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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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stand abseits und sah zum Lagerfeuer der Hüter hinab. Dass Sylve ihm Fleisch gebracht hatte, schien ihn zu freuen. Er dankte ihr sogar dafür, was Thymara erstaunte. Auf der Stelle verschlang er Kopf und Hals des Elchs. Der Schädel hatte den mächtigen Kiefern und scharfen Zähnen des Drachen nichts entgegenzusetzen. Er biss zu, und der Elchkopf gab krachend nach. Sie ließen Mercor alleine weiterkauen und suchten den Kupferdrachen.
    Sie fanden ihn nicht weit von dem Silbernen, der mit verbundenem Schwanz am geblähten Bauch fest schlief. Daneben hatte sich der Kupferne ausgestreckt. Doch seine Haltung schien Thymara nicht normal zu sein. Tats sprach ihren Gedanken aus. »Er sieht aus, als hätte er sich nicht hingelegt, sondern wäre hingefallen.« Als Einziger der Drachen sah er dünn und ausgemergelt aus. Sein Kopf lag auf seinen Vorderpranken, und er atmete geräuschvoll mit halb geschlossenen Augen. »Hallo, Kupferdrache«, sagte Tats leise. Der Drache reagierte nicht darauf. Tats legte ihm sacht die Hand auf den Kopf und kraulte ihn um die Ohröffnungen. »Bisher hat er das immer gemocht«, erklärte Tats. Der Drache gab ein leises Schnauben von sich, rührte sich aber nicht.
    Thymara zerrte die Elchbrust noch ein Stück, bis sie direkt vor dem Kupferdrachen lag. »Hast du Hunger?«, fragte sie den kleinen Drachen und merkte wie sie versuchte, ihm den Gedanken aufzudrängen. »Hier gibt es Fleisch. Alles für dich. Elch. Riechst du? Riechst du das Blut?«
    Er schnüffelte, und seine Augen öffneten sich ein wenig weiter. Zaghaft fuhr er mit der Zunge über das Fleisch. Dann hob er den Kopf. »So ist’s gut. Fleisch für dich«, ermunterte ihn Tats. Thymara meinte, den Widerhall einer Antwort zu spüren. Tats kniete sich neben der Elchbrust nieder und zückte sein Messer. Damit ritzte er das Fleisch mehrere Male ein. Schließlich steckte er das Messer wieder weg, steckte die Hand in den Brustkorb und zerrte an den Innereien. Dann strich er mit der blutverschmierten Hand über die Schnauze des Drachen. »Da. Riechst du das? Das ist Fleisch für dich. Friss es.«
    Der Drache wischte sich die Schnauze mit der Zunge ab, worauf er von einem Schauder erfasst wurde. Gerade rechtzeitig zog Tats seine Hand weg, bevor der Drache seinen Kopf vorschnellen ließ und nach den heraushängenden Innereien schnappte. Beim Fressen machte er grunzende Geräusche, und mit jedem Bissen schien er kräftiger zu werden. Als sie ihn alleine ließen, saß er bereits aufrecht, die Vorderpranken auf die Elchbrust gelegt, und riss Fleischbrocken und Knochen heraus. Anscheinend schlang er diese am Stück hinunter.
    »Nun, immerhin frisst er jetzt«, sagte Thymara, als sie aufs Feuer zuhielten. Der Duft des Bratens ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Auf einmal war sie äußerst hungrig und sehr müde.
    »Du glaubst nicht, dass er überlebt, was?«, fragte Tats sie anklagend.
    »Ich weiß nicht. Da bin ich mir bei keinem der Drachen sicher.«
    »Mein Mercor wird überleben«, verkündete Sylve feierlich. »Er hat schon zu viel durchgemacht, um auf dieser Reise zu sterben.«
    »Ich hoffe, dass du recht hast«, stimmte Thymara ihr aufmunternd zu.
    »Ich habe recht«, beharrte Sylve. »Das hat er mir selbst gesagt.«
    »Ich wünschte, meine Drachin würde mir mehr solche Dinge sagen«, sagte Thymara neiderfüllt.
    Bevor Sylve etwas erwidern konnte, tauchte Rapskal aus der Dunkelheit auf. Sein Gesicht glänzte vor Fett, und in der Hand hielt er ein dickes Fleischstück. »Das ist für dich, Thymara. Das musst du probieren! Das schmeckt so gut!«
    »Wir kommen ja schon«, versicherte ihm Tats.
    »Kapitän Leftrin sagt, dass wir heute Nacht alle an Deck schlafen können!«, erzählte ihnen Rapskal. »Trockene Betten, warmes Essen – kann dieser Abend überhaupt noch besser werden?«
    Aus dem Kreis rings ums Feuer erklang plötzlich Musik, die sich hell wie Funken in den Nachthimmel erhob.

Sechster Tag des Gebetsmonds

    Sechster Tag des Gebetsmonds
    IM SECHSTEN JAHR DES UNABHÄNGIGEN HÄNDLERBUNDS
    Von Erek, Vogelwart in Bingtown,
    an Detozi, Vogelwart in Trehaug
    Detozi,
    entschuldigt die jüngst entstandenen Schwierigkeiten. Sende Euch einen Zentnersack gelbe Erbsen. Vor Feuchtigkeit schützen, da sie schnell verderben, wenn sie einmal nass werden. Immer trocken an die Vögel verfüttern. Mit derselben Lieferung sende ich Euch zwei gerade flügge gewordene Jungvögel aus der Kingslys-Linie, ein Männchen und ein Weibchen.
    Erek

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