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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und bemühte sich, zu seinem Elend zurückzufinden. Und wie eine Flamme, die sich eines Dochts bemächtigt und Licht aussendet, kam ihm plötzlich die Frage in den Sinn, wieso er sich so sehr an sein Elend klammerte. Die Zuneigung seiner Drachin erfüllte ihn, wärmte ihn und verdrängte den Schmerz.
    Da. Siehst du? Das wird schon werden mit uns beiden.
    »Alter Freund, wir müssen mal ein, zwei Worte unter uns reden.«
    Leftrin sah von seinem Becher auf, den er stirnrunzelnd angestarrt hatte. Er hatte den Kaffeeschrot von heute Morgen ein zweites Mal aufgegossen, und das Getränk war dünn und bitter. Schon wollte er es über die Reling kippen, als ihm einfiel, dass es immer noch einen Deut besser als heißes Wasser war. Er wandte sich seinem Freund zu. »Die Kunst ist, einen Ort für ein paar Worte unter sich zu finden«, sagte er. Carson und Leftrin wandten sich beide um, lehnten sich mit dem Rücken an die Achterreling und beobachteten Teermanns Deck. Hüter und Mannschaft standen in plaudernden Grüppchen zusammen. Harrikin, Sylve und Skelly saßen im Schneidersitz auf dem Dach des Deckshauses. Skelly deutete zu den Sternen empor und erklärte den anderen etwas. An Deck lagen Boxter und Kase sich gegenüber auf dem Bauch und maßen sich im Armdrücken. Alum und Nortel gaben dabei die Schiedsrichter ab, während Jerd grinsend zusah. Greft stand mit finsterem Blick neben ihr. Eben verzog er den Mund und rieb sich am Kinn, als ob er dort Schmerzen hätte. Sein Gesicht veränderte sich offenbar, und es wirkte unangenehm.
    Hinter den Hütern erkannte Leftrin die Silhouetten von Swarge und Bellin, die auf die Reling gestützt die Köpfe zusammensteckten und sich unterhielten. Auf der Suche nach einer ruhigen Stelle glitt Leftrins Blick übers Deck, doch er fand keine.
    »Na, dann eben in meiner Kajüte«, sagte er leise, und Carson folgte ihm. In der Küche entzündete er eine Kerze und führte den Jäger in sein Zimmer.
    »Also, was gibt’s?«, fragte Leftrin, während er die Tür hinter sich schloss. Er steckte die Kerze in ihren Halter und setzte sich auf seine Koje. Carson nahm mit ernstem Gesicht auf dem Stuhl neben dem Kartentisch Platz und holte tief Luft.
    »Jess ist tot. Ob du es glaubst oder nicht, Sedric und die Kupferdrachin haben ihn getötet. Sedric behauptet, dass er es tun musste, weil Jess beabsichtigt hatte, die Drachin zu schlachten und sie in Chalced zu verkaufen.«
    »Sedric hat Jess umgebracht?« Leftrin konnte seinen Zweifel nicht verbergen. Er war sich so sicher gewesen, dass er selbst den Jäger getötet hatte. Dass der Mistkerl seine Prügel und die Flut überlebt hatte, war geradezu ein Wunder. Um dann von einem Stutzer aus Bingtown und einer schwachsinnigen Drachin getötet zu werden?
    »Das haben er und der Drache jedenfalls gesagt.«
    Leftrin rang nach Worten. »Versteh mich nicht falsch, wenn jemand umgebracht werden musste, dann war es dieser Kerl. Es klingt nur so unwahrscheinlich, dass Sedric dazu in der Lage sein sollte und vor allem, dass er es getan hat, um den Drachen zu schützen …« Er ließ den Satz unvollendet. Sollte Carson den Jäger umgebracht haben und die Tat aus irgendwelchen Gründen Sedric zuschieben wollen, sollte er wissen, dass er es ruhig zugeben konnte, ohne dass Leftrin ihn dafür verurteilte.
    »Es geschah, bevor ich dort ankam. Von Jess war nur noch ein wenig Blut übrig. Und Grefts Boot. Der Drache hat ihn gefressen.«
    »Nun, das passt ja«, sagte Leftrin leise und versuchte, sich ein Schmunzeln zu verkneifen. Er würde seinem Freund nicht verraten, dass der Jäger aufgrund des Kampfes mit ihm wahrscheinlich schon gehörig geschwächt gewesen war, bevor er an Sedric geriet. Es war vorbei. Teils erleichtert, teils erstaunt stieß Leftrin einen Seufzer aus. Sedric hatte sein Werk vollendet. Er war dem Mann Dank schuldig.
    »Es passt, weil Jess nur an Bord war, um Drachentrophäen zu erbeuten. Stimmt’s? Und du hast davon gewusst. Hattest du mit ihm etwa eine Abmachung?«
    Wie kaltes Wasser, das in den Rumpf eines sinkenden Schiffes läuft, erfüllte eisiges Schweigen die Kajüte. Damit hatte Leftrin nicht gerechnet. Carson wartete schweigend ab, während der Kapitän sich räusperte und eine Entscheidung traf. Es war Zeit für die Wahrheit. »Also, Carson, in Wirklichkeit sieht die Sache so aus: Gewisse Leute haben mir ein Messer an die Kehle gesetzt und geglaubt, sie könnten mich unter Druck setzen. Sie meinten, sie würden jemanden bei dieser Expedition

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