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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Jess hatte fallen lassen, als ihm Sedrics Tod zum vordringlichsten Anliegen geworden war, wichtiger noch, als den Drachen zu erlegen. Dabei hatte Relpda ihm von ihrem Schwimmholz aus zugesehen. Als er den Speer aufgehoben hatte, war sie erschauert, und er hatte gespürt, dass sie die Waffe nicht mochte.
    »Vielleicht kann ich uns damit etwas zu essen beschaffen«, hatte er voller Zweifel erklärt.
    Ja. Vielleicht. Aber tut weh. Siehst du?
    Und dann hatte er ihre Wunde untersuchen müssen. Noch immer troff Blut heraus, doch bei den Tauchgängen unter Wasser war sie offenbar verätzt und dadurch sterilisiert worden. »Du musst das so trocken wie möglich halten«, hatte er ihr geraten. »Du darfst nicht mehr untertauchen.«
    Sedric böse?
    Die Frage hatte tatsächlich ängstlich geklungen. Ihr Tonfall ließ ihn zögern, und er dachte darüber nach. »Nein«, gab er aufrichtig zurück. »Nicht böse. Wir tun, was wir tun müssen. Wir mussten ihn töten, sonst hätte er uns umgebracht. Und du hast ihn gefressen, weil, nun ja, weil Drachen das eben so machen. Zudem hattest du Hunger. Ich bin dir nicht böse.«
    Sedric töten. Sedric beschützen. Sedric spüren Relpda.
    »Das habe ich wohl getan«, sagte er voll Entsetzen nach einigem Nachdenken. »Das habe ich wohl getan.«
    Sedric mein Hüter. Du verändern dich bald.
    »Ich verändere mich bereits«, gab er zu.
    Ja. Verändern.
    Er war sich nicht sicher, ob er gerne darüber nachdachte.
    In der Nacht hatte ihm die feuchte Decke etwas Schutz vor den unaufhörlich summenden Insekten geboten, aber die Gedanken, die ihn piesackten, konnte sie nicht von ihm fernhalten. Was sollte er machen? Er hatte ein Boot, das er nicht zu steuern verstand, einen leicht verwundeten Drachen und Werkzeuge, mit denen er nicht umgehen konnte. Er wusste nicht, ob von den anderen jemand überlebt hatte, noch, ob er flussauf-oder flussabwärts nach ihnen suchen sollte. Ganz gleich, in welche Richtung er ginge, der Drache würde ihm bestimmt folgen.
    Folgen, versicherte sie ihm. Folgen Sedric. Relpda und Sedric zusammen.
    Gerade, als er diese Vorstellung hingenommen hatte, verstörte sie ihn mit einem neuen Gedanken. Leichter zu denken, leichter zu sprechen mit dir hier. Und für den Fall, dass er sie nicht recht verstanden haben sollte, schickte sie ihren Worten eine warme Woge der Zuneigung hinterher.
    Es hatte lange gedauert, bis er hatte einschlafen können, und nun, da er wieder erwacht war, war keines seiner Probleme weniger drängend geworden. Offensichtlich erwartete die Drachin, dass er sie fütterte. Vorsichtig rieb er sich das zugeschwollene Auge und schlug die muffige Decke zur Seite. Langsam setzte er sich auf und kletterte umständlich aus dem Boot. Er war zu steif, um sich mit der nötigen Leichtigkeit bewegen zu können, und von dem Umstand, dass alles schwankte, wenn er sich rührte, wurde ihm übel. Er hatte Hunger und Durst, sein halbes Gesicht war geschwollen, die Kleider klebten ihm auf der juckenden, beißenden Haut, und das Haar war ihm am Kopf festgebacken. Energisch brach er die Aufzählung seiner Unannehmlichkeiten ab. Sie hatte keinen Zweck, außer dem, sich noch elender zu fühlen.
    Besser machen.
    Wieder durchströmte ihn die Wärme, und als sie abebbte, tat ihm alles ein Stück weniger weh.
    »Heilst du mich etwa?«, fragte er verwundert.
    Nein. Ich mache, dass du nicht so viel über Schmerz denkst.
    Wie eine Droge, schoss es ihm durch den Kopf. Das war nicht so beruhigend wie die Vorstellung, geheilt zu werden, aber dennoch waren ihm weniger Schmerzen sehr recht. Was sollte er nun tun?
    Finde Essen für mich.
    Ihre Gedanken waren inzwischen klarer und verständlicher. Weniger eigenständig als verbunden mit seinen eigenen, fürchtete er. Doch er schob diesen Gedanken beiseite, da er gerade andere Sorgen hatte. Im Moment musste er nach einer Möglichkeit suchen, den Drachen zu füttern, und sei es nur, um den stechenden Hunger zu lindern, den sie mit ihm teilte. Aber wie?
    Darauf wusste er keine Antwort. Der Tag war mild, der Fluss zahmer und das Wasser weniger weiß. Wenn er auch nicht die Kenntnisse eines Jägers besaß, so hatte er doch die Waffen. Und er hatte ein Boot. Und einen Drachen.
    Nun musste er nur noch entscheiden, was er mit diesen drei Dingen anstellen sollte.
    Er tat das Erste, was ihm einfiel, entfernte sich vom Boot und pinkelte in den Fluss. Als er damit fertig war, sagte er: »So, Relpda, was sollen wir jetzt machen?«
    Essen

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