Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Entscheidungen
    17
    Entscheidungen
    D rei Tage lang verlief ihre Reise stromaufwärts besser, als Leftrin je zu hoffen gewagt hatte. Der Beginn der Reise war sicher etwas holprig gewesen, aber die Wogen hatten sich bald geglättet. Die Drachen hatten ihre erste Beute getötet, und das hatte ihre Gemüter beträchtlich erhellt. Noch immer waren sie auf das angewiesen, was die Jäger und Hüter für sie erlegten, aber nun, da sie sich ihrer Fähigkeit zu töten bewusst waren, wollten sie jeden Tag auf die Jagd gehen. Ihr Erfolg dabei war wechselhaft, aber alles Futter, das sie selbst fingen und erlegten, stellte für ihre menschlichen Begleiter eine Erleichterung dar. Deshalb lobten die jungen Hüter sie auch ausgiebig für jeden Fang, und die Drachen blähten sich bis zum Platzen vor Stolz.
    Er lehnte an Teermanns Reling und lauschte dem Schiff und dem Fluss, der es umschmeichelte. In den rauen Händen hielt er einen schweren Becher mit Kaffee. Die leisen Geräusche aus Alises Kammer entgingen seinen scharfen Ohren nicht, und sie sagten ihm, dass sie wach war und sich anzog. Er zwang sich, nicht weiter über diesen Vorgang nachzudenken. Es hatte keinen Zweck, sich zu quälen. Früh genug würde sie, so hoffte er, aus der Kammer treten. Sie waren beide Frühaufsteher, und die Augenblicke in der Morgendämmerung schätzte er beinahe mehr als ihre kameradschaftlichen Unterhaltungen am Abend. Die Abende waren wundervoll mit all dem Essen, dem Gelächter und der Musik, aber abends musste er sie mit den Jägern und dem allgegenwärtigen Sedric teilen. Wenn Davvie flötete und Carson die Harfe zupfte, hatte sie nur Augen für die beiden Jäger. Jess hatte sich zu Carsons Verdruss als hervorragender Jäger erwiesen, der es mit Leftrins altem Freund aufnehmen konnte. Darüber hinaus schien er ebenfalls ein Auge auf Alise geworfen zu haben. Der Kerl konnte wunderbar Geschichten erzählen, denn trotz seines mürrischen Auftretens hatte er die Fähigkeit, sich über sich selbst lustig zu machen und alle zum Lachen zu bringen, selbst den verbissenen Sedric. Gewiss wurden die Abende angenehmer durch Gesang und Geschichten, aber Leftrin musste Alises Aufmerksamkeit mit anderen teilen.
    Morgens hingegen hatte er sie für sich, denn seine Mannschaft wusste bereits, dass sie ihn dann nur mit den allerdringendsten Fragen belästigen durfte. Er holte Luft, seufzte und ertappte sich bei einem Lächeln. Um ehrlich zu sein, genoss er die Vorfreude, wenn er auf sie wartete.
    Der Lagerplatz, den sie gestern gefunden hatten, war nicht so feucht wie die vorherigen, deshalb hatte Leftrin keine Skrupel gehabt, den Hütern vorzuschlagen, draußen bei ihren Drachen zu schlafen. Während einer heftigen Flut vor ein paar Jahren hatte der Fluss Kies und Sand zu einem festen Ufer aufgeschwemmt. Hier wuchsen hohes Gras und junge Bäume, und so war der Wald ungewöhnlich lichtdurchflutet, was für Hüter und Drachen gleichermaßen angenehm war. Im Lauf der Jahre würden die Bäume größer werden, bis auch dies ein weiterer Teil des üblichen Regenwalds wurde. Oder die nächste Sturmflut würde das Ufer wieder wegreißen. Im Moment aber sah Leftrin auf eine Grasnarbe hinaus, die sich leicht über den Fluss erhob. Dort hatten sich die Drachen ausgestreckt und schliefen fest. Zwischen ihnen verstreut lagen die Hüter in ihre blauen Decken eingerollt. Von den Überresten des Treibholzfeuers des gestrigen Abends stieg eine dünne bläuliche Rauchfahne empor in den tiefblauen Himmel. Noch regte sich niemand.
    In der kurzen Zeit, seit er sie kennengelernt hatte, hatten sich Drachen und Hüter stark verändert. Die Hüter waren nicht länger ein zusammengewürfelter Haufen, sondern fingen an, eine aufeinander eingespielte Gemeinschaft zu bilden. Meistens waren sie aufgedreht, die Jungs waren frech und wild. Sie spritzten sich gegenseitig nass, forderten einander heraus, lachten und schrien, wie es nur Jungs taten, die an der Schwelle zum Mannesalter standen. Vom täglichen Rudern entwickelten sie innerhalb kürzester Zeit kräftige Muskeln. Die Mädchen waren nicht so laut und zeigten die Veränderungen, die mit ihnen vor sich gingen, nicht so offen, aber dennoch ließen sich bei ihnen dieselben Anzeichen ausmachen. Die Jungs wetteiferten um weibliche Aufmerksamkeit, und manchmal wurden die Rivalitäten sogar handgreiflich. Wie die Drachen schienen auch die Mädchen sich in der Aufmerksamkeit der Jungs zu sonnen. Alle putzten sich heraus und machten einander

Weitere Kostenlose Bücher