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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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die die Meeresbrise hereinkam. Seine Schreibtische und Regale waren stets ein Muster an Ordnung. Hests Bedienstete sorgten täglich für frische Blumen, und sie wussten, dass er den Duft von Apfelholz in seinem Kamin mochte und heißen Tee, der auf einem emaillierten Tablett serviert wurde. Und am Abend wohlriechende Kerzen und Glühwein. Und von alldem hatte sie ihn fortgerissen und ihn hierher verbannt. »Sedric, ich werde es wiedergutmachen, das verspreche ich dir. Bleib nur am Leben. Lass dich finden. Mein Freund, ich habe schlecht an dir gehandelt, aber ich schwöre, dass ich es nicht absichtlich getan habe. Das schwöre ich.«
    Sie ging auf die Zehenspitzen, um das kleine Fenster zu öffnen und etwas Abendluft hereinzulassen. Sobald die Wasservorräte es zuließen, würde sie dafür sorgen, dass seine Kleider gereinigt und sauber in den Kleiderkoffer gehängt würden. Mehr konnte sie nicht tun. Sie weigerte sich, die Sinnlosigkeit eines Versprechens gegenüber einem Toten einzugestehen. Er musste einfach am Leben sein und gefunden werden. Mehr gab es dazu nicht zu sagen.
    »Das ist schlichtweg unmöglich«, sagte Thymara mit Nachdruck.
    »Das war keine Frage«, mischte sich Sintara ein. »Es ist sein Recht.«
    »Wir fressen unsere Toten nicht«, sagte Tats steif.
    Der Abend war hereingebrochen, und zur Erleichterung aller war der Wasserspiegel beinahe wieder auf seinen normalen Pegel abgesunken. Noch immer reichte den Drachen das Wasser bis zum Bauch, aber immerhin konnten sie nun darin stehen, auch wenn der Grund mit einer frischen Schicht Schlick bedeckt war. Die Mannschaft hatte den Kahn nahe an die Drachen herangesteuert und den Anker an einer Stelle ausgeworfen, an der kaum Gefahr bestand, dass er auflaufen würde. Die Hüter hatten eine warme, wenn auch spärliche Mahlzeit bekommen.
    Auch die Pläne für den nächsten Tag standen fest. Die Hüter, Drachen und Teermann würden zwei Tage lang an Ort und Stelle verharren, während Carson einen Tag flussabwärts fahren und dann wieder zurückkehren würde, um nach weiteren Überlebenden oder Leichen Ausschau zu halten. Davvie wollte mit ihm kommen, was ihm aber nicht gestattet worden war. »Ich darf mein Boot nicht mit Leuten vollladen, Junge. Ich brauche den Platz, falls ich jemanden zurückbringen muss.«
    Kase hatte angeboten, ihn in einem der anderen Boote zu begleiten. Aber da sie nur behelfsmäßige Ruder dafür hatten, fürchtete Carson, dass der Hüter ihn zu sehr aufhalten würde. »Nutze die Zeit, während ich weg bin, um ein paar ordentliche Ruder zu schnitzen. Davvie und ich haben noch ein paar Speer-und Pfeilspitzen übrig. Auch Jess hatte einiges an Jagdausrüstung in seiner Truhe an Bord, aber die dürft ihr noch nicht plündern. Ich hoffe noch immer, dass wir ihn lebend finden. Er ist ein gerissener Flussschiffer, und ich wette, dass es mehr als eine große Welle braucht, um ihn auszuschalten.«
    Nachdem alles geklärt war und einige der Hüter sich bereits schlafen gelegt hatten, waren die Drachen herbeigewatet, hatten den Kahn umringt, und Baliper hatte seine empörende Forderung gestellt.
    Jetzt sagte Mercor: »Es steht euch frei, zu essen oder nicht zu essen, was immer ihr wollt. Dasselbe gilt für uns. Und wir fressen nun einmal unsere Toten. Deshalb ist es Balipers Recht, sich vom Leichnam seines Hüters zu nähren. Warken sollte ihm überlassen werden, bevor sein Körper noch weiter verrottet.« Der Drache wandte den Kopf zu seiner eigenen Hüterin. »Spreche ich undeutlich? Wieso die Verzögerung?«
    »Mercor, Abbild der Sonne und des Monds, was du erbittest, geht gegen unsere Bräuche.« Obwohl Sylve einen ruhigen Eindruck machte, bebte ihre Stimme. Thymara nahm an, dass sie ihrem Drachen nicht häufig widersprach.
    Der große Drache richtete seinen kreisenden Blick auf sie. »Das ist keine Bitte. Um an Warkens Leichnam zu gelangen, müsste Baliper vielleicht euer Schiff beschädigen. Und wir glauben, dass das euch allen Unannehmlichkeiten bereiten würde. Deshalb schlagen wir vor, dass ihr den Leichnam über Bord werft, um euch selbst einen Gefallen zu tun.«
    »Das müssten wir sowieso bald machen«, bemerkte Kapitän Leftrin mit leiser Stimme. »Da wir ihn nirgends vergraben können, müsste er ohnehin in den Fluss, und sobald er dort ist, haben ihn die Drachen. So sind sie nun einmal, meine Freunde.«
    Falls er sie damit hatte trösten wollen, war es eine sonderbare Art des Trostes, dachte Thymara. Keiner von ihnen konnte Warkens

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