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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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älteren Schwester. »Rapskal, geh jetzt! Wenn ich Thymara sehe, sage ich ihr, dass du nach ihr suchst. Doch jetzt belästige nicht die liebliche, die anmutige, die mächtige und Ehrfurcht gebietende Himmelspranke!«
    Vielleicht ließ ihn die Feierlichkeit in ihren Worten erkennen, in welcher Gefahr er schwebte. »Ich geh ja schon«, sagte er mit leicht beleidigtem Tonfall, machte auf dem Absatz kehrt und trollte sich. Doch in sicherem Abstand blieb er stehen, um Himmelspranke noch etwas entgegenzuschleudern. »Heeby wird eher fliegen, als du deinen großen blauen, mächtigen und anmutigen Arsch vom Boden bekommst, Himmelspranke! Sie wird lange vor dir eine richtige Drachin sein, Königin Leckmichamarsch!« Damit wandte er sich um und rannte klugerweise davon, denn Himmelspranke spie ihm zischend heißen, aber ungiftigen Atem hinterher.
    Greft hatte sich ihr unmerklich genähert. Er starrte sie an, und unwillkürlich erwiderte sie den Blick. In seinen blauen Augen leuchtete die Regenwildnis wie in ihren eigenen. Sein Lächeln und sein Blick veränderten sich, als er mit leiser Stimme sagte: »Ich würde dir gern helfen, Thymara.«
    »Oh, ich frage einfach Tats. Aber danke für das Angebot.« Hastig wandte sie sich ab. Sein Angebot abzulehnen, war ihr unangenehm, aber sie war überzeugt, dass es noch viel unangenehmer werden würde, wenn sie es annehmen würde. Sie wollte nicht allein mit ihm im Wald sein.
    Doch er gab sich mit ihrer Ablehnung nicht zufrieden. »Dir und deiner Drachin kann es doch egal sein, wer dir hilft«, stellte er hinter ihrem Rücken klar, und sein Tonfall wurde kälter. »Ich bin hier. Ich bin kräftiger als Tats. Zusammen können wir das Fleisch viel schneller ins Lager schaffen, als wenn du dort hinläufst, ihn holst, wieder zurückkommst und dann erst anfängst, das Ding wegzuschleppen. Es ist doch naheliegend, dass zwei Jäger wie wir uns gegenseitig aushelfen. Wieso ziehst du ihn mir vor?«
    Darauf musste sie ihm nicht antworten. Sie wollte ihm nicht antworten, aber die Worte platzten dennoch aus ihr hervor: »Tats und ich sind schon sehr lange befreundet. Er hat manchmal für meinen Vater gearbeitet.«
    »Ich verstehe. Du fühlst dich ihm gegenüber wegen eurer gemeinsamen Vergangenheit zur Treue verpflichtet.« In seine Stimme hatte sich ein belehrender Unterton geschlichen. Sein Lächeln gefiel ihr gar nicht, denn es hatte etwas Grausames. Und sie mochte die Selbstverständlichkeit nicht, mit der er sich das Recht herausnahm, so mit ihr zu reden und sie aufzuhalten, wo er doch genau wusste, dass sie gehen wollte. »Du und er, ihr hattet in der Vergangenheit eine Verbindung. Und du glaubst, dass euch das noch immer verbindet. Aber nach allem, was ich beobachtet habe, empfindet er das anders. Das Leben, in das du nun aufbrichst, ist nicht deine Vergangenheit und hat nichts mehr mit ihr zu tun. Du bewegst dich auf eine Zukunft zu, Thymara. Manchmal glaube ich, du begreifst deine Freiheit überhaupt nicht.«
    Er ging ein paar Schritte auf sie zu. »Du kannst alles abschütteln, was du bisher als selbstverständlich angenommen hast. Du kannst Regeln ablegen, die dich eingeengt und dir verboten haben, an dich selbst zu denken. Gesetze, die dich daran gehindert, das zu tun, was du wolltest, was am besten für dich ist. Nicht du hast Tats gewählt, sondern dein Vater, Thymara. Er ist auf seine Art gewiss ein netter Kerl, aber er ist keiner von uns und wird es auch nie sein. Dein Vater war so gütig, ihm Arbeit zu geben, nachdem seine Verbrechermutter ihn im Stich gelassen hat. Wahrscheinlich ist er deshalb nicht auch zum Dieb geworden. Aber all das liegt in der Vergangenheit, Thymara. Ich bin überzeugt, dass dein Vater ein guter Mensch ist. Das bedeutet aber nicht, dass du verpflichtet bist, ihm weiterhin dieselbe Güte zu erweisen wie dein Vater. Hat deine Familie denn nicht schon genug für ihn getan? Wenn er jetzt noch nicht in der Lage ist, für sich alleine klarzukommen, dann ist es reine Zeitverschwendung, wenn du dich weiter um ihn bemühst. Du hast dein altes Leben zurückgelassen, Thy mara. Mit dem Segen deines Vaters.«
    Während er sprach, tastete er sich an sie heran. Sie wich zurück. Er blieb stehen und sah sie forschend an. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, über die zusammengepressten, schmalen Lippen und ihre zu Schlitzen verengten Augen. Dann legte er den Kopf ein wenig schief, als wolle er sie damit herumkriegen. Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Vielleicht noch

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