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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Engste mit den alten unterirdischen Städten der Regenwildnis und damit auch mit der Chronik Bingtowns verwoben war. Die ältesten Schriftrollen stammten aus ebenjenen Städten und waren in einer Schrift und Sprache verfasst, die heute niemand mehr lesen oder sprechen konnte. Viele der jüngeren Rollen enthielten willkürliche Übersetzungsversuche dieser alten Texte und im schlimmsten Fall nichts als wilde Spekulationen. Rollen, die mit Malereien versehen waren, waren häufig befleckt oder zerfleddert, und Tinte und Pergament waren von Ungeziefer zerfressen. Da blieb ihr nichts anderes übrig, als zu raten, was dort gestanden haben mochte. Aufgrund ihrer Studien war sie inzwischen jedoch so weit gekommen, dass sie nicht mehr nur raten musste. Indem sie die erhaltenen Rollen sorgfältig miteinander verglichen hatte, hatte sich ihr die Bedeutung von ganzen zwei Dutzend Worten erschlossen. Und sie war zuversichtlich, dass sie den alten Rollen dereinst sämtliche Geheimnisse entreißen würde. Als alte Jungfer, davon war sie überzeugt, hätte sie mehr als genug Zeit dafür. Zeit, um zu studieren und zu grübeln. Zeit, um all die verheißungsvollen Mysterien zu entschlüsseln.
    Wenn nur Hest Finbok nicht in ihr Leben getreten wäre! Er war fünf Jahre älter als sie, und als Sohn und Erbe einer Händlerfamilie, die selbst nach Bingtowns Maßstäben großen Reichtum besaß, war er die Erfüllung eines Traums. Unglücklicherweise war es der Traum ihrer Mutter, nicht der ihre. Als Hest ihre Tochter zum ersten Mal um einen Tanz gebeten hatte, war die Mutter beinahe in Ohnmacht gefallen. Und als Hest an diesem Abend noch vier weitere Male mit Alise getanzt hatte, hatte sie ihre Aufregung kaum mehr im Zaum halten können. Auf dem Heimweg in der Kutsche hatte sie über nichts anderes reden können. »Er schaut so stattlich aus und ist immer so gut gekleidet. Hast du gesehen, was Händler Meldar für ein Gesicht gemacht hat, als Hest dich zum Tanz gebeten hat? Seit Jahren drängt ihm Meldars Frau ihre Töchter auf. Man hat mir erzählt, dass sie Hest in einem Monat siebenmal zum Abendessen eingeladen hat! Der Arme. Dabei weiß doch jeder, dass Meldars Mädchen nervös sind wie die Fliegen. Kannst du dir vorstellen, mit vier von denen an einem Tisch zu sitzen? Zappelig wie die Katzen, alle zusammen, samt ihrer Mutter. Ich glaube, der geht da nur wegen des jüngeren Bruders hin. Wie hieß der gleich? Sedric? Er und Hest sind seit Jahren befreundet. Wie ich höre, fühlte Händler Meldar sich beleidigt, als Hest Sedric eine Stelle in seinem Haushalt angeboten hat. Aber welche Aussichten hat der Junge sonst schon? Durch den Krieg haben die Meldars den Großteil des Familienvermögens verloren. Sedrics Bruder wird erben, was davon übrig ist, und wenn sie den Mädchen keine ordentliche Aussteuer mitgeben, um sie zu verheiraten, müssen sie sie behalten und durchfüttern! Ich bezweifle, dass Sedric mehr als ein Taschengeld bekommen wird.«
    »Mutter, bitte! Du weißt genau, dass Sophie Meldar meine Freundin ist. Und Sedric war immer sehr freundlich zu mir. Er ist ein liebenswerter junger Mann und kann es durchaus selbst zu etwas bringen.«
    Ihre Mutter hatte ihr kaum zugehört. »Oh, Alise, ihr wart solch ein schönes Paar. Hest Finbok hat genau die richtige Größe für dich, und als ich das Blassblau deines Kleids neben dem Königsblau seiner Jacke gesehen habe, ach! Es war, als wärt ihr geradewegs aus einem Gemälde getreten. Hat er mit dir gesprochen, während ihr getanzt habt?«
    »Nur ein paar Worte. Er ist ganz reizend«, hatte Alise eingestanden. »Äußerst reizend, in der Tat.«
    Und das war er auch. Reizend. Klug. So gut aussehend, wie man es sich nur wünschen könnte. Und reich. In jener Nacht war Alise nicht hinter das Geheimnis gekommen, was um alles in der Welt Hest von ihr wollte. Ihr war nichts eingefallen, über was sie während des Tanzes hätte mit ihm reden können. Als er sie gefragt hatte, womit sie sich die Zeit vertrieb, hatte sie ihm erzählt, dass sie gerne las. »Eine ungewöhnliche Beschäftigung für eine junge Dame! Was lest Ihr denn?«, hatte er weitergebohrt. Und sie hatte ihn dafür verabscheut, dass er sie gefragt hatte. Nichtsdestotrotz hatte sie ihm die Wahrheit gesagt.
    »Ich lese viel über Drachen. Und Elderlinge. Diese Wesen faszinieren mich einfach. Nun, da sich Tintaglia mit uns verbündet hat und bald eine neue Drachengeneration über unseren Himmel segeln wird, muss jemand über sie

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