnen zu können, brauche ich eine feste Unterlage, eine helle Lampe und meine farbigen Tinten. Das alles habe ich auf Teermann . Gib sie mir, ich werde sie sicher verwahren.«
    Er streckte schon die Hand nach der Schuppe aus, als Himmelspranke plötzlich den Kopf hob. Ihre lange, gespaltene Echsenzunge entsprach den übrigen Dimensionen ihres Körpers, und als sie vorschnellte, war es, als knalle zwischen Alise und Sedric eine große, fleischige Peitsche. Von einem Augenblick auf den nächsten war die Schuppe verschwunden. Mit einer Genauigkeit, die Alise verblüffte, hatte die Drachin sie ihr aus der Hand gerissen.
    »Nein!«, stieß Sedric hervor.
    »Was ein Teil von mir ist, bleibt mein«, sagte die Drachin streng.
    »Oh, Himmelspranke«, rief Alise betrübt aus. »Wir wollten sie doch nur abzeichnen. Zu meinen Forschungen gehört auch das Wissen über eure körperliche Beschaffenheit. Gestern hast du Sedric doch auch deine Klaue zeichnen lassen.« Sie seufzte. »Ich hätte so gerne eine präzise, maßstabsgetreue Abbildung einer Schuppe gehabt.«
    »Schuppe?«, sagte Rapskal. Alise war überrascht, dass er immer noch bei ihnen stand. »Vielleicht habe ich eine … hier.« Er bückte sich, um über den groben Stoff seiner Hose zu streichen. Als er sich wieder aufrichtete, hielt er Alise eine schimmernde rubinrote Schuppe hin. Sie war um einiges größer als Himmelsprankes blaue Augenschuppe, ungefähr so groß wie das Blütenblatt einer Rose, nur hatte Alise nie eine derart leuchtende Rose gesehen. Bei ihrem Anblick hielt sie die Luft an. Als sie den Schatz, der ihr so beiläufig angeboten wurde, in die Hand nahm, war sie vom Gewicht der Schuppe überrascht. Sie wog weniger als eine kleine Münze, was Alise erstaunlich fand. Die Wachstumslinien und die Fiederung waren stärker ausgeprägt als bei Himmelsprankes Schuppe.
    »Sie ist Heeby abgefallen, als wir Fliegen geübt haben. Wahrscheinlich habe ich sie mit dem Knie weggeschabt. Aber sie meint, dass es ihr nicht wehgetan hat.«
    »Du bist geritten? Du bist auf dem Rücken einer Drachin gesessen?«, fragte sie entgeistert.
    »Das ist widerwärtig!« Himmelspranke zeigte sich schockiert. Sie reckte den Kopf in die Höhe, und kurz glaubte Alise, sie würde einen von ihnen angreifen. Sedric wich unwillkürlich zurück.
    Rapskal ließ sich nicht beirren. »Heeby macht das nichts aus. Sie wird ziemlich bald schon fliegen, und da will sie mich nicht zurücklassen. Wir üben jeden Abend. Und während ich nach Steinen und Baumstämmen Ausschau halte, kann sie ungehindert laufen und mit den Flügeln schlagen.«
    »Ihr seid Narren, alle beide. Drachen rennen nicht, bevor sie losfliegen, und wir gestatten es niemandem, uns zu reiten. Allein schon der Gedanke daran ist erniedrigend. Sie ist für uns alle eine Schande. Du bist ein Schwachkopf, und sie ist eine hirnlose Eidechse!«
    »Was hat sie gesagt?«, fragte Sedric.
    Rapskal verknotete seine Hände und trat auf die Drachin zu. »Das nimmst du sofort zurück! So darfst du nicht über Heeby reden! Sie ist wunderschön und klug, und sie wird bald fliegen. Denn sie ist tapfer genug, es zu probieren, und klug genug, um zu wissen, dass ich ihr helfe, weil ich sie liebe.«
    »Was ist denn hier los?«, fragte Sedric mit zittriger Stimme.
    »Himmelspranke! Bitte! Zügle deinen Groll, schöne Königin! Er ist nur ein törichter Knabe und deines Zorns nicht würdig!« Alise war überrascht, wie ruhig ihre Stimme klang, als sie entschlossen zwischen die aufgebrachte Drachin und ihr Opfer trat. Während sie sprach, schloss sie die Finger um die Schuppe und steckte sie, ohne hinzuschauen, in ihre Tasche. Sie wandte den Blick nicht von der Drachin ab. Himmelsprankes Augen sprühten rote Funken wie ein Kessel geschmolzenen Erzes. Ihr riesiger Kopf schwang über ihnen hin und her, und sie erinnerte Alise an eine Schlange, die überlegt, ob sie zubeißen soll oder nicht. Wie hatte sie nur vergessen können, wie groß Himmelspranke war? Mit einem Schnappen ihrer Kiefer konnte sie einen Jungen wie Rapskal in zwei Stücke reißen. Über die Schulter sagte Alise: »Rapskal, du solltest auf der Stelle gehen. Thymara ist nicht hier. Danke, dass du mir die Schuppe geliehen hast. Ich sorge dafür, dass Heeby sie wiederbekommt, wenn Sedric sie gezeichnet hat.«
    »Aber …«, begann Sedric.
    Sie übertönte ihn mit der Autorität einer

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