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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ausgestoßen hätte. Immerhin schlief der Drache tief und fest, das war schon einmal gut. Den Fetzen an seinen Klauen nach zu urteilen, hatte er offensichtlich auch einen Teil der Fische abbekommen.
    »Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, den Verband abzudichten, damit kein Wasser eindringen kann«, sagte sie ohne Hoffnung.
    Tats grinste sie an. »Vielleicht gibt es die. Ich habe Kapitän Leftrin um etwas Teer und Pech gebeten, und er hat mir einen kleinen Topf gegeben. Wir erwärmen ihn gerade. Leintuch hat er uns auch gegeben.« Sein Grinsen wurde breiter. »Ich glaube, Kapitän Leftrin mag diese Frau aus Bingtown. Als ich ihn nach den Sachen gefragt habe, dachte ich erst, er scheucht mich davon. Aber diese Frau, Alise, wurde ganz aufgeregt wegen dem ›armen kleinen Drachen‹, und da ist dem Kapitän dann ganz schnell eine Lösung eingefallen.«
    »Oh«, sagte sie. Sylve bekräftigte Tats’ Aussagen mit einem Nicken.
    »Der Kapitän meinte, wir sollen die Wunde gut verbinden und anschließend Teer über den Verband und zwischen die Schuppen und das Leintuch schmieren. Wir hoffen, dass er so gut an den Schuppen haftet, dass kein Wasser mehr durchkommt.«
    Die Vorstellung von einem solch seltsamen Verband ließ Thymara für einen Moment alle anderen Probleme vergessen. Sie starrte Tats an. »Glaubst du, dass es funktioniert?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ein Versuch kann nicht schaden. Ich glaube, der Teer ist jetzt warm genug. Ich will ihn ja nicht verbrennen. Vielmehr wäre es gut, wenn er dabei nicht aufwachen würde.«
    »Wieso kümmerst du dich darum?«
    Sylve antwortete: »Ich habe ihn darum gebeten.« Trotz der Schuppen auf ihrem Gesicht errötete sie sichtlich. »Mir blieb nichts anderes übrig«, setzte sie rechtfertigend hinzu. »Dich habe ich nicht gefunden, und ich wusste nicht, was ich mit ihm tun sollte.« Sie sah auf den verletzten Schwanz hinab. »Deshalb habe ich mich an Tats gewandt.«
    So schlicht sie das auch ausgesprochen hatte, entging Thymara doch nicht, dass das Mädchen in den tätowierten Jungen verliebt war. Fast hätte sie darüber gelacht, wenn es nicht so verstörend gewesen wäre. Sylve konnte kaum älter als zwölf Jahre sein, auch wenn sie mit ihrem rosa geschuppten Kopf und den kupferroten Augen älter aussah. Wusste sie denn nicht, wie hoffnungslos es für ein Mädchen wie sie war, wenn man sich in jemanden wie Tats verliebte? Sie konnte niemals mit ihm zusammen sein, sie konnte mit niemandem zusammen sein, genau wie Thymara. Was dachte sie sich nur dabei?
    Aber Thymara wusste die Antwort darauf bereits. Sie dachte gar nichts. Sie verzehrte sich lediglich nach einem hübschen jungen Mann, der nett zu ihr war und sich nicht um ihre Andersartigkeit scherte. Das konnte Thymara ihr nicht verübeln. Hatte sie nicht selbst oft dasselbe empfunden?
    Empfand sie es nicht auch jetzt?
    Sie musste ihn seltsam angeschaut haben, denn Tats wurde plötzlich rot und sagte: »Ich wollte helfen. Für den kleinen Kupferdrachen konnte ich ohnehin nicht viel tun. Deshalb habe ich beschlossen, meine Zeit hierfür zu nutzen.«
    »Was fehlt ihm?«
    Da verschwand das Grinsen aus seinem Gesicht. »Dasselbe, was ihm schon seit dem Zeitpunkt fehlt, als er geschlüpft ist. Er ist schwachsinnig. Und seine Muskeln wollen nicht richtig. Ich habe ihm massenhaft Schmarotzer aus den Augen, den Nüstern und, äh, anderen Stellen gepult, aber er hat sich nicht einmal gerührt. Ich glaube, er ist heute einfach erschöpft, weil er versucht hat, mit den anderen mitzuhalten. Ich kann noch nicht einmal erkennen, ob er Hunger hat. Er ist dermaßen todmüde.«
    Seine Worte hallten wie eine Prophezeiung in ihr wider. »Ich habe einen Elch geschossen«, platzte sie heraus.
    In dem verblüfften Schweigen, das ihrer Verkündigung folgte, fügte sie eilig hinzu: »Ich brauche Hilfe, um das Fleisch herbeizuschaffen. Damit hätten wir für jeden der Drachen einen Teil und noch etwas für die Hüter. Aber wir müssten bald aufbrechen, wenn wir vor Sonnenuntergang zurück sein wollen. Wir müssen ein paarmal hin und her gehen.«
    Tats sah erst zu dem Teertopf und dann zu Sylve. »Wir müssen das hier erst zu Ende bringen«, entschied er. »Dann helfen Sylve und ein paar andere uns vielleicht dabei, das Fleisch zu holen, sodass wir die Strecke nur einmal laufen müssen.«
    »Je mehr Leute, desto weniger Fleisch für jeden Drachen«, stellte sie trocken fest.
    Tats wirkte überrascht über diesen Gedankengang. Und sie

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