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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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das nur für eine dumme, gedankenlose und auf eine erbärmliche Weise passende Geste gewesen!
    Und jetzt schwieg er zu lange. Sie starrte ihn an und zögernd machte sich ein Triumph in ihren Augen breit. Es war ein elender Triumph. »Sedric«, sagte sie.
    »Ach, das Medaillon.« Eine Lüge, er brauchte eine Lüge. Irgendeine Ausflucht, einen Grund, weshalb er einen solchen Gegenstand besaß. »Das gehört mir. Das ist meins.«
    Die Worte waren so leicht ausgesprochen. Dann hingen sie unwiderruflich und unmissverständlich in der Stille des Raums. Alles erstarrte zur Lautlosigkeit. Er sah Alise nicht an. Falls sie noch atmete, hörte er es nicht. Aber er atmete, oder etwa nicht? Langsam und flach. Kann man einen Moment ungeschehen machen? Er legte seine ganze Willenskraft in den Versuch, den Augenblick durch seine Regungslosigkeit aus der Vergangenheit zu löschen.
    Aber sie sprach, und nagelte seine Worte, die schlimmstmögliche Aussage, die er hätte machen können, in der Wirklichkeit fest. »Sedric, ich verstehe nicht.«
    »Nein«, gab er zurück. Er sprach in fast beiläufigem Tonfall, als bedeutete ihm dieses Geständnis nichts. »Das verstehen die wenigsten Menschen. Und in letzter Zeit verstehe ich es selbst kaum noch, wie ich zugeben muss. Hest? Hest und Immer auf demselben Medaillon? Welch unwahrscheinliche Verbindung.« Er lachte, doch das Geräusch zerstob um ihn her in tausend Scherben. Ohne dass er hätte sagen können, was ihn dazu bewog, schob er die Hand in das Bündel, das er als Kissen benutzte, und zog das Medaillon hervor. »Hier. Du kannst es haben, wenn du willst. Es ist weniger ein Geschenk von Hest als von mir.«
    »Dann hast du … Ich begreife es nicht, Sedric. Du hast es machen lassen? Aber Hest musste doch davon gewusst haben. Er hat doch für das Portrait Modell gesessen, oder nicht? Es sieht ihm so ähnlich, dass es gar nicht anders möglich ist!«
    Kühn drückte er den Verschluss, sodass der Deckel aufsprang. Hest sah sie beide an und schien hämisches Vergnügen zu empfinden angesichts des Trümmerfelds, das er aus ihrer beider Leben gemacht hatte, und des Staubhäufleins, zu dem ihre Freundschaft unter seiner Berührung zerfallen war. Sedric sah Hest in die Augen, während er antwortete. »O ja, er hat Model gesessen. Ich habe Rolleigh mit dem Gemälde beauftragt. Es war sehr teuer, und Rolleigh fühlte sich mit Recht beleidigt von Hests anmaßendem Betragen während der Sitzungen und angesichts des vollendeten Werks. Eigentlich sollte er sechsmal an einem geheimen Ort Modell sitzen, abends, nach Sonnenuntergang. Doch er erschien nur zweimal. Und Rolleigh wollte ihm das Portrait zeigen, bevor es in das Medaillon gesetzt wurde. Doch Hest machte sich nicht die Mühe, den Maler aufzusuchen, es zu begutachten und ihm für die getreue Wiedergabe zu danken. Das überließ er mir. Und dass Rolleigh verärgert war, kann ich ihm schwerlich verdenken. Hest war widerlich und herablassend, was die ganze Sache anging. Und er hat Rolleigh lediglich wissen lassen, dass er die beiden Sitzungen und das Gemälde geheim halten sollte, wenn ihm etwas am eigenen Fortkommen liege.«
    Während seiner Erzählung warf er zuweilen einen Blick zu ihr hinüber. Sie saß da, sommersprossig und unscheinbar, und ihr widerspenstiges rotes Haar unfrisiert. Es hatte sich wirbelnd aus den Nadeln gelöst, mit denen sie es festgesteckt hatte, und fiel in wirren Locken um Stirn und Wangen. Ihre Kleider waren sauber, aber abgetragen. Ihre Bluse begann, an den Säumen auszufransen. Sie ähnelte der Frau, die Hest geheiratet hatte, die Tochter einer vornehmen, aber heruntergekommenen Mittelschicht. Und in ihrem Blick lag nichts als Verwirrung. Nicht einmal der schwächste Funken Verständnis dessen, was er ihr gerade eigentlich erzählte, flackerte darin auf.
    »Ich verstehe nicht, weshalb du etwas bezahlt hast, damit er Modell sitzt, Sedric. Und schon gar nicht für eine Miniatur für ein Medaillon. Wenn du es mir geben wolltest …«
    »Alise, bist du denn wirklich so ahnungslos? In deinem Alter? Lass es mich dir ganz offen sagen. Ich liebe deinen Mann. Ich liebe ihn schon seit Jahren, noch bevor er daran dachte, jemanden zu heiraten, um seinem Haushalt eine ehrbare Fassade zu verpassen. Verstehst du es jetzt?«
    Allmählich dämmerte es ihr. Rosafarbene Flecken bildeten sich auf ihren Wangen, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck und Entsetzen. Er kam der unvermeidlichen Frage zuvor.
    »Ja. Er ist mein Geliebter. Wenn

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