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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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allzu langer Zeit habe ich drei lange Töne von ihm gehört.«
    »Ich habe es nicht gehört.«
    »Nun, es war sehr schwach, und ich bin es gewohnt, auf solche Geräusche zu achten.« In seinem Ton schwang etwas Eigentümliches. Sie ahnte ein Geheimnis, war im Moment aber bereit, es dabei zu belassen.
    »Glaubt Ihr, dass er noch jemanden findet?«
    »Das vorauszusagen, ist unmöglich. Aber wir haben so gut wie alle Überlebenden am selben Ort gefunden. Deshalb scheint es, als hätte der Fluss das, was er von der Sandbank fortgespült hat, nicht sonderlich zerstreut, sondern zusammen an einem anderen Ort angeschwemmt.«
    Er sprach nicht weiter, aber sie begriff die Schlussfolgerung auch so. »Also glaubt Ihr, dass, wer überlebt hat, bei uns hätte gefunden werden müssen.«
    Widerwillig nickte er. »Sehr wahrscheinlich. Aber den Drachen haben wir ja auch abseits der anderen gefunden.«
    »Und Warkens Leichnam.«
    »Und den Leichnam«, pflichtete er ihr bei. »Daraus schließe ich, dass alle, die auf der Sandbank gelagert haben, als die Welle kam, hierhergetragen wurden.«
    Sie schwieg eine Weile. »Heeby und Rapskal? Die Kupferdrachin?«
    »Wahrscheinlich tot auf den Grund gesunken. Oder unter Treibholz begraben. Ein Drachenleichnam dieser Größe wäre nicht leicht zu übersehen.«
    »Und Sedric?«
    Nun schwieg er, länger, als sie es zuvor getan hatte. Schließlich sagte er: »Um ganz ehrlich zu sein, Alise, die Hüter haben überlebt, weil sie zäh sind. Ihre Haut macht sie gegen das Wasser widerstandsfähiger. Sie können alle auf einen Baum klettern, falls sie einen erreichen. Sie sind für dieses Leben geschaffen. Sedric ist das nicht. Der Mann hatte von Anfang an schon kaum Muskeln, und nachdem er tagelang im Bett lag, krank oder nicht, war er sicher noch mehr geschwächt. Ich versuche mir immer wieder vorzustellen, dass er in der Flut geschwommen ist, aber es gelingt mir nicht. Ich fürchte, er ist verloren. Das ist nicht Eure Schuld. Und ich glaube auch nicht, dass es meine ist. Es ist einfach nur so gekommen.«
    Erwähnte er das Thema Schuld nur, weil er insgeheim wusste, dass es ihre Schuld war? »Ich habe ihn in diese Sache hineingezogen, Leftrin. Ich weiß, dass er nicht Eurem Ideal von Robustheit entsprach. Aber auf seine ganz eigene Art war er stark, tüchtig und sehr fähig. Immerhin war er die rechte Hand von Hest. Ich werde nie erfahren, wieso mein Mann ihn mit mir fortgeschickt hat.« Stotternd brach sie ab. Es sei denn, Hest hatte tatsächlich geglaubt, man müsse so gründlich auf sie aufpassen, wie Sedric das getan hatte.
    »Ich habe nicht gesagt, dass er kein guter Mensch war, nur zweifle ich daran, dass er ein guter Schwimmer war«, sagte Leftrin freundlich. »Und wir dürfen die Hoffnung noch nicht aufgeben, denn wir haben einen tüchtigen Mann, der nach ihm sucht. Ich glaube, Carson will ihn genauso dringend finden wie Ihr.«
    »Dafür bin ich ihm dankbar. Ich weiß nicht, wie ich mich ihm für seine Entschlossenheit erkenntlich zeigen soll.«
    Leftrin hüstelte. »Nun, ich denke, er setzt eher auf Sedrics Dankbarkeit. Wo sie doch von derselben Sorte Mann sind.«
    »Dieselbe Sorte Mann? Ich kann mir keine unterschiedlicheren Männer vorstellen.«
    Leftrin warf ihr einen eigenartigen Blick zu und zuckte mit den Schultern. »In dem, worauf es ihnen ankommt, sind sie ähnlich genug. Das meinte ich damit. Aber lassen wir das. Carson wird jedenfalls nicht so schnell aufgeben.«
    »Und, weshalb hast du es dann getan? Wo du ihn noch gar nicht, nun, liebst?«
    Jerd zog eine Schulter nach oben. »Ich denke mal, dass ich beschlossen habe mein eigenes Leben zu leben, sobald ich aus Trehaug raus war. Es war, als müsste ich mir selbst gegenüber ein Versprechen einlösen. Und«, lächelte sie spitzbübisch, »er war der Erste. Es hat mir geschmeichelt, dass einer wie er, der so eine weiche Haut hat, etwas von mir wollte. Das muss ich dir ja nicht erklären. Nachdem man uns ein Leben lang gesagt hat, dass niemand uns berühren darf, und niemand uns berühren wollte oder könnte, weil wir als eine Art Ungeheuer zur Welt gekommen sind. Und wenn dann ein freundlicher weichhäutiger Junge kommt, den das nicht stört … Da habe ich mich einfach frei gefühlt. Deshalb beschloss ich, frei zu sein.«
    »Aha.« Thymara schluckte und überlegte, wie sie die nächste Frage formulieren sollte. Sie hatte Jerd aufgesucht, und zu ihrem Erstaunen hatte das Mädchen ihre Versuche, ein Gespräch anzufangen, nicht rüde

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